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Feentod

Feentod

Titel: Feentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
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auf und trinken!«, befahl sie und hielt Alinas Gesicht unter den kalten Strahl. Ein paar gierige Schlucke später zog sie die Freundin wieder hoch und trocknete ihr Gesicht mit ein paar der grauen Einmalhandtücher, die neben dem Becken lagen. Zum ersten Mal schaute sie Alina direkt an. Sie sah erbärmlich aus. Ihre wasserblauen Augen blinzelten ganz trüb zwischen dicken schwarzen Rändern hervor. Das ganzes Make-up war verlaufen und ihr Lippenstift hatte sich so verselbstständigt, dass ihr Mund problemlos in ein Clownsgesicht gepasst hätte. Noraya griff noch einmal nach den Handtüchern, um Alinas Gesicht mit viel Wasser und Seife in einen einigermaßen ansehnlichen Zustand zu bringen.
    Â»Aua«, Alina jammerte wie ein kleines Kind, doch Noraya ließ sich davon nicht beeindrucken.
    Â»Noch mal aufs Klo?«, fragte sie stattdessen und schob Alina, ohne eine Antwort abzuwarten, sanft in eine der Toiletten.
    Gut eine Viertelstunde später war Noraya fix und fertig. Nicht nur körperlich, sondern auch mit den Nerven. »Da machste was mit«, flüsterte sie mehr zu sich selbst als zu Alina, die bereits laut schnarchend auf ihrer Luftmatratze lag.
    Lautes Sirenengeheul riss sie nur wenige Stunden später aus dem Schlaf. Noraya kam es vor, als ob sie erst fünf Minuten geschlafen hatte, und sie kroch ganz tief in ihren Schlafsack. Aber der Lärm war so ohrenbetäubend laut, als ob tausend Krankenwagen direkt durch das Zelt rollten. Norayas ganzer Körper schmerzte vor Erschöpfung. Konnten die nicht einfach still sein? Aber was, wenn das die Feuerwehr ist?
    Schnell befreite sie sich aus ihrem Schlafsack und öffnete das Zelt. Seit Noraya im letzten Sommer Zeuge eines schlimmen Brandes an ihrer Schule geworden war, löste der Gedanke an Feuer Panik in ihr aus. An Alina vorbei zwängte sie sich aus dem Zelt. Draußen standen bereits einige Leute und unterhielten sich angeregt. Augenscheinlich hatten die Sirenen auch sie geweckt.
    Â»Was ist denn da los?«, fragte Noraya eine junge Frau.
    Â»Angeblich ist jemand verunglückt!«
    Â»Kein Feuer?«
    Â»Nö.« Die Frau schüttelte den Kopf und Noraya kroch beruhigt zurück ins Zelt. Erst jetzt fiel ihr auf, dass Katis Schlafplatz noch immer leer war.
    Â»Alina!« Noraya rüttelte ihre Freundin an den Schultern. Aber die gab nur undefinierbare Töne von sich, ihre Augenlider öffneten sich keinen Millimeter.
    Â»Wo ist Kati?«, versuchte es Noraya noch einmal und klopfte Alina mit der flachen Hand auf die rechte Wange.
    Â»Lass mich«, murmelte Alina und versuchte, Noraya wegzudrücken.
    Aber der reichte es. »Wach auf. Da ist was passiert«, schrie sie. »Und ich will jetzt verdammt noch mal wissen, wo Kati steckt!«
    Â»Keine Ahnung«, nuschelte Alina – jetzt schon etwas deutlicher. Stöhnend rappelte sie sich auf und griff sich an den Kopf. Noraya kramte kommentarlos in ihrem Kulturbeutel nach ein paar Kopfschmerztabletten, die sie der Freundin zusammen mit einer Wasserflasche entgegenhielt. Sie musste unwillkürlich grinsen, als sie Alinas Steckdosenfrisur sah. Die am Vortag sorgfältig gestylten Haare standen jetzt in alle Richtungen vom Kopf ab.
    Â»Hab ich ’nen Brand!«, jammerte Alina und leerte die kleine Flasche in einem Zug. Prompt entfuhr ihr ein lauter Rülpser und Noraya drehte angewidert den Kopf zur Seite.
    Â»Boa, mit deinem Atem kannst du eine ganze Kompanie betäuben«, rief sie und warf Alina ein Päckchen Kaugummi in den Schoß. Alina schlug sich die Hand vor den Mund und kicherte.
    Noraya dagegen war ganz und gar nicht zum Lachen zumute. »Warst du gestern Nacht mit Kati zusammen?«, platzte es aus ihr heraus. Ihr war ein schrecklicher Verdacht gekommen. Was, wenn es Kati war, die den Unfall gehabt hatte?
    Â»Nora. Es tut mir schrecklich leid«, begann Alina, der langsam wieder einfiel, was am Vorabend geschehen war. Verlegen stopfte sie sich gleich drei Kaugummis auf einmal in den Mund und massierte ihre pochenden Schläfen.
    Â»Was ist nun mit Kati?« Obwohl Alina aussah, als würde ihr bereits das Nachdenken Schmerzen bereiten, blieb Noraya hartnäckig.
    Nach langem Schweigen schüttelte Alina schließlich den Kopf. »Ich war die ganze Zeit nur mit Hagen zusammen. Nora, ich …«
    Â»Und hast du noch mal etwas von ihr gehört?«, fuhr Noraya dazwischen. »Vielleicht eine SMS

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