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Feentod

Feentod

Titel: Feentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
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tobte die Menge, denn die weithin über das Stadtgebiet hinaus bekannte Band Ef-Ef-Why feierte mit ihren Fans.
    Noraya entledigte sich schon nach kurzer Zeit ihrer Jacke, um ausgelassen mitzutanzen. Bald gesellte sich ein großer dunkelblonder Kerl mit Brille zu ihr und sprach sie an: »Du und Engelhauch, ihr seid auch super gewesen heute. Hat mir, ehrlich gesagt, sogar besser gefallen als Ef-Ef-Why.«
    Â»Quatsch«, Noraya schüttelte lachend ihre roten Locken.
    Â»Kein Quatsch. Valentino habe ich das auch gesagt.«
    Â»Ihr kennt euch?«
    Â»Flüchtig«, antwortete Norayas Gegenüber und lächelte sie an. Auf der rechten Wange bildete sich dabei ein längliches Grübchen. Sehr sympathisch, fand Noraya und freute sich, als er ihr die Hand entgegenstreckte.
    Â»Ich bin Staff. Magst du auch was trinken?« Noraya ergriff perplex seine warme Hand und erwiderte:
    Â»Nora. Eigentlich Noraya.« Staff lachte und erklärte, dass sein Eigentlich-Name Gustav war, aber kein Mensch, außer seinen Großeltern, ihn so nannte.
    Um sich in Ruhe unterhalten zu können, winkte Staff Noraya etwas von der Bühne weg. Jetzt mussten sie sich nicht mehr so anschreien. »Hast du vielleicht Lust auf ein kaltes Bier?«
    Â»Gerne«, freute sich Noraya. Verwundert folgte sie Staff, der, statt in Richtung der Getränkestände, zu einem abseitigen Gebäudetrakt ging. Dort zückte er einen Schlüssel und öffnete die schmale Tür. Dahinter lag eine Art Abstellkammer.
    Â»Halt mal kurz.« Staff zog eine Kühltasche hervor.
    Â»Weizen oder Pils?«
    Â»Gerne ein Weizen«, lachte Noraya und fragte neugierig: »Wieso hast du hier dein Zeug? Arbeitest du auf dem Festival?«
    Â»Ja, ich bin eine Art Mädchen für alles.«
    Â»So nach Mädchen siehst du aber gar nicht aus«, konterte Noraya.
    Â»Da bin ich aber erleichtert«, grinste Staff und drückte ihr das kalte Bier in die Hand. »Willst du zurück oder darf ich dich zum Lagerfeuer einladen?«
    Â»Lagerfeuer?«
    Â»Dort hinten.« Staff wies mit ausgestrecktem Arm in einen Innenhof.
    Noraya zögerte kurz. Was wusste sie von Staff?
    Â»Wir sind dort unter Leuten«, fügte er schnell hinzu, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Alles harmlose Kollegen, die hier mithelfen.«
    Â»Ja, gerne zum Lagerfeuer«, entschied sich Noraya und schritt neben Staff her. Er war mindestens einen Kopf größer als sie, trug schwarze enge Jeans und einen dunklen Kapuzenpulli. Jetzt sah sie auch, dass auf seiner rechten Brust das Symbol des Festivals prangte.
    Â»Was macht man hier als Mädchen für alles?«, fragte Noraya neugierig, als sie gemeinsam mit etwa einem Dutzend Leute am Lagerfeuer saßen.
    Â»Hauptsächlich verlege ich Kabel, drehe an Reglern, schleppe Equipment und verscheuche allzu neugierige Festivalbesucher von der Bühne.«
    Â»Bist du Tontechniker?«
    Â»So was in der Art«, antwortete Staff. »Jetzt bin ich dran. Darf ich auch was fragen?«
    Noraya nickte lächelnd. »Klar.«
    Staff wollte wissen, seit wann sie sang, wer die Songs für Engelhauch schrieb und ob sie ihm gelegentlich einmal Tipps geben würde, wie man eine so umwerfend klare Stimme bekommen könnte.
    Â»Ich nehme ganz stinknormale klassische Gesangsstunden«, verriet Noraya und hoffte, dass Staff keiner von der Sorte war, der das affig fand.
    Â»Toll. Singst du also auch klassische Stücke?«
    Â»Ja, auch.« Erfreut über Staffs Interesse erzählte sie ihm gleich noch mehr. »Und wenn es nach meinem Vater ginge, dann würde ich nichts anderes singen. Außer vielleicht noch arabische Volksmusik«, lachte Noraya.
    Staff beobachtete sie einen Moment nachdenklich. »Wie meinst du das?«
    Ohne richtig zu wissen, warum, und ohne nachzudenken, begann sie, Staff in die Ansichten ihres Vaters einzuweihen. All das kam ihr einfach so über die Lippen. Vielleicht auch deshalb, weil Staff auf ihre Schilderung gar nicht so reagierte wie die meisten, die sofort anfingen, ihren Vater zu verurteilen, und ihr gute Ratschläge gaben.
    Staff hörte Noraya einfach nur zu und schien ihr Dilemma zu verstehen. »Leute wie dein Vater, die in einem anderen Kulturkreis aufgewachsen sind, sind anscheinend tierisch verunsichert, wenn ihre Kinder plötzlich ganz anders leben als sie selbst«, meinte er nachdenklich. »Ich finde es wirklich schwierig. Kann man

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