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Feentod

Feentod

Titel: Feentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
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Reflexartig zog sie ihr Handy heraus, unternahm dann aber nichts. »Ich bin ja nicht ihre Aufseherin«, brummelte sie verärgert und machte sich stattdessen, mit dem Kulturbeutel bewaffnet, auf den Weg zum Waschtrakt.

6.
    N oraya riss die Augen auf. War der grelle Schrei nur ein Nachklang ihres Traums gewesen oder hatte sie wirklich etwas gehört? Angestrengt lauschte sie in die Dunkelheit hinein – die Taschenlampe eng an sich geklammert. Ihre Nackenhaare waren leicht aufgestellt und ihr Herz raste. Noraya musste sich erst einmal sammeln. Das diffuse Traumgefühl in ihr war präsenter als das Hier und Jetzt. Obwohl es im Inneren der Schlafkammer total dunkel war, spürte sie, dass auf den Luftmatratzen von Alina und Kati niemand lag. Vorsichtig schaltete sie die Taschenlampe unter ihrem Schlafsack ein. Wenn da draußen wirklich etwas im Gange war, wäre es sicher klüger, unbemerkt zu bleiben. Noraya hörte nur ihren eigenen Atem und ihr Blick verweilte auf den zwei verwaisten Nachtlagern. Ein Schreck durchfuhr sie, als sie einen prüfenden Blick auf die Armbanduhr warf: 4 Uhr 27. Alina war jetzt schon seit über acht Stunden verschwunden!
    Â»Scheiße«, fluchte Noraya und tastete hektisch nach ihren Schuhen. Schnell streifte sie sich die Jacke über und öffnete langsam den Reißverschluss des Zelts. Durch einen Spalt spähte sie nach draußen in die dunkle Nacht. Kühle Luft strich ihr über die Stirn. Alles schien ruhig zu sein. Mutig streckte sie sich etwas weiter hinaus und ließ ihren Blick über den Platz schweifen. Die schemenhaften Umrisse der vielen Zelte wirkten im schalen Licht des Neumondes wie zu groß geratene Maulwurfhügel. Plötzlich zuckte Noraya zusammen. Ein lang gezogenes Stöhnen ertönte aus der Dunkelheit. Die Quelle des Geräuschs befand sich in ihrer unmittelbarer Nähe, direkt hinter dem Zelt! Erschrocken zog sie ihren Kopf wieder zurück und starrte mit aufgerissenen Augen die hintere Zeltwand an. Mit einem Mal wurde ihr bewusst, wie leicht diese im Fall der Fälle zu überwinden wäre. Ein zu allem entschlossener Angreifer brauchte nur mit einem spitzen Gegenstand die Plane aufschlitzen und schon konnte er in das Innere des Zelts eindringen. Aber Noraya fand gar keine Zeit, sich weiter darüber Gedanken zu machen, denn da war es wieder, das schreckliche Geräusch. Fluchtartig verließ Noraya das Zelt, das ihr auf einmal wie eine Falle erschien, und versteckte sich hinter der großen Kastanie. Die Taschenlampe umklammerte sie dabei wie einen Schlagstock. Schon hörte sie wieder etwas. Aber dieses Mal klang das Geräusch anders. Gar nicht mehr bedrohlich, sondern … ekelhaft. Da kotzt sich jemand die Seele aus dem Leib. Hinter unserem Zelt. Norayas Angst war wie weggeblasen. Mit schnellen Schritten hatte sie den Störenfried erreicht.
    Â»Kotz gefälligst woanders, du …« Noraya stockte. »Alina?« Mit einem Satz stand sie neben der Freundin, die über einem Papierkorb hinter dem Zelt hing. Ihre Haare hingen wirr vor ihrem Gesicht und ein lang gezogenes Stöhnen kam aus ihrem Mund, als Noraya sie leicht am Arm berührte.
    Â»Komm, ich helfe dir!« Alina hustete. »Du bist ja völlig hinüber!«
    Â»Nie wieder Alkohol!«, nuschelte Alina und versuchte, sich mit letzter Kraft aufzurichten.
    Noraya musste sie stützen, so sehr schwankte sie. Schnell zog sie ein Papiertaschentuch aus ihrer Jacke und reichte es der Freundin, die sich damit umständlich über den Mund wischte. »Ist alles raus?«
    Â»Weiß nicht.«
    Â»Kannst du wieder stehen?«
    Â»Hmmm.«
    Â»Und vielleicht auch ein paar Schritte laufen?«
    Â»Logo«, lallte Alina und stürmte zum Beweis voran. Dabei wäre sie beinahe kopfüber im Papierkorb landet.
    Noraya griff der Freundin um die Taille und redete bestimmt auf sie ein: »Alina! Wir gehen jetzt zu den Waschräumen. Ganz langsam. Ein Bein vor das andere setzen. Hörst du?«
    Â»Zu Befehl!«
    Â»Ganz langsam. Rechts und links, rechts und links. Kann gar nix passieren. Ich halte dich.«
    Auf dem Weg zum Waschraum redete Noraya unentwegt auf Alina ein. Dort angekommen lehnte sie die Freundin an eines der Waschbecken und drehte das kalte Wasser auf.
    Â»Brrr«, Alina versuchte, sich aus Norayas energischem Griff zu befreien. Aber die war inzwischen so genervt, dass sie kein Erbarmen kannte.
    Â»Mund

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