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Feentod

Feentod

Titel: Feentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
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nicht so einfach verurteilen. Aber wenn dann so Sachen wie Ehrenmorde geschehen, dann hört mein Verständnis auf.«
    Noraya nickte nachdenklich. Sie war überrascht, wie locker sie mit diesem fremden Jungen über ihr Dilemma sprechen konnte. Ihr Gespräch wurde unterbrochen, als plötzlich ein schwarz gelockter Typ zu ihnen trat.
    Â»Staff, altes Haus«, rief er. Noraya erkannte ihn sofort. Es war der Sänger von Ef-Ef-Why.
    Â»Faris!« Staff stand auf, begrüßte den Ankömmling mit Handschlag und stellte ihn Noraya vor. So mir nichts, dir nichts neben dem wahrscheinlich angesagtesten Typen des Abends am Lagerfeuer zu sitzen, ließ ihr Herz ein wenig schneller schlagen. Und es kam noch besser.
    Â»Bei Gelegenheit musst du mir mal verraten, wie du die hübschesten Mädchen dazu bringst, mit dir am Lagerfeuer Bier zu trinken«, wandte sich Faris an Staff und Noraya spürte, wie sie feuerrot anlief. Gott sei Dank war es dunkel.
    Â»Noraya ist die Sängerin von Engelhauch«, antwortete Staff und Faris horchte auf.
    Â»Dein Name klingt arabisch.«
    Â»Ja. Mein Vater stammt aus Tunesien«, antwortete Noraya perplex. Warum sprach sie auf einmal mit allen Leuten über ihren Vater?
    Â»Das ist lustig. Mein Vater ist Ägypter.«
    Â»Masa al hiyr, Noraya. Kaifa haluki?«
    Â»Ana bi hiyr. Shukran«, antwortete Noraya auf Arabisch und fügte hinzu: »Lass uns lieber deutsch sprechen. Ich kann nicht gut Arabisch und außerdem versteht Staff uns nicht.«
    Aber Faris ließ sich durch Norayas Einwand nicht davon abbringen, weiter in seiner zweiten Muttersprache mit ihr zu plaudern. Die Zeit verging wie im Flug, und als Noraya einmal wieder ihr Handy zückte, um zu schauen, ob sie vielleicht Nachricht von Alina bekommen hatte, war es schon nach ein Uhr.
    Staff gähnte immer wieder. »Ich muss jetzt in die Falle. Morgen geht es hier früh wieder los. Noraya, soll ich dich zum Zeltplatz …?«
    Â»Ach, das mache ich schon«, fiel ihm Faris ins Wort. »Ich muss mir sowieso noch ein bisschen die Beine vertreten.«
    Â»Also dann«, verabschiedete sich Staff und wünschte beiden eine gute Nacht.
    Â»Danke für die Bewirtung!«, rief ihm Noraya noch nach und stand auf. Ihre Beine waren schon ganz steif vom Sitzen. Als sie etwas gegen Faris taumelte, zog der sie leicht an sich. In diesem Moment kehrte Staff noch einmal zurück.
    Â»Habt ihr meine Jacke gesehen?« Noraya löste sich von Faris und sah sich um. Staff hatte seine Jacke am Feuer gefunden. Er stand ihr gegenüber und schaute sie direkt an. Für einen Augenblick hatte Noraya das Gefühl, dass er noch etwas sagen wollte. Instinktiv wich sie einen halben Schritt von Faris zurück. Aber Staff nickte ihnen nur wortlos zu und eilte dann weg.
    Auch auf dem Weg zum Zeltplatz achtete Noraya weiterhin darauf, dass ein kleiner Abstand zwischen ihr und Faris blieb. Auch wenn sie sich sehr wohl in seiner Gegenwart fühlte, hatte sie, anders als Alina, wenig Übung, was nächtliche Abenteuer anging. Zu dieser späten Stunde fühlte sie sich einfach nicht mehr in der Lage, irgendeine neue Erfahrung zu machen. Außerdem machte sie die Nähe zu dem so umschwärmten Faris merkwürdig nervös.
    Auf dem Festivalgelände waren nur noch vereinzelt kleine Gruppen unterwegs, und als sie den schmalen Weg von der Festung hinab zum Zeltplatz schritten, waren sie ganz alleine. Im Kassenhäuschen saß ein älterer Herr, der sich Norayas Platz-Ausweis zeigen ließ. Faris, der keinen besaß, durfte nicht mit hinein.
    Â»Das war ein schöner Abend mit Staff und dir«, sagte Noraya und Faris beugte sich zu ihr herab, küsste sie erst auf die eine Wange und dann auf die andere.
    Â»Du bist süß«, raunte er ihr ins Ohr und Noraya konnte gerade noch verhindern, dass er sie auch noch auf den Mund küsste.
    Â»Schlaf gut«, sagte sie stattdessen und schritt durch das Tor. Ihr Herz klopfte ein wenig schneller und sie war froh, dass es dieses Kassenhäuschen gab, was Faris darin hindern würde, ihr zu folgen. Wer weiß. Vielleicht hätte er sie doch noch rumgekriegt! Aber als sie sich noch einmal umdrehte, hatte er sich schon auf den Rückweg gemacht. Mit schnellem federndem Gang lief er Richtung Zitadelle.
    Am Zelt angekommen, stellte Noraya enttäuscht fest, dass weder Alina noch Kati da waren. Ihre Schlafplätze waren unberührt.

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