Feentod
Freunde. Ein bisschen Ablenkung konnte jetzt nicht schaden. Schnell rappelte sie sich auf.
Auf dem Weg zur Bühne berichtete sie von den schrecklichen Geschehnissen des Vormittages. Auch von ihrer Angst, dass die Polizei womöglich auf die Idee kam, bei ihr zu Hause anzurufen. Wie so oft fand Vale die richtigen Worte, um sie zu beruhigen.
»Sobald Faris aus dem Koma erwacht, wird er ihnen erzählen, was passiert ist.«
»Und wenn er nie mehr aus dem Koma erwacht?« Norayas Stimme zitterte, als sie ihre gröÃte Befürchtung aussprach. Darauf hatte auch Vale keine Antwort. Spontan nahm Mara sie in den Arm. »Du musst immer vom Besten ausgehen, Nora. Und wenn es dir keine Ruhe lässt, dann fahr zum Krankenhaus. Vielleicht kannst du dort Genaueres über Farisâ Zustand rausbekommen.« Noraya nickte. Sie war so dankbar, dass die beiden aufgetaucht waren. Vale und Mara waren in dieser Situation eindeutig bessere Ratgeber als Alina und Kati.
Auf der groÃen Bühne lief nun wieder Programm. Eine Bläsergruppe aus Bayern heizte den Leuten mit brasilianischen Rhythmen ein. Noraya, Mara und Vale mischten sich ins Publikum. Die Band war richtig gut und Noraya nutzte die Chance, um sich den Frust von der Seele zu tanzen. Doch nach einer halben Stunde betrat plötzlich ein leicht ergrauter Herr mit Pferdeschwanz die Bühne, augenblicklich verstummte die Musik.
»Liebe Festivalbesucher. Leider muss ich euch die traurige Mitteilung machen, dass heute auf den Freilicht-Bühnen keine Live-Musik mehr gespielt werden kann.« Ein missmutiges Raunen ging durch die Menge und der Mann hob beschwichtigend die Hände. »Wie ihr sicher mitbekommen habt, ist gestern Nacht ein junger Mann schwer verunglückt. Gerade kämpfen die Ãrzte auf der Intensivstation um sein Leben. Die Festivalleitung hat deshalb beschlossenen, die Party so lange zu unterbrechen, bis wir mehr wissen. Leute, bitte habt Verständnis und haltet euch auch daran, nicht über die polizeilichen Absperrungen zu treten. Es werden immer noch Spuren ausgewertet. Dankeschön.«
Unschlüssig blieben viele Zuhörer stehen und begannen, sich über den Unfall zu unterhalten.
»Das klingt aber gar nicht gut«, sprach Vale schlieÃlich aus, was sie alle dachten, und Noraya spürte wieder, wie ihr Hals enger wurde. Was hatte der Mann gesagt? Dass immer noch Spuren ausgewertet wurden. Ging die Polizei vielleicht gar nicht mehr von einem Unfall aus?
»Nora, hörst du mich?« Erschrocken blickte sie auf. Vale stand dicht vor ihr, bemüht, sie aus ihren Gedanken zu reiÃen. »Sollen wir dich vielleicht bei dir zu Hause absetzen? Mara und ich wollen eh fahren.«
»Oh ja. Das ist nett von euch.« Erleichtert nahm Noraya das Angebot an. Sie wollte hier nur noch weg. In Windeseile rannte sie zum Zelt, packte ihre Sachen und schrieb schnell einen Zettel für Alina.
8.
K einer da, stellte Noraya erleichtert fest, als sie die Haustür hinter sich ins Schloss fallen lieÃ. Ihre vorzeitige Rückkehr hätte Mama sicher alarmiert und auf deren Fragen hatte sie nun wirklich keinen Bock.
Sie wollte nur noch raus aus den Klamotten und in die warme Badewanne. Mit einem langen Seufzen lieà sie sich wenig später in den Schaum sinken und schloss die Augen. Tat das gut! Sofort tauchte sie ab in die Erinnerung an ihren groÃen Auftritt. Dieser magische Moment, als die Musik von ihr und den Jungs wie zu einer einzigen Stimme verschmolzen war. Wie intensiv sie sich mit dem Publikum verbunden gefühlt hatte.
»Unfassbar schön«, flüsterte Noraya in den Schaumberg vor ihrer Nase. Die kleinen Flocken, die sie dabei in die Luft pustete, vollführten einen fröhlichen Tanz, bevor sie wieder mit der groÃen weiÃen Masse verschmolzen. Leise summte Noraya die Melodie von Feentod vor sich hin und stellte sich vor, wie es wäre, jede Woche solche Konzerte zu geben. Wie es wäre, ein Profi zu sein. Zusammen mit der Band auf Tournee zu gehen und in ganz verschiedenen Städten ihre Musik zu spielen. Wenn Engelhauch -CDs in groÃen Stapeln in den Läden liegen und ihre Songs aus Lautsprechern an den verschiedensten Orten ertönen würden.
»Genial!«, murmelte sie und freute sich, dass Vale von einer Option auf ein CD-Projekt gesprochen hatte. Noraya spürte, wie eine kleine Hitzewelle ihren Körper erfasste. Das lag sicher nicht nur an dem heiÃen
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