Feentod
Zurück.
Als Wünsche in Erfüllung gingen,
platzte Wirklichkeit wie ein Gewitterregen
kalt auf mich hernieder.
Ich bin bereit für neue groÃe Schritte.
BarfuÃ, wenn es sein muss, geh ich weiter meinen Weg.
Und meine Wünsche führn mich in die Mitte -
in die Mitte meines Herzens, das auf Anfang schlägt.
9.
W eil Feiertag war, läutete am Montagmorgen kein Wecker. Dafür aber Norayas Handy. Schlaftrunken taumelte sie aus ihrem Bett und kramte das Gerät aus ihrer Tasche.
»Ja bitte?«
»Hallo. Dies ist ein Weckruf von klingel.de« , meldete sich eine Computerstimme, während im Hintergrund seichte Musik dudelte. Noraya stöhnte auf und beendete schnell das Telefonat.
»Was war das denn?« Verärgert wankte sie zurück Richtung Bett. Ein Blick auf den Wecker zeigte, dass es noch mitten in der Nacht war: 4 Uhr 30. Welcher Idiot verwechselt denn die Nummer, wenn er einen Weckruf bestellt? Noraya schüttelte den Kopf, während sie sich vorstellte, dass in diesem Augenblick irgendwo, in irgendeinem Bett jemand einen wichtigen Termin verschlief.
»Selbst schuld«, murmelte Noraya, als sie sich die Decke über die Ohren zog und wieder entschlummerte.
Ein paar Stunden später wurde sie schon wieder unsanft aus ihren Träumen gerissen. Dieses Mal war es Helia, die wild an ihre Tür klopfte und dann, ohne eine Antwort abzuwarten, ins Zimmer stürmte.
»Du hast einen Liebesbrief bekommen«, rief sie und wedelte grinsend mit einem roten Briefumschlag.
»Raus hier!«, brummte Noraya ins Kissen und drehte sich zur Wand. Sie war hundemüde. »Heute ist Feiertag, da kommt keine Post.«
»Ist ja auch eingeschmissen worden. Hat keine Briefmarke.« Helia lieà sich nicht abwimmeln. »Soll ich mal öffnen?«
»Untersteh dich!« Blitzschnell schnappte sich Noraya den Brief und deponierte ihn unter ihrem Kopfkissen. Beleidigt versuchte Helia, ihrer groÃen Schwester die Bettdecke wegzuziehen. »Jetzt mach schon auf.« Aber Noraya wiederholte ihr immer unfreundlicher werdendes »Verschwinde!« so oft, bis es Helia zu dumm wurde und sie türschlagend den Raum verlieÃ. Sofort sprang Noraya aus ihrem Bett und drehte den Schlüssel herum.
»Kleine Schwestern sind eine Strafe Gollahs«, schimpfte sie und kuschelte sich wieder in ihre warme Decke. Der Brief unter ihrem Kopfkissen knisterte, als sie sich darauflegte. Was da wohl drin war? Neugierig zog sie den Umschlag hervor. Das weinrote Kuvert war mit Tesastreifen zugeklebt, vorne stand in Druckbuchstaben »Für Noraya«. Sonst nichts.
Vielleicht eine Einladung, dachte sie und öffnete den Brief vorsichtig. Zum Vorschein kam ein Foto â ein Foto von ihr und Engelhauch in voller Aktion auf der Festivalbühne. Wer das wohl geschossen hatte?, fragte sie sich. Vielleicht Alina? Noraya betrachtete das Bild genauer und fand, dass sie super getroffen war. Doch dann kam ihr ein schrecklicher Gedanke. »Wenn DAS Papa sehen würde!«, flüsterte sie. Das Bild hatte immerhin im Briefkasten gesteckt! Was, wenn er und nicht Heli ihn geleert hätte? Das musste sie dem Absender unbedingt sagen.
Neugierig drehte Noraya das Bild herum. Aber hinten stand nichts drauf und auch sonst befand sich im Briefumschlag kein erklärender Zettel oder sonst ein kurzer Hinweis darauf, von wem der Umschlag kam. Sehr merkwürdig, wunderte sich Noraya und tippte weiter auf Alina. Die hatte manchmal so komische Ideen.
»Tut mir leid, junge Dame. Aber wir dürfen über Patienten nur Auskunft geben, wenn sie ausdrücklich ihre Einwilligung dafür gegeben haben. Sind Sie eine Verwandte?«
»Nur eine Freundin«, erklärte Noraya unsicher. Nach langem Ãberlegen hatte sie sich am Nachmittag endlich durchgerungen, zu Faris in die Klinik zu fahren. Sein Unfall lieà ihr einfach keine Ruhe.
»Dann kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen.« Die Frau an der Pforte zuckte entschuldigend mit den Achseln.
»Können Sie wenigstens sagen, ob Faris schon aus dem Koma erwacht ist?« Die Dame hinter der Glasscheibe schüttelte stumm den Kopf. Ihr Lächeln war freundlich, aber unerbittlich. Unverrichteter Dinge machte sich Noraya langsam wieder auf Richtung Bushaltestelle. Noch einmal drehte sie sich um und starrte auf die groÃen Gebäude der Uniklinik, in denen irgendwo Faris in einem Bett liegen musste und, vermutlich an Schläuche
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