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Feentod

Feentod

Titel: Feentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
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dass keiner ihrem Blick auswich.
    Vale trat neben sie und legte ihr brüderlich einen Arm auf die Schulter. »Wenn Nora uns das verspricht, dann meint sie das auch so. Die Sache ist ja auch die, dass bei ihr daheim viel Wert auf Familienfeste gelegt wird. Mehr als bei uns.«
    Noraya erschrak. Bevor der enge Freund ihres Bruders noch mehr über ihre Familiensituation ausplaudern konnte, fiel sie ihm schnell ins Wort: »Natürlich werde ich mich bemühen. Das verspreche ich. Kommt nicht mehr vor, dass wegen mir ein Auftritt nicht klappt.« Die anderen sollten sich auf keinen Fall dazu gezwungen fühlen, immer Rücksicht auf sie zu nehmen. Reichte schon, dass ihre Freundschaft mit Alina ständig damit belastet war.
    Â»Okay, lasst uns endlich mit dem wichtigen Teil des Abends beginnen«, sagte Vale abschließend und griff nach der E-Gitarre. Es dauerte zum Glück nur ein paar Takte, bis Noraya den kleinen Kloß im Hals, der noch vom Streit übrig geblieben war, aus sich rausgesungen hatte.
    Als sie eine halbe Stunde später an ihrem Lieblingssong arbeiteten, war ihre Stimme wieder völlig frei.
    Â»Können wir den Refrain noch mal machen«, bat Chris, während er schon ein paar Takte auf seinem Bass durchfingerte.
    Â»Spielen wir doch gleich den ganzen Song noch einmal von vorne«, schlug Vale vor.
    Â»Das Luftschiff hat die Fee gebaut, wir tanzen auf nackten Sohlen. Die Wolken berühren unsere Haut, sie hat es so befohlen.« Mit Inbrunst sang Noraya ihren Song Feentod ins Mikro und schloss dabei die Augen. Sie liebte das Lied nicht nur wegen der genialen Melodie, sondern auch, weil ihr der Text aus der Seele sprach. Vale hatte ihn geschrieben, nachdem ihn seine Ex verlassen hatte.
    Â»Und dann ruf ich laut in den Tag hinein: Mit dir kann alles so einfach sein. Bist wie Sommerluft, so warm und weich, wie ein Regenbogen bunt. Bist wie Meeresduft, so verheißungsvoll. Bist wie eine Melodie. Alles bist du, nur eines nie. Lebst bloß in meiner Fantasie, bloß in meiner Fantasie«, sang Noraya weiter. »Bist ein Wunschkonzert, was nur einer hört. Bist ein Traum ohne Gestalt. Bist jemand, der ewige Liebe schwört, denn alles bist du, nur eines nie. Lebst nur in meiner Fantasie und das Herz der Fee ist kalt.«
    Â»Super! Vielleicht kannst du am Ende noch deine flache Hand aufs Herz legen?«, schlug Vale ihr mit leuchtenden Augen vor.
    Â»Meinst du so?« Noraya sang die letzten Takte des Songs und verbildlichte das kalte Herz, indem sie mit der flachen Hand dreimal gegen ihre Brust schlug.
    Â»Jep«, rief Vale grinsend. »Das kommt gut.«
    Â»Aber wir performen uns bitte nicht zu Tode«, wandte Gereon ein. »Große Bühne hin oder her. Engelhauch bleibt Engelhauch . Musik ohne Schnickschnack.«
    Â»Keine Angst. Wir sind authentisch. Auch mit Herzschlag«, lachte Chris und zwinkerte Noraya zu. Sie lachte zurück und fühlte sich unendlich gut. Gott sei Dank verstanden sie sich alle wieder miteinander und der hässliche Streit war vergessen. Zu ihrem Erstaunen stellte Noraya fest, dass sich während der Probe kein bisschen die immer schwelende Aufregung eingestellt hatte, die sie seit Tagen übermannte, wenn sie auch nur an das nahende Konzert dachte. Im Gegenteil. Zum ersten Mal freute sie sich, auf einer großen Bühne zeigen zu können, was sie draufhatte.
    Â»Noch was Organisatorisches«, meldete sich Vale wieder zu Wort.
    Â»Chris hat nur am Donnerstag ab 20 Uhr Zeit für unsere letzte Probe hier. Wie sieht das bei euch aus?«
    Â»Geht klar«, nickte Anton, der mit seinen 15 Jahren der Jüngste von ihnen war.
    Â»Von mir aus auch«, stimmte Gereon zu und alle schauten auf Noraya, die sich auf die Lippe biss.
    Nicht schon wieder. Bitte nicht schon wieder, dachte sie verzweifelt, sagte aber laut: »Klar. Lässt sich einrichten.« Draußen hielt Vale Noraya auf. Forschend sah er ihr ins Gesicht und fragte: »Geht das wirklich klar am Donnerstagabend?«
    Â»Ich werde mir schon was einfallen lassen«, versuchte sie, möglichst gelassen zu klingen.
    Â»Ruf mich an, wenn es Probleme gibt«, bot Vale an und verabschiedete sich mit einem freundschaftlichen Kuss auf die Wange.
    Noraya lächelte ihn dankbar an. »Jetzt muss ich mich aber sputen. Komme eh schon später nach Hause als geplant!« Während Noraya mit schnellen Schritten die Straße hinunterlief, überlegte sie

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