Feentod
Kinderstimme hat gesagt, dass ich den Schatten niemals wieder enttäuschen darf. Und wenn ich es doch tue, dann wird er meiner kleinen Schwester etwas tun.« Noraya hielt kurz inne und fuhr mit bebender Stimme fort: »Er wusste sogar, dass Helia vor Jahren einmal einen kleinen Schlüsselanhänger geklaut hat. Oh Gott, Staff! Woher weià der das?«
Staff war blass geworden. »Bitte, ganz von vorne, Noraya. Wer verfolgt dich? Und warum? Und was meinst du mit enttäuschen?«
Noraya versuchte, sich zu sammeln. Sehr leise, fast flüsternd, erzählte sie Staff die ganze Geschichte. Sie lieà nichts aus, auch wenn ihr furchtbar übel wurde, als sie ihm von dem Oberteil berichtete. »Was sollte ich tun? Oh Gott, ich weiÃ, dass ich es niemals so weit hätte kommen lassen dürfen.«
»Aber du bist doch nicht schuld!«, beruhigte Staff sie sofort. »Du kannst doch nichts dafür, dass du verfolgt und erpresst wirst.«
»Aber wenn er jetzt auch noch meine Schwester mit hineinzieht! Das kann ich nicht zulassen.«
»Nein, das werden wir auch nicht zulassen.« Staff nahm sie wieder in den Arm.
Es tat unendlich gut. Von einen Moment auf den anderen fühlte sie sich so beschützt wie seit Ewigkeiten nicht mehr â am liebsten wäre sie in ihn hineingekrochen. Nach einer ganzen Weile, während der Staff sie über jedes noch so kleine Detail ausgequetscht hatte, erhoben sie sich wieder von der Bank. Staff blieb nah vor ihr stehen und nahm ihr Gesicht in beide Hände.
»Noraya, hör mir jetzt genau zu. Du bist nicht schuld an dem, was passiert. Der Schatten ist es. Aber ich werde nicht zulassen, dass er dir was tut.«
Noraya horchte auf. »Schwör, dass du nichts unternimmst. Keine Polizei. Kein Wort zu meiner Familie. Zu niemanden! Du weiÃt, warum.«
»Donât panic, ich habe verstanden. Wir zwei werden ihn entlarven, Noraya. Das ist der Weg.« Noraya nickte müde.
»Wir könnten zu mir fahren und dort alle Anhaltspunkte sammeln, die du hast«, schlug Staff vor.
»Und Faris?«
»Besuchen wir ein anderes Mal. Der läuft ja nicht weg.«
Noraya musste wider Willen grinsen. Womit habe ich diesen tollen Typen nur verdient, fragte sie sich, als sie Hand in Hand zum Parkplatz schlenderten.
»Ist das Auto eigentlich eine Dauerleihgabe deines Onkels?«
Staff zwinkerte ihr verschwörerisch zu. »Sagen wir, eine Hand wäscht die andere. Mein Onkel hat Schulden bei mir. Nicht Geldschulden, andere.«
»Das musst du mir mal näher erklären«, bat Noraya, doch er ging nicht darauf ein.
Neugierig schaute sich Noraya um, als sie aus dem Wagen stiegen.
»Dieses Haus hier gehört auch zum JUZ. Ich habe ein kleines Apartment«, erklärte Staff und schloss die Haustür eines dreistöckigen Mietshauses auf, bei dem an vielen Stellen schon der Putz abbröckelte. Durch ein sehr helles und freundliches Treppenhaus gingen sie bis ganz oben. Dort gab es nur noch eine Tür, neben der auf einem schlichten Schild »Gustav Renner« stand.
»Willkommen im Gustav-Renner-Stadion«, witzelte Staff und lieà Noraya den Vortritt. Der groÃe Wohnraum, der sich vor ihnen erstreckte, wirkte durch seine groÃen Dachfenster sehr hell. Staff steuerte zielstrebig die kleine Kochecke an, die sich auf der rechten Seite befand, und begann, einen Kaffee für sie beide aufzusetzen. Noraya sah sich um. Direkt unter den groÃen Fenstern standen zwei bequeme Sessel, auf denen sich die Wäsche stapelte. Ein Bücherregal trennte das Bett und den Schlafbereich vom Wohnraum. Nicht nur die Dachschräge verlieh dem Raum Gemütlichkeit. Auch das lebendige Chaos, was überall herrschte, fand Noraya sehr sympathisch. Besonders die zwei groÃen Lautsprecherboxen fielen ins Auge. Amüsiert stellte Noraya fest, dass sowohl Lautsprecher als auch Stereoanlage penibel entstaubt waren. In der Ecke des Raums, direkt neben einem kleinen Schreibtisch, stand ein E-Bass. AuÃerdem entdeckte sie ein winziges Keyboard. Noraya kannte diese Dinger. Vale hatte auch so eins. Damit konnte man am Rechner komponieren.
»Schreibst du etwa auch Songs? Ich meine, komponierst du sie auch?«, fragte Noraya, während Staff gerade dabei war, zwei Tassen bereitzustellen.
»Manchmal. Brauchst du Zucker?«
»Nur Milch. Kann ich mal ein Stück von dir hören?«
»Hast du schon. Ein paar Ef-Ef-Why -Songs
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