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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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rissen mich von Murphy fort, als wäre ich ein kleines Schoßhündchen. Weitere Finger-Äste packten meinen Schenkel. Er hob mich hoch und wollte mich anscheinend in der Luft zerreißen.
    »Was mischst du dich ein?«, zischte eine fremdartige Stimme irgendwo in der Nähe der glühenden grünen Augen. »Du hättest dich nie in diese Dinge einmischen sollen. Du hast keine Ahnung, was auf dem Spiel steht. Nun stirb als Lohn für deine Vermessenheit.«
    Gern hätte ich mit einer witzigen Bemerkung reagiert, aber mir wurde allmählich schwarz vor Augen, und mein Kopf fühlte sich an, als steckte ich in einem Schraubstock, der sich unaufhaltsam weiter schloss. Ich versuchte, meine Kräfte zu sammeln und den Angriff mit dem Schildarmband abzuwehren, doch sobald ich damit begann, raschelten Blätter. Das Schildarmband zerriss und fiel von meinem Handgelenk ab. Daraufhin versuchte ich, einen anderen Spruch zu wirken, dabei wurde mir jedoch klar, dass meine Verteidigung gegen den heimtückischen Zauber des Nebels schwächer wurde und zu versagen drohte. Meine Gedanken irrten ab und weigerten sich, irgendeine Ordnung anzunehmen, während der Druck auf meinen Körper sich verstärkte, bis ich vor Schmerzen kaum noch sehen konnte.
    Wie aus weiter Ferne hörte ich, dass die Kettensäge wieder angelassen wurde. Murphy stieß einen wilden Schrei aus. Der Schutzzauber, den sie trug, hing nicht von meiner Konzentration ab. Er würde nicht mehr lange halten, aber immerhin schützte er sie vorerst noch vor dem Nebel. Der Chlorofeind schrie laut, als die ratternde Säge sich in sein Holz grub. Ein paar Späne flogen mir ins Gesicht.
    Taumelnd kam ich frei, einige Zweige hatten sich in meinen Haaren und auf den Schultern verfangen, Blätter und Dreck klebten in meinem Gesicht. Der Chlorofeind hatte mein Bein nicht losgelassen, doch wenigstens konnte ich wieder atmen.
    Der Nebel bedrängte mich und gab mir das Gefühl, ich sei von allem entrückt und nichts sei wirklich wichtig. Daher konnte ich kaum noch verfolgen, was als Nächstes geschah. Murphy hüpfte näher herbei, stand auf einem Bein und zog die Kettensäge durch den anderen Arm des Chlorofeinds. Ich ging unterdessen in einem Schauer lebloser Baumteile zu Boden.
    Der Chlorofeind wollte nun Murphy mit seinen Zweigen packen, besaß aber nicht mehr die erdrückende Kraft, die ich vorher gespürt hatte. Er konnte nicht mehr ausrichten, als sie zu knuffen und umzustoßen. Die Polizistin knurrte, kroch auf Händen und Knien weiter und zerrte die Kettensäge hinter sich her. Dann hob sie das Gerät erneut und nahm sich mit hochdrehendem Motor und heulender Kette den Kopf des Ungetüms vor. Der Chlorofeind brüllte vor Schmerzen und Frustration und hob die Arm- oder Baumstümpfe, um den Angriff abzuwehren. Murphy zog jedoch noch einmal die Kettensäge durch seine Gliedmaßen und stach sie ihm dann mitten zwischen die grünen Augen.
    Das Ungeheuer kreischte und zuckte, aber mit seinen verstümmelten Armen konnte es nicht mehr ausrichten, als Murphy herumzustoßen. Dann gab es ein letztes Stöhnen von sich, und die Augen erloschen. Meine Begleiterin saß auf einmal auf einem Haufen aus Erde, Blättern und knorrigen Zweigen.
    Ich lag auf dem Boden und starrte sie benommen an, dann hörte ich einen lauten Gewehrschuss. Murphy ging sofort in Deckung und rollte sich zu mir herüber. Ein zweiter Schuss knallte, und höchstens einen halben Meter von Murphy entfernt stoben Blätter hoch.
    Dann schwoll ein neues Geräusch an – sich nähernde Polizeisirenen. Murphy schleppte sich zum Käfer und zerrte mich mit. Irgendwo im Nebel fluchte jemand laut, dann entfernten sich eilige Schritte. Einen Augenblick später kam es mir so vor, als lichtete sich der Nebel.
    »Harry.« Murphy schüttelte mich energisch. Als ich blinzelte, wich die Sorge in ihrer Miene der Erleichterung. »Können Sie mich hören?«
    Ich nickte. Mein Mund war trocken, und mir taten alle Knochen weh. Allmählich kam ich zu mir.
    »Schaffen Sie uns in den Wagen«, sagte sie langsam und betont. »Schaffen Sie uns ins Auto, und dann müssen wir verschwinden.«
    Das Auto. Richtig. Ich verfrachtete Murphy in den Käfer, stieg ein und starrte die mit Raureif überzogene Scheibe an. In der warmen Sommernacht taute der Reif allmählich ab, und stellenweise konnte ich schon wieder nach draußen blicken.
    »Harry«, sagte Murphy verzweifelt. Ihre Stimme klang dünn und zittrig. »Fahren Sie los!«
    Oh, richtig. Fahren. Verschwinden.

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