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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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gleichgültig war, ob ich es überhaupt verstand. Dieser Anblick schnürte mir die Kehle zu, und ich musste mich zusammenreißen, damit die Waffe in meiner Hand nicht zitterte. Dann aber tat meine Besucherin etwas, das ich sogar noch fremdartiger und erschreckender fand.
    Sie lächelte. Ein zögerndes Lächeln, grausam wie ein Messer mit Zacken. Als sie weitersprach, klang ihre Stimme genauso schön wie zuvor, doch sie war leer, gefühllos, gespenstisch. Während sie sprach, verspürte ich den Wunsch, mich vorzubeugen, damit ich sie besser verstehen konnte. »Klug«, murmelte sie. »Ja. Nicht zu abgelenkt, um zu denken. Genau das brauche ich.«
    Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. »Ich will keinen Ärger haben«, antwortete ich. »Gehen Sie einfach wieder, und dann tun wir so, als wäre nichts passiert.«
    »Aber es ist etwas passiert«, murmelte sie. Ihre Stimme ließ die Raumtemperatur um ein paar Grad fallen. »Sie haben durch diesen Schleier geblickt. Damit haben Sie Ihren Wert bewiesen. Wie haben Sie das gemacht?«
    »Eine statische Entladung am Türgriff«, erklärte ich. »Die Tür hätte verschlossen sein müssen, und Sie hätten eigentlich nicht hereinkommen können. Außerdem sind Sie meinen Fragen ausgewichen, statt sie einfach zu beantworten.«
    Immer noch lächelnd nickte sie. »Fahren Sie fort.«
    »Sie haben keine Handtasche. Es gibt nicht viele Frauen, die in einem dreitausend Dollar teuren Kostüm, aber ohne Handtasche herumlaufen.«
    »Hm«, machte sie. »Sie sind hervorragend geeignet, Mister Dresden.«
    »Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen«, sagte ich. »Mit Feen will ich nichts mehr zu tun haben.«
    »Ich mag es nicht, wenn man mich so nennt.«
    »Sie werden es überleben. Verlassen Sie mein Büro.«
    »Sie sollten wissen, dass die von meiner Art, ob groß oder klein, gezwungen sind, die Wahrheit zu sagen.«
    »Das hat Ihrer Fähigkeit, die Menschen zu täuschen, keinen Abbruch getan.«
    Ihre Augen funkelten, und ihre Pupillen veränderten sich. Sie waren nicht mehr rund, wie bei sterblichen Menschen, sondern geschlitzt wie die einer Katze. Ohne zu blinzeln, starrte sie mich mit ihren Katzenaugen an. »Dennoch habe ich gesprochen. Ich habe die Absicht, ein Risiko einzugehen, und ich werde auf Sie setzen.«
    »Äh. Was?«
    »Ich benötige Ihre Dienste. Etwas Wertvolles wurde gestohlen, und ich möchte, dass Sie es zurückholen.«
    »Damit ich das richtig verstehe«, sagte ich. »Ich soll für Sie etwas wiederbeschaffen, das Ihnen gestohlen wurde?«
    »Nicht mir«, murmelte sie. »Den rechtmäßigen Besitzern. Sie sollen es ausfindig machen, den Dieb fangen und damit mich entlasten.«
    »Tun Sie das doch selbst«, erwiderte ich.
    »In dieser Angelegenheit kann ich nicht ungehindert tätig werden«, murmelte sie. »Deshalb habe ich Sie als meinen Gesandten ausgewählt. Als meinen Agenten.«
    Da lachte ich sie aus. Auf einmal kam ein neuer Ausdruck in die bleichen, makellosen Gesichtszüge: Zorn. Ein so kalter, schrecklicher Zorn blitzte in ihren Augen, dass mir das Lachen im Hals steckenblieb. »Ich glaube nicht«, sagte ich. »Mit eurem Volk schließe ich keine Abkommen mehr. Ich weiß nicht einmal, wer Sie sind.«
    »Liebes Kind«, murmelte sie, und ihre Stimme gewann an Schärfe. »Der Handel ist längst geschlossen. Du hast dein Leben, dein Glück und deine Zukunft im Austausch gegen Macht verpfändet.«
    »Ja, meiner Patentante. Und selbst das ist strittig.«
    »Nicht mehr«, erwiderte sie. »Auch in der Welt der Sterblichen kann eine Schuld in andere Hände übergehen. Werden hier nicht auch Hypotheken verkauft?«
    In meiner Magengrube breitete sich Kälte aus. »Was wollen Sie damit sagen?«
    Sie zeigte mir ihre spitzen, weißen Zähne, aber es war kein Lächeln. »Deine Hypothek, sterbliches Kind, wurde verkauft. Ich habe sie erworben. Du bist mein, und deshalb wirst du mir in dieser Angelegenheit helfen.«
    Ich legte die Waffe auf den Schreibtisch und zog die oberste Schublade auf, aus der ich meinen Brieföffner nahm, ein ganz normales, billiges Ding mit schwerer, flacher Klinge und einem Plastikgriff wie ein Schraubenzieher. »Sie irren sich«, sagte ich. Sogar in meinen eigenen Ohren klang es wie ein verzweifelter Versuch, die Wahrheit zu verleugnen. »So etwas würde meine Patentante nie tun. Sie versuchen nur, mich hereinzulegen.«
    Lächelnd und mit strahlenden Augen sah sie mir zu. »Dann will ich dir beweisen, dass es wahr ist.« Meine linke Hand klatschte flach auf den

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