Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
Dinge geschehen. Durch die Verbindung werden alle möglichen Gefühle und Metaphern übertragen. Deshalb starrte ich Mabs Kinn an und sagte nichts, weil ich rasende Schmerzen in der Hand hatte und mich fürchtete.
    Ich hasse es, mich zu fürchten. Ich hasse es mehr als alles andere auf der Welt. Ich hasse es, wenn ich hilflos bin. Außerdem lasse ich mich nicht gern herumschubsen, und ich fühlte mich, als hätte Mab mir die Faust in den Magen gerammt und mein Taschengeld verlangt.
    Eine Feenkönigin in meinem Büro, das war eine üble Neuigkeit. Eine niederschmetternd üble Neuigkeit. Abgesehen davon, einen ergrauten alten Gott zu beschwören oder den Weißen Rat zu verärgern, konnte mir kaum jemand begegnen, der über so große Macht verfügte wie Mab. Natürlich hätte ich versuchen können, sie mit einem magischen Kinnhaken auszuschalten, aber selbst wenn wir auf Augenhöhe kämpften, würde ein Schlag von mir kaum mehr ausrichten, als ihr die Frisur zu ruinieren. Außerdem hatte sie mich am Wickel, denn sie verfügte über eine magische Verbindung zu mir. Auf diesem Weg konnte sie praktisch alles, was sie wollte, an meiner Verteidigung vorbeischicken, und ich konnte nichts dagegen tun.
    Über Tyrannen rege ich mich maßlos auf, und ich bin bekannt dafür, Dummheiten zu machen, wenn ich wütend bin.
    »Vergiss es«, gab ich aufgebracht zurück. »Das kommt nicht in Frage. Mach schon und bring mich um. Und schließ bitte wieder ab, wenn du gehst.«
    Meine Antwort störte Mab nicht im Mindesten. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »So viel Zorn, so viel Feuer. Ja. Ich habe gesehen, wie du im letzten Herbst deine Patentante Leanansidhe in Schach gehalten hast. Nur wenige Sterbliche haben jemals so etwas vollbracht. Das war kühn und unverschämt. Ich bewundere deine Kraft, Magier. Genau diese Art von Entschlossenheit brauche ich.«
    Ich tastete auf dem Schreibtisch umher, bis ich den Spender mit den Papierhandtüchern gefunden hatte, und bedeckte meine Wunde mit den dünnen Blättern. »Mir ist völlig egal, was du brauchst«, erklärte ich ihr. »Ich werde nicht dein Gesandter oder sonst etwas sein, solange du mich nicht zwingst, und in diesem Fall wäre ich dir kaum von Nutzen. Also tu, was du tun willst, oder verschwinde aus meinem Büro.«
    »Es sollte dir nicht egal sein«, erklärte Mab mir. »Es hat durchaus eine Menge mit dir zu tun. Ich habe deine Schuld erworben, um dir ein Angebot zu machen. Du hast die Gelegenheit, dich von allen deinen Verpflichtungen zu befreien.«
    »Ja, meinetwegen. Aber das kannst du dir sparen. Ich bin nicht interessiert.«
    »Fressen oder gefressen werden, das meine ich durchaus wörtlich. Möchtest du denn nicht frei sein?«
    Unsicher beäugte ich sie, während mir Visionen von mir selbst durch den Kopf schossen, wie man mich mit einem Apfel im Mund auf dem Esstisch tranchierte. »Was meinst du mit ›frei‹?«
    »Frei«, wiederholte sie und ließ das Wort förmlich auf den Lippen zerschmelzen. »Frei vom Einfluss der Sidhe, frei von allen Banden und den Verpflichtungen gegenüber der Leanansidhe und mir.«
    »Damit wäre dann alles erledigt? Wir gehen getrennter Wege?«
    »Genau.«
    Finster musterte ich meine schmerzende Hand. »Ich wusste gar nicht, dass dir der Wert der Freiheit so bewusst ist.«
    »Du solltest nicht vorschnell urteilen. Ich liebe die Freiheit. Jeder, der sie nicht besitzt, will sie erlangen.«
    Ich holte tief Luft und wartete, bis sich mein rasendes Herz wieder beruhigt hatte. Weder Furcht noch Zorn durfte mein Denken trüben. Mein Bauch schrie mir zu, ich solle den Revolver schnappen und drauflosballern, aber ich musste nachdenken. Es war das Einzige, was half, wenn man vor den Feen Ruhe haben wollte.
    Mab meinte ihr Angebot offensichtlich ernst. Das konnte ich auf eine so animalische, ursprüngliche Weise spüren, dass kein Raum für irgendeinen Zweifel blieb. Sie würde mich von der Leine lassen, wenn ich auf ihre Wünsche einging. Andererseits war der Preis möglicherweise zu hoch. Diesen Punkt hatte sie bisher nicht angesprochen, und die Feen achten sehr darauf, dass man sich mit jedem weiteren Handel nur noch tiefer verstrickt, statt sich zu befreien. Genau wie bei Kreditkartenfirmen und Darlehen für Studenten. Ich musste mich also auf das unangenehme Kleingedruckte gefasst machen.
    Mab beobachtete mich unverwandt, sie war wie Sylvester, und ich war Tweetie. Der Gedanke heiterte mich etwas auf, denn gewöhnlich legt der kleine Vogel den Kater

Weitere Kostenlose Bücher