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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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hinunter. Ich starrte ihr einen Moment nach, ehe ich die Tür schloss.
    Vielleicht hatte ich mich wirklich zu lange in meinem Labor eingeigelt, aber Spenser erwähnt nirgends, dass die Feekönigin ein grandioses Hinterteil hat.
    Tut mir leid, so was fällt mir eben auf. Verklagen Sie mich doch.

4. Kapitel
     
     
     
    Mit geschlossenen Augen lehnte ich mich an die Tür. Ich musste nachdenken. Ich hatte Angst. Nicht diese halb angenehme, bei der Adrenalin produziert wird, sondern eine stillere Angst. Eine Angst, wie man sie verspürt, wenn man auf medizinische Testergebnisse wartet. Es ist eine begründete Angst, die sich mit einem gekühlten Getränk im Liegestuhl vor den rationalen Gedanken niederlässt.
    Also arbeitete ich jetzt für die Königin der bösen Feen, nun ja, jedenfalls für die Winterkönigin, die Herrin der Unseelie. Die Unseelie waren so wenig bösartig und hinterhältig, wie die Seelie, die Sommerfeen, freundlich und weise waren. Vielmehr ähnelten sie vor allem der Jahreszeit, nach der sie benannt waren: kalt, schön, erbarmungslos und frei von jeglicher Reue. Nur ein Dummkopf ließ sich freiwillig mit ihnen ein. Nicht, dass Mab mir die Wahl gelassen hätte, auch wenn ich mich rein theoretisch gesehen hätte anders entscheiden können. Ich hätte ihren Vorschlag rundheraus ablehnen und mich mit dem abfinden können, was auf mich zukam.
    Nachdenklich nagte ich an der Unterlippe. Bei der Tätigkeit, der ich nachging, hatte ich es nie für nötig gehalten, über eine gute Rentenversicherung nachzudenken. Magier können sehr lange leben, aber die meisten, denen dies vergönnt ist, bleiben lieber in ihrem Arbeitszimmer. Es gibt kaum jemanden, der so vielen Leuten auf die Zehen tritt wie ich.
    Einige Male hatte ich klug reagiert, einige Male hatte ich Glück gehabt, und bisher hatte ich das Spiel mit heiler Haut überstanden – aber früher oder später würde ich mal ein mieses Blatt bekommen. Damit war einfach zu rechnen, und das wusste ich auch.
    Angst. Vielleicht hatte ich mich deshalb auf Mabs Vorschlag eingelassen. Susans Leben hatte durch meine Schuld eine äußerst unschöne Wendung genommen, und ich wollte ihr helfen, solange es mir überhaupt noch möglich war.
    Ein zartes Stimmchen in meinem Hinterkopf sagte mir allerdings, dass ich für jemanden, der so feige gekniffen hatte, viel zu edelmütig tat. Die Stimme erklärte mir weiter, ich suchte nur nach Ausflüchten. Ein Teil in mir, der wenig Vertrauen hat und noch weniger glaubt, flüsterte mir zu, ich hätte einfach nur Angst gehabt, ein Wesen vor den Kopf zu stoßen, das mich dazu bringen konnte, den Tod herbeizusehnen, nachdem ich es abgewiesen hatte.
    Wie auch immer, jetzt war es zu spät für solche Bedenken. Ich hatte mich auf den Handel eingelassen, komme, was da wolle. Wenn ich nicht unter die Räder geraten wollte, musste ich mir möglichst bald überlegen, wie ich da herauskam, ohne von den Intrigen der Feen aufgerieben zu werden. Dabei war ich ziemlich sicher, dass der Ausweg nicht darin bestand, Ronald Reuels Fall zu übernehmen. Mab hätte dies nicht vorgeschlagen, wenn sie nicht der Ansicht wäre, dass ich mich dadurch nur noch tiefer verstrickte. Auch wenn sie mich im metaphysischen Würgegriff hatte, ich war nicht bereit, jedes Mal zu hüpfen, sobald sie »Frosch« sagte. Deshalb sollte ich mir tunlichst etwas Besseres überlegen. Außerdem musste ich mich zunächst sowieso um andere Dinge kümmern.
    Vor der Sitzung des Rates am Abend blieb mir nicht mehr viel Zeit, also suchte ich meine Sachen zusammen und machte mich bereit, um zu gehen. An der Tür hielt ich noch einmal inne, denn ich wurde das Gefühl nicht los, irgendetwas vergessen zu haben. Als mein Blick zu dem Stapel der unbezahlten Rechnungen wanderte, fiel es mir wieder ein.
    Geld. Ich war hergekommen, weil ich einen Fall brauchte, mit dem ich Geld verdienen konnte, um sämtliche Forderungen zu begleichen. Jetzt steckte ich bis zum Hals in Schwierigkeiten, musste mich auf ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang einlassen und hatte noch nicht einmal einen Vorschuss bekommen oder auch nur einen roten Heller verdient.
    Ich fluchte über mich selbst und zog die Tür hinter mir zu.
    Man sollte meinen, dass Mab wenigstens fünfzig Dollar die Stunde plus Spesen ausspucken könnte, wenn wir schon um meine Seele spielten.
    Wie in jeder amerikanischen Großstadt kann der Verkehr in Chicago mitunter ein Alptraum sein, aber an diesem Nachmittag war es besonders schlimm. Als ich

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