Feenzorn
wirklich getan.«
»Das können wir nicht mit Sicherheit sagen«, erwiderte der erste Mann. »Vielleicht hat sie endlich ihren Kopf benutzt und die Stadt verlassen.«
Die Frauenstimme klang müde. »Nein, Ace. Sie würde nicht einfach fortgehen, schon gar nicht allein. Wir müssen etwas unternehmen.«
»Was können wir denn tun?«, fragte der zweite Mann.
»Irgendetwas«, erwiderte die Frau. »Egal was.«
»Mann, das ist ja mal ein konkreter Vorschlag«, sagte der erste Mann, der anscheinend Ace hieß, trocken und leicht gereizt. »Was du auch vorhast, du solltest dich beeilen. Der Magier ist hier.«
Als ich das hörte, sträubten sich mir sämtliche Haare. In dem Raum, in dem die drei standen, herrschte erschrockenes Schweigen.
»Er ist hier?«, fragte der zweite Mann fast panisch. »Er ist tatsächlich hier? Warum sagst du uns das nicht?«
»Ich hab’s doch gerade gesagt, du Hohlkopf«, antwortete Ace.
»Was machen wir jetzt?«, fragte der zweite Mann. »Was sollen wir nur tun, was sollen wir nur tun?«
»Halt die Klappe«, fauchte die Frau. »Halt doch den Mund, Fix.«
»Er arbeitet jetzt für Mab«, sagte Ace. »Das wisst ihr doch. Sie ist heute aus dem Feenland rübergekommen.«
»Das kann ich nicht glauben«, widersprach der Zweite, der offenbar Fix hieß. »Er soll ein anständiger Kerl sein.«
»Es kommt darauf an, wer dir etwas über ihn erzählt«, sagte Ace. »Wer ihm in die Quere kommt, muss damit rechnen, ziemlich schnell ziemlich tot zu sein.«
»Mein Gott«, keuchte Fix. »Oh mein Gott.«
»Hör mal«, sagte die Frau, »wenn er hier ist, dann sollten wir verschwinden. Wir wissen nicht einmal, was seine Anwesenheit zu bedeuten hat.« Ein Möbelstück knarrte, vielleicht ein Stuhl. »Kommt schon.«
Ich schlich den Flur hinunter und verschwand um eine Ecke in die Lobby, als sie den kleinen Nebenraum verließen. Aber ihre Schritte kamen nicht in meine Richtung, sondern bewegten sich weiter den Flur hinunter und entfernten sich vom Eingang. Anscheinend wollten sie zu einer Hintertür. Ich nagte an der Unterlippe und überlegte, welche Möglichkeiten ich hatte. Drei sehr ängstliche Leute, vielleicht Menschen, vielleicht auch nicht, gingen durch einen abgedunkelten Gang zu einer Hintertür, die zweifellos zu einer ebenso dunklen Gasse führte. Das klang wie eine Einladung, mir noch viel mehr Ärger einzuhandeln.
Andererseits blieb mir kaum etwas anderes übrig. Ich zählte bis fünf und folgte den Schritten.
Am hinteren Ende des Flurs bemerkte ich gerade noch einen Schatten, der sich rasch entfernte. Der Ort, wo die drei sich aufgehalten hatten, war ein kleiner Warteraum mit Polsterstühlen. An der Ecke zögerte ich einen Augenblick, dann hörte ich das leise Klicken einer Metalltür, die jemand öffnete. Als ich um die Ecke kam, entdeckte ich eine Tür mit einem verblassten Aufkleber: AUSGANG.
So leise wie möglich öffnete ich die Tür, schob den Kopf hinaus und sah mich um.
Sie waren gerade mal anderthalb Meter entfernt – drei der jungen Leute von Reuels Foto. Der kleine, dürre Mann mit dem hellblonden Haar und der dunklen Hautfarbe war sogar in meine Richtung gewandt. Er trug einen braunen Anzug, der schon bessere Tage gesehen hatte, und eine billige gelbe Krawatte. Er riss, fast wie ein Komiker, die Augen weit auf und glotzte mit offenem Mund. Dann quietschte er, und der Laut reichte aus, um ihn als Fix zu identifizieren.
Neben ihm stand der zweite junge Mann, der Ace hieß. Er war derjenige mit den dunklen Locken und dem Schnurrbart, und er trug einen sportlichen grauen Blazer, ein weißes Hemd und dunkle Hosen. Als er sich zu mir umdrehte, setzte er nicht einmal die Sonnenbrille ab, sondern wühlte sofort in seiner Jackentasche herum.
Die Dritte im Bunde war die kräftige, unattraktive junge Frau mit dem schmutziggrünen Haar und der breiten Stirn. Sie trug enge Jeans, unter denen sich die Muskeln ihrer Oberschenkel abzeichneten, und eine khakifarbene Bluse. Sie zögerte keine Sekunde und sah nicht einmal richtig hin, sondern drehte sich schnell um sich selbst, streckte den Arm aus und verpasste mir mit dem Rücken ihrer schaufelförmigen Hand eine Ohrfeige. Im letzten Augenblick konnte ich ein kleines Stück ausweichen, doch der Schlag ließ mich aus der Tür in die Gasse taumeln. Vor meinem inneren Auge tanzten Sterne und Zeichentrickvögel. Ich rollte mich ab und versuchte, mich in Sicherheit zu bringen, ehe sie noch einmal zulangen konnte.
Ace zog unterdessen eine
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