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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Unterarm. Der Nagel drang sofort tief ein.
    Er kreischte, es war ein kehliger Laut im Bassregister, der die Wände wackeln ließ. Dann krümmte er sich, fuhr herum und schleuderte mich fort. Ich prallte gegen Reuels Schlafzimmertür und hatte Glück im Unglück. Sie öffnete sich ganz, und ich landete mitten auf dem Bett. Wäre ich gegen die Bettpfosten geflogen, hätte ich mir das Rückgrat brechen können. So aber kam ich weich auf, federte gegen die Wand und prallte auf das Bett zurück.
    Grums Aussehen hatte sich unterdessen nachhaltig verändert. Er war nicht mehr der Gangstertyp aus einem Kriminalfilm, sondern trug nur noch eine Art Lendenschurz aus hellem Leder. Seine dunkle rotbraune Haut war mit einem gelockten, dunklen Fell bedeckt, darunter spielten Muskeln. Er hatte Segelohren wie Satellitenschüsseln, und sein Gesicht war flacher geworden, beinahe wie bei einem Gorilla.
    Außerdem war er mehr als vier Meter groß und musste gebückt stehen. Seine Schultern drückten trotzdem noch gegen die mehr als drei Meter hohe Decke.
    Mit einem weiteren Brüllen riss Grum sich den Nagel aus dem Arm und warf ihn fort. Er durchschlug die Wand und hinterließ ein Loch in der Größe meines Daumens. Dann drehte er sich wieder zu mir um, fletschte die Zähne, die jetzt zerklüftet und spitz waren, und machte einen ungelenken Schritt auf mich zu. Der Boden stöhnte unter seinem Gewicht.
    »Ein Oger«, keuchte ich. »So ein Mist!« Ich streckte die Hand in Richtung meines Sprengstocks aus und konzentrierte meine Willenskraft. »Ventas servitas!«
    Aus dem Nichts entstand ein Luftstrom, der die Blumenschachtel ergriff und direkt zu mir wehte. Sie traf mich fest genug an der Brust, um mir wehzutun, aber ich packte sie, holte den Sprengstock heraus und zielte auf Grum, der sich mir näherte. Jetzt schickte ich meine Willenskraft durch den Sprengstock, dessen Spitze rot zu glühen begann.
    »Fuego!«, rief ich und gab die Energie frei. Eine Feuerlanze, so dick wie meine geballte Faust, schoss auf Grum zu und breitete sich auf seiner Brust aus.
    Er wurde nicht einmal langsamer und zögerte keine Sekunde. Seine Haut verbrannte nicht – sein Pelz war nicht einmal versengt. Das Feuer meiner Magie tanzte auf ihm und tat ihm überhaupt nichts.
    Grum zwängte sich durch die Schlafzimmertür und brach dabei den Türrahmen heraus. Dann hob er die Faust und ließ sie auf mich niedersausen, doch ich wartete nicht, bis sie mich traf. Ich rollte mich zum anderen Ende und fiel in die Lücke zwischen Bett und Wand. Er griff nach mir, aber ich kroch unter dem Bett durch, stieß gegen seine Füße und hastete weiter zur Tür.
    Beinahe hätte ich es geschafft, aber dann prallte etwas Schweres, Hartes gegen meine Beine und riss sie mir förmlich weg. Ich stürzte und bemerkte im letzten Moment, dass Grum einen alten viktorianischen Sessel, der fast schon einem Thron glich, gehoben hatte und nach mir schleuderte.
    Einen Augenblick später traf mich das Möbelstück, aber ich kroch trotz der Schmerzen weiter zur Tür. Hinter mir hörte ich die stampfenden schnellen Schritte des Ogers. Der Boden bebte, als er sich mir unaufhaltsam näherte.
    Aus dem Flur drang eine quengelnde Frauenstimme herein. »Was ist das für ein Theater? Ich habe schon die Polizei gerufen, jawohl! Verschwindet hier, sonst sperren sie euch ein!« Grum hielt inne. Frustration und Zorn verzerrten seine affenähnliche Miene. Dann knurrte er, schritt über mich hinweg und schnappte sich die Aktenmappe. Als er zur Tür ging, rollte ich mich zur Seite. Er war groß genug, um mir einfach die Brust zu zerquetschen, wenn er auf mich trat, doch so leicht wollte ich es ihm nicht machen.
    »Du hast Glück gehabt«, knurrte der Oger. »Aber es ist noch nicht vorbei.« Dann verschwamm seine Gestalt, und er wurde kleiner, bis er wieder so aussah wie ein paar Augenblicke zuvor. Mit einer Hand setzte er sich die Melone auf, stakste hinaus und wollte mir im Vorbeigehen noch einen Tritt verpassen. Ich wich rasch aus, dann war er fort.
    »Na?«, sagte die Frau. »Was jetzt, du Früchtchen? Verschwinde hier.«
    Draußen heulten Polizeisirenen. Ich stand mit wackligen Knien auf und stützte mich an der Wand ab, um nicht wieder umzufallen. Jetzt endlich drehte ich die Hand um und betrachtete das Stück Papier, das ich aus Grums Mappe gestohlen hatte.
    Es war kein Zettel, sondern eine Fotografie. Nichts Besonderes – nur ein Schnappschuss mit einer Sofortbildkamera.
    Sie zeigte den alten

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