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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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nicht ein einziges Mal, und nie kam eine Beschwerde über seine Lippen. In seinen Augen brannte ein Feuer, das erst durch die Zwangslage entzündet worden war. Horst befand sich auf einem Kreuzzug, und der Kreuzzug hieß überleben und die ihm Anvertrauten in Sicherheit zu bringen. Der Bischof würde den verträumten, gutmütigen Priester Horst Elwes, der ein Jahr zuvor von der Erde aufgebrochen war, kaum noch wiedererkennen. Allein der Gedanke an sein früheres Selbst mit all seiner Schwäche und seinem Selbstmitleid stieß ihn ab.
    Horst war geprüft worden wie nur wenige vor ihm. Sein Glaube war in hoch aufragende Flammen gestoßen worden, die ihn zu verzehren und in schwarze Asche zu verwandeln gedroht hatten, so übermächtig waren die Zweifel und die Unsicherheit gewesen, die ihn erfüllt hatten. Und doch: Er war triumphierend daraus hervorgegangen. Aus dem Feuer geboren und neu geschmiedet, und sein Glaube an Christus den Erlöser war ungebrochen und stärker als je zuvor.
    Die Kinder waren es, denen er das alles verdankte. Die Kinder, die nun sein Leben und seine Aufgabe waren. Die Hand Gottes hatte sie zusammengeführt. Er würde sie nicht enttäuschen, nicht, solange noch ein Atemzug in seinem Körper war.
    Er lächelte, als er das übliche ernste Gesicht Jays bemerkte, das sie jeden Tag am frühen Morgen trug. Durch die Tür drangen die Geräusche des üblichen morgendlichen Chaos, als das Bettzeug verstaut und die Möbel hereingetragen und geschoben wurden.
    »Wie geht es dir heute morgen, Jay?«
    »Wie immer, Vater.« Sie setzte sich auf die Bettkante, während er seine schweren handgemachten Stiefel anzog. »Ich habe ein Raumschiff ankommen sehen. Es ist in einen niedrigen Orbit gegangen.«
    Er blickte zu ihr auf. »Nur eins?«
    »Mmm-hm.« Sie nickte heftig.
    »Ah. Na ja, dann ist es also noch nicht soweit.«
    »Wann denn?« fragte sie. Ihr kleines hübsches Gesicht zeigte einen Ausdruck leidenschaftlichen Zorns.
    »O Jay.« Er zog sie an sich und wiegte sie sanft, während sie schniefte. »Jay, laß die Hoffnung nicht sinken. Nicht du.« Es war das einzige, was er ihnen versprochen hatte; jeden Abend hatte er es in seinen Gebeten wiederholt, bis sie es glaubten. Auf einer weit entfernten Welt lebte ein weiser Mann namens Admiral Aleksandrovich, und wenn er hörte, was für schreckliche Dinge auf Lalonde geschahen, würde er eine Flotte von Konföderierten Navyschiffen schicken, um den Menschen zu helfen und die Dämonen zu vertreiben, die von ihnen Besitz ergriffen hatten. Die Soldaten und die Marines würden in riesigen Raumflugzeugen landen und sie retten, und dann ihre Eltern, und schließlich würden sie die Dinge wieder in Ordnung bringen. Jeden Abend wiederholte Horst seine Gebete, die Tür des Blockhauses geschlossen vor dem Wind und dem Regen draußen, die Fensterläden verriegelt gegen den Wind der Savanne. Jeden Abend glaubte er fest daran, und sie glaubten ihm. Weil Gott sie nicht verschont hätte, wenn es keinen Sinn ergeben hätte. »Sie werden kommen«, versprach er. Dann küßte er sie auf die Stirn. »Deine Mutter wird sehr, sehr stolz auf dich sein, wenn sie erst wieder bei uns ist.«
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich.«
    Sie dachte einen Augenblick nach. Dann: »Robert hat schon wieder in sein Bett gemacht.«
    »Robert ist ein prima Junge«, antwortete Horst. Er stampfte mit dem Fuß auf, um in den zweiten Stiefel zu rutschen. Sie waren zwei Nummern zu groß, was bedeutete, daß er drei Paar Socken darin tragen mußte, was seine Füße schwitzen ließ – und riechen.
    »Wir sollten ihm etwas holen«, sagte sie.
    »Und was? Wovon sprichst du?«
    »Eine Gummimatte. Vielleicht finden wir eine in einem der anderen Blockhäuser. Ich könnte gehen und suchen«, erbot sie sich mit unschuldigen großen Augen.
    Horst mußte lachen. »Nein, Jay, ich hab’s nicht vergessen. Ich nehme dich heute morgen mit auf die Jagd, und diesmal wird Danny mit den anderen hierbleiben.«
    Jay stieß einen begeisterten Schrei aus und strampelte mit den Füßen in der Luft. »Ja! Ja! Danke, Vater!«
    Er schnürte seine Stiefel zu und stand auf. »Sprich nicht mit den anderen über das Raumschiff, Jay. Wenn die Navy kommt, dann mit einem mächtigen Geschwader, und die Auspuffströme ihrer Schiffe werden so strahlend hell leuchten, daß sie die Nacht zum Tag verwandeln. Niemand wird es übersehen. Aber bis es soweit ist, dürfen wir die Hoffnungen der anderen nicht mit eiskaltem Wasser übergießen.«
    »Ich

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