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Fehlfunktion

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Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Gedächtnis zeigte recht deutlich, wie gefährlich die umherstreifenden Tiere sein konnten. Der Knabe nickte ernst, eifrig bedacht, sein Verantwortungsbewußtsein zu demonstrieren.
    Horst wurde noch immer von Zweifeln geplagt, als er das einzige Pferd aus dem Stall führte. Er vertraute Jay, wenn er sie allein mit den anderen zurückließ. Sie verhielt sich weitaus reifer, als es ihren Jahren entsprochen hätte. Doch er mußte auf die Jagd – sie brauchten dringend Fleisch, und im nahe gelegenen Bach gab es kaum Fische. Wenn sie nur von den Vorräten zehrten, die er in seinem Schlafzimmer aufbewahrte, dann wären sie innerhalb von zehn Tagen aufgebraucht. Die Vorräte waren lediglich dazu da, das zu ergänzen, was er fing und im Tiefkühlschrank einlagerte, und sie waren als Notreserve gedacht für den Fall, daß er einmal krank wurde. Aber Jay hatte sich eine Abwechslung verdient; sie war nicht vom Gehöft gekommen, seit sie dort eingezogen waren.
    Außer Jay nahm er noch zwei weitere Kinder mit. Mills, ein lebhafter Achtjähriger aus Schuster Village, und Russ, ein Siebenjähriger, der sich einfach weigerte, auch nur einen Augenblick von Horsts Seite zu weichen. Das einzige Mal, als Horst ohne den Knaben zur Jagd gegangen war, hatte Russ sich in die Savanne abgesetzt, und die übrigen Kinder hatten den ganzen Nachmittag benötigt, um ihn wiederzufinden.
    Jay grinste. Sie winkte und neckte ihre neidischen Freunde, als sie aufbrachen. Rasch wurde das Gras der Savanne höher; Horst hatte sie eine lange Hose anstatt ihrer üblichen Shorts anziehen lassen. Als die Sonne höher stieg, erhob sich allmählich eine dicke Schicht morgendlichen Nebels von den Stengeln und Spreiten, die sich im morgendlichen Wind leicht wiegten. Der Dunst verringerte die Sichtweite auf weniger als einen Kilometer.
    »Diese Feuchtigkeit ist schlimmer als der Juliffe in Durringham«, rief Jay und fächelte sich mit der Hand Luft in das Gesicht.
    »Laß den Kopf nicht hängen«, erwiderte Horst. »Vielleicht regnet es später.«
    »Nein, ganz bestimmt nicht.«
    Er wandte sich zu der Stelle um, wo sie in der Spur wanderte, die er im steifen Gras zog. Helle Augen glitzerten ihm spitzbübisch unter dem Rand ihres zerfledderten Filzhutes hervor entgegen.
    »Woher willst du das wissen?« fragte er. »Es regnet doch ständig auf Lalonde.«
    »Nein, tut es nicht«, widersprach sie. »Nicht mehr, jedenfalls nicht am Tag.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Ist es Ihnen noch nicht aufgefallen, Vater? Es regnet nur noch nachts, schon eine ganze Weile.«
    Horst starrte sie perplex an. Er wollte schon sagen, daß sie nicht albern sein sollte – doch dann fiel ihm auf, daß er sich tatsächlich nicht erinnern konnte, wann er das letzte Mal vor einem der heftigen Wolkenbrüche in Deckung geeilt war. Vor einer Woche? Zehn Tagen? Ihn beschlich das unbehagliche Gefühl, es könnte noch länger her sein. »Nein, ist mir nicht aufgefallen«, gestand er leise.
    »Ach, das ist schon in Ordnung, Vater. Sie haben ganz andere Dinge im Kopf.«
    »Ja, das habe ich.« Doch die vergnügte Stimmung war mit einemmal dahin.
    Es hätte mir wirklich auffallen müssen, sagte er sich. Aber wer betrachtet das Wetter schon als etwas Verdächtiges? Er war sicher, daß es etwas zu bedeuten hatte, er wußte nur nicht, inwiefern oder aus welchem Grund. Ganz bestimmt waren sie nicht in der Lage, das Wetter zu verändern.
    Horst hatte es sich zur Regel gemacht, nie länger als vier Stunden wegzubleiben. Damit waren sieben andere Gehöfte in Reichweite (acht, wenn man das zerstörte Anwesen der Skibbows mit einrechnete), und er fand genügend Zeit, um das eine oder andere Danderil oder ein paar Vennals zu erlegen. Einmal hatte er ein entlaufenes Schwein geschossen, und sie hatten für den Rest der Woche Speck und Schinken gegessen. Es war das köstlichste Fleisch, das Horst je genossen hatte. Irdisches Fleisch war die reinste Ambrosia im Vergleich zu dem zähen, farblosen Geschmack der einheimischen Fauna.
    In den Blockhäusern war kaum noch etwas Wertvolles geblieben, jetzt, nachdem er sie gründlich durchsucht hatte. Noch ein paar Besuche, und es würde überhaupt keinen Sinn mehr machen hinzugehen. Er fing sich rasch, bevor seine brütenden Gedanken in Melancholie ausarten konnten; es war nicht nötig zurückzugehen, und die Navy würde kommen. Und komm besser erst gar nicht auf den Gedanken, es könnte anders sein.
    Jay hüpfte heran und ging neben ihm, mit großen, ausgreifenden

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