Fehlfunktion
Juliffe-Becken!« Joshua wandte sich vom Sensorium der Lady Macbeth ab und drehte sich zu Melvyn Ducharme um, der neben ihm auf seiner Beschleunigungsliege ruhte.
»Sieh mich nicht an, ich bin nur ein einfacher Fusionstechniker. Ich habe nicht die geringste Ahnung von Meteorologie. Frag die Söldner, das sind alles Planetenbewohner.«
»Hmmm«, brummte Joshua. Das Verhältnis zwischen der Besatzung der Lady Macbeth und dem Kundschafterteam aus Söldnern, das sie an Bord hatten, war im Verlauf der Reise nicht gerade optimal gewesen. Beide Seiten hatten sich mehr oder weniger von der anderen abgeschottet, und Kelly Tirrel agierte als Vermittlerin dazwischen – wenn sie nicht gerade bei Joshua in seinem Sexkäfig war. Diese Frau erfüllt ihren Teil der Abmachung jedenfalls perfekt, dachte Joshua zufrieden.
»Hat vielleicht irgend jemand eine Vermutung?« rief er laut.
Der Rest der Mannschaft auf der Brücke klinkte sich in den Datenstrom, doch niemand hatte eine Meinung zu den Bildern.
Amarisk drehte sich langsam aus der Sicht, je weiter sich die Lady Macbeth dem Planeten näherte. Fast der halbe Kontinent lag bereits im hellen Tageslicht. Von ihrer gegenwärtigen Position aus, noch immer gut hunderttausend Kilometer über Lalonde, waren der Juliffe und die meisten seiner Nebenflüsse in einen nebulösen roten Schleier gehüllt. Im ersten Augenblick hatte es ausgesehen wie ein einzigartiger Brechungseffekt, der das Wasser in einem hellen Burgunderton hatte leuchten lassen. Doch nachdem die Fernsensoren der Lady Macbeth erst auf Lalonde fokussiert waren, hatten sie diese Theorie rasch verworfen. Der Effekt wurde durch Tausende von schmalen Wolkenbändern in der Luft über der Wasseroberfläche erzeugt, die sich mit verblüffender Genauigkeit über dem verzweigten Netzwerk von Flüssen hielten. Obwohl die Bänder, wie Joshua rasch bemerkte, ein gutes Stück breiter waren als die eigentlichen Flüsse. Der Anfang des ersten Bandes, ein kurzes Stück landeinwärts von der Mündung, war mehr als siebzig Kilometer breit.
»Ich habe so etwas noch nie auf irgendeinem Planeten gesehen«, sagte Ashly tonlos. »Das ist wirklich seltsam, und es leuchtet, Joshua. Man kann es sogar hinter der Terminatorlinie noch sehen, den ganzen Weg bis hinunter zur Küste.«
»Blut«, sagte Melvyn ernst. »Der Fluß schwimmt im Blut, und es hat angefangen zu verdunsten.«
»Halt die Klappe!« fuhr Sarha ihn an. Die Vorstellung war zu nah an den Bildern, die in ihrem eigenen Verstand aufstiegen. »Das ist nicht lustig!«
»Glaubt ihr, es ist feindlich?« fragte Dahybi. »Irgendwas von Laton?«
»Ich vermute, daß es zumindest mit ihm zu tun hat«, gestand Joshua unruhig. »Aber selbst wenn es feindlich ist, kann es uns auf diese Entfernung bestimmt nicht schaden. Es hält sich strikt in der unteren Atmosphäre. Was bedeutet, daß es für unsere Söldner gefährlich werden könnte … Sarha, bitte gib ihnen Bescheid, daß sie sich die Sensoraufnahmen ansehen sollten.« Sie würden eine Frau eher respektieren als eins von Joshuas männlichen Besatzungsmitgliedern.
Unter mißbilligendem Murren öffnete sie einen Kanal in die Messe von Kapsel C, wo die sieben Söldner zusammen mit Kelly Tirrel auf ihren Beschleunigungsliegen festgeschnallt waren, während die Lady Macbeth auf Lalonde zuraste.
Sarhas Mitteilung wurde schroff bestätigt, und Joshua mußte insgeheim grinsen.
Der Bordrechner meldete, daß ein kodiertes Signal von der Gemal eingetroffen war. »Wir haben ein unbekanntes atmosphärisches Phänomen auf Amarisk entdeckt«, sagte Terrance Smith pedantisch.
»Wir auch; diese roten Wolken, die über dem Flußsystem schweben«, antwortete Joshua. »Wir sehen es ebenfalls. Was sollen wir Ihrer Meinung nach deswegen unternehmen?«
»Zunächst gar nichts. Soweit wir feststellen konnten, handelt es sich einfach um verschmutzte Wolken, die wahrscheinlich aus dem Fluß selbst aufgestiegen sind. Falls die Sensorüberprüfung ergibt, daß sie radioaktiv ist, dann werden wir die Situation neu bewerten. Bis dahin fahren Sie fort wie befohlen.«
»Aye, aye, Commodore«, grunzte Joshua, nachdem die Verbindung unterbrochen worden war.
»Eine verseuchte Wolke, pah!« schimpfte Melvyn verächtlich.
»Biologische Kriegführung«, schlug Ashly mit kummervoller Stimme vor. »Das ist gar nicht nett. Typisch für Laton, natürlich, aber nicht nett.«
»Ich frage mich, ob es dieser berüchtigte proteanische Virus ist?« sagte Dahybi.
»Das wage ich
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