Fehlfunktion
Terrance Smith sich vor, daß die massive Formation aus sich verzweigenden Wolkenbändern lebendig sei, eine Entität von einem Gasriesen, die sich von Murora aus durch den interplanetaren Raum hierher verirrt hatte. Verdammt noch eins, dieses Ding erinnerte auch zu sehr an die Art von ineinander verschlungenen Sturmbändern aus Wasserstoff und gefrorenem Ammoniak, die sich Wochen dauernde Kämpfe über der Oberfläche eines Gasriesen lieferten. »Werden Sie nicht absurd«, mahnte er. »Irgend etwas verursacht diese Störungen, und es steckt eine Absicht dahinter. Vielleicht ist das unsere einzige Chance herauszufinden, wie sie dieses Ding manipulieren. Setzen Sie sich mit den Kommandanten der Blackhawks in Verbindung. Ich möchte, daß jeder verfügbare Sensor auf die Wolke gerichtet wird. Dort unten muß irgendeine Form von Energiemodulation stattfinden. Irgend etwas muß in den spektralen Bereichen zu sehen sein, die wir überwachen.«
»Wollen Sie wetten?« brummte Oliver Llewelyn leise. Allmählich wünschte er sich, er hätte sich niemals einverstanden erklärt, mit der Gemal für diesen Smith zu fliegen, zur Hölle mit den rechtlichen Folgen seiner Weigerung. Manche Dinge waren wichtiger als Geld, beispielsweise sein Leben. Mürrisch machte er sich daran, den Blackhawks per Datavis die neuen Instruktionen zu übermitteln.
Die Kommunikationsverbindung zu zwei weiteren Raumflugzeugen brach ab. Doch drei hatten ihre Söldnertrupps ohne Zwischenfälle abgesetzt und befanden sich bereits wieder in der Luft.
Es ist möglich, sagte sich Terrance Smith entschlossen, während die weißen Pünktchen nach oben und in die Sicherheit hoch über dem verwunschenen Flußsystem rasten. Wir können herausfinden, was dort unten vor sich geht.
Er beobachtete, wie sich aus der roten Wolke riesige Pseudo-Sturmausläufer lösten und über den Dschungel hinausjagten. Eine Navigationskarte über den Sensorbildern zeigte die Position der Raumflugzeuge, die sich noch immer am Boden befanden. Die größten Ausläufer rasten mit unzweifelhafter Zielstrebigkeit genau auf die Landeplätze zu.
»Los doch, nun macht schon«, flüsterte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. »Hebt endlich ab! Macht, daß ihr verschwindet!«
»Die Sensoren empfangen keinerlei meßbare energetische Störung«, meldete Oliver Llewelyn.
»Das ist vollkommen unmöglich! Diese Ausläufer sind gesteuert! Was ist mit den Sensoren, mit denen die Invasoren unsere Maschinen aufgespürt haben? Wissen wir wenigstens, wo sie sich verstecken?«
»Nein.«
Fünf weitere Raumflugzeuge waren wieder in der Luft und rasten vor den herannahenden roten Gewitterwolken davon. Zwei davon gehörten zu denen, mit denen sie zuvor keinen Kontakt mehr gehabt hatten. Terrance Smith hörte ein erleichtertes Jubeln ringsum auf der Brücke der Genial und schloß sich den Rufen an.
Jetzt konnte die Mission richtig losgehen. Mit den Kundschaftern am Boden würden sie bald ihre Ziele haben. Und dann konnten sie endlich zurückschlagen.
Die letzten drei Raumflugzeuge landeten im Gebiet des Quallheim River. Eines davon gehörte zur Lady Macbeth.
Die Villeneuve’s Revenge trug wie jedes Schiff ihre vier kugelförmigen Lebenserhaltungskapseln im Zentrum des Rumpfs. Sie waren in jeweils drei Decks unterteilt und boten genügend Raum, um den sechs Besatzungsmitgliedern das Leben an Bord halbwegs angenehm zu machen. Die Villeneuve’s Revenge konnte darüber hinaus fünfzehn Passagiere aufnehmen, ohne daß die Bedingungen merklich schlechter wurden. Keiner der sechs Söldner, die sie nach Lalonde mitgebracht hatten, hatte sich beschwert. Die Ausstattung war passabel – wie der gesamte Rest des Schiffes –, mit reichlich Raum für Verbesserungen, Aufrüstungen oder vorzugsweise völlig neue Systeme.
Erick Thakrar und Bev Lennon schwebten mit dem Kopf voran durch die Luke in der Decke der Messe, die über dem Hangar des Raumflugzeugs lag. Die gesamte Oberfläche des Raums war mit dünnem grau-grünem Schaumplastik ausgekleidet. In regelmäßigen Abständen befanden sich StikPads auf dem Boden und an den Wänden, obwohl die meisten ihre Haftfähigkeit längst verloren hatten. Das Mobiliar bestand aus ultraleichtem Komposit und war in die Nischen eingezogen, so daß der Boden frei und mit beschrifteten Quadraten, Sechsecken und Kreisen überzogen war wie ein schlecht zusammengesetztes Mosaik. Die Wände bestanden hauptsächlich aus Spinden, in denen Ausrüstungsgegenstände
Weitere Kostenlose Bücher