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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Windel zur Seite, um zu sehen, ob das Baby noch lebte.
    Es war ein Vennal. Die kleine Xeno-Kreatur, die hilflos in die Windel eingewickelt lag, war bis ins Groteske verunstaltet. Der fuchsartige Schädel war geschwollen und in eine mehr runde Form gepreßt, die Schuppen miteinander zu einer glatten, hautähnlichen Oberfläche verschmolzen. Sie hatten ihre charakteristische blau-grüne Pigmentierung verloren und leuchteten in einem blassen Rosa. Die Vorderpfoten des Wesens waren zu unbeholfenen, winzigen menschlichen Händen verformt, die ohnmächtig durch die Luft fuhren. Der zahnlose Mund stieß angsterfüllte Schreie voller Todesqualen aus.
    Kellys neurale Nanonik schaffte es nicht, das Zusammenziehen ihres Magens rechtzeitig zu verhindern. Ein Notfallprogramm öffnete den Schnellverschluß ihres Schalenhelms, und das Visier sprang auf. Sie erbrach sich auf den wunderbar gepflegten Rasen.
    Sewell kam rückwärts herbeigerannt. Er bewegte sich fast so schnell, als liefe er vorwärts. Ein automatisches Gleichgewichtsprogramm kümmerte sich um seine Balance und führte die Füße über mögliche Hindernisse, so daß sein Verstand sich ausschließlich mit der Zielerfassung und dem Vernichten des Gegners befassen konnte.
    Die erste Salve aus seinen schweren Waffen war in die Häuser eingeschlagen und hatte nichts außer umherfliegenden Ruinen und rauchenden Trümmern übriggelassen. Selbst Sewell, dessen Ausrüstung auf maximales Zerstörungspotential hin spezialisiert war, wurde von dem Ausmaß der Vernichtung überrascht, die seine Waffen anrichteten. Sobald die ersten EI-Granaten die Gebäude trafen, verblaßten ihre leuchtenden Farben und wichen einem neutralen Grau. Mauern und Dächer schüttelten sich und stürzten in dichten aufwallenden Staubwolken zusammen. Stützbalken zersplitterten und zerfielen wie altes morsches Holz. Innerhalb weniger Sekunden war das gesamte Gebiet zu Geröll pulverisiert. Die alten Blockhütten aus Mayope schüttelten sich unter dem Geschoßhagel, doch sie waren weit widerstandsfähiger als die neuen Gebäude.
    Einige kippten einfach zur Seite. Holz kreischte und verbog sich. Dächer flogen sich überschlagend davon, und ganze Wände segelten zitternd durch die Luft wie riesige Mantas.
    Sewell lenkte seine Geschosse auf die Bewohner und konzentrierte das Feuer auf Koordinaten, wo das Zielsuchprogramm Individuen erfaßt hatte. Die drei Munitionsbänder vom Magazin auf seinem Rücken surrten leise, während sie die Gaußgewehre mit frischen Geschossen versorgten. Achtzehn Leute waren in seinen Sensoren sichtbar gewesen, bevor Reza den Feuerbefehl erteilt hatte. Sewell jagte ihnen Explosivgeschosse hinterher, während sie inmitten der zerstörten Häuser Deckung suchten.
    Infrarotsensoren zeigten exzentrische Hitzewellen, die mitten zwischen der sich ausdehnenden Staubwolke aufbrodelten. Weißes Feuer jagte auf ihn zu wie ein Komet, der sich aus der Erde selbst gelöst hatte. Aufgerüstete Muskeln brachten ihn aus der Schußlinie, und die Gaußgewehre richteten sich auf den Ursprungsort und kompensierten seine Bewegungen automatisch. Weitere Ei-Granaten pflügten das Zielgebiet um.
    »Los, hoch mit dir!« brüllte Reza die Reporterin an. »Zurück zu den Hovercrafts.«
    Kelly rollte sich herum und erblickte eine aufgewirbelte rote Wolkendecke und das Zucken von grünen Laserstrahlen und weißen Feuerbällen. Furcht und Haß erfüllten ihre Gedanken. Sie sprang auf die Beine. Die Häuser waren ein Kreis von Ruinen und Staub. Über ihnen tobte weißes Feuer in einem vernichtenden Mahlstrom, aus dem sich ununterbrochen kleine Kugeln lösten und über ihren Kopf hinwegjagten. Bäume stürzten um, und Feuer schoß prasselnd in die Höhe, wo die Kugeln die Wand aus Dschungel trafen. Sewell und Ariadne kamen auf sie zugerannt, während beide unablässig in die Trümmer schossen.
    Kelly machte drei Schritte auf den Dschungel zu, doch dann hielt sie inne. In einer einzigen glatten Bewegung zog sie ihre Neun-Millimeter-Automatik aus dem Halfter. Das Waffenprogramm ihrer neuralen Nanonik schaltete in den Primärmodus, und sie feuerte zwei Schuß auf das mißgestaltete Vennal. Dann wandte sie sich um und rannte hinter Reza her, während ihre neurale Nanonik einen Schwall von Adrenalin und Amphetaminen in ihren Blutkreislauf entließ.
    Schmerz wogte in Ariadnes linkem Oberschenkel auf, als sie von dem Feuerball getroffen wurde. Die neurale Nanonik errichtete augenblicklich einen analgetischen Block,

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