Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
während Kompensationsprogramme ihre Balance verschoben, so daß das unverletzte rechte Bein stärker beansprucht wurde und die unverletzt gebliebenen Muskeln im linken Oberschenkel mit vermehrter Kraft arbeiteten. Ventile in den betroffenen Adern schlossen sich und minimierten den Blutverlust. Ihre Geschwindigkeit nahm kaum ab. Sie holte Kelly genau in dem Augenblick ein, als die Reporterin von einem Feuerball in die Rippen getroffen wurde.
    Kellys Kampfanzug leuchtete rubinrot auf, als er die Energie abzuleiten versuchte. Ein kreisrunder Ausschnitt flammte auf und schmolz. Das Feuer flackerte rings um das Loch und fraß sich in die ungeschützt daliegende Haut. Kelly stolperte und fiel. Sie rollte über ein feuchtes, überwuchertes Erdbeerfeld und schlug mit den Handschuhen wie besessen nach den Flammen an ihrer Seite.
    »Los, weiter!« rief Ariadne. Ihr Zielerfassungsprogramm lokalisierte eine weitere Gestalt, die sich in der dünner werdenden Staubwolke bewegte. Der Thermokarabiner in ihrem Handgelenkssockel feuerte einen Energieblitz auf sie ab.
    Kellys ganze linke Seite war taub geworden, und sie verspürte ein Entsetzen, das keine Hormone und keine Programme mildern konnten. Keiner der Söldner war langsamer geworden. Sie werden mir nicht helfen!
    Kelly befahl ihrer neuralen Nanonik, die zitternden Muskeln zu beruhigen, und rappelte sich auf die Beine. Das integrale medizinische Programm schrie nach Beachtung. Sie ignorierte es und rannte weiter. Das unheimliche, aus dem Nichts kommende Sonnenlicht auf der Lichtung erlosch, und mit einem Schlag war sie umgeben von der fahlen, rotschwarzen Landschaft ihrer Infrarotimplantate.
    Sie benötigte acht Minuten, um die Hovercrafts zu erreichen. Acht Minuten durch dichtes, peitschendes Unterholz und Schlingpflanzen und über rutschigen Matsch, während die drei Söldner ein Sperrfeuer der Vernichtung in den Dschungel hinter ihr jagten, um den Rückzug zu decken. Acht Minuten voller weißer Feuerbälle, die im Zickzack um Bäume herum jagten und das Team mit der Zielgenauigkeit von Lenkraketen verfolgten. Acht Minuten Donnergrollen und blendender Lichtblitze, die den Boden erzittern ließen. Unglaubliche Windböen, die sich aus dem Nichts heraus erhoben und sie umherwirbelten wie eine leichte Puppe. Acht Minuten, in deren Verlauf neurale Programme und Hormonausschüttungen endokriner Implantate mehr und mehr die Herrschaft über ihren Körper übernahmen, während seine natürlichen Funktionen unter den übermenschlichen Anstrengungen der Flucht nach und nach versagten.
    Das erste Hovercraft rutschte bereits die Böschung hinunter in das von Schneelilien überwucherte Wasser, als sie schließlich auf der kleinen Lichtung herauskam.
    »Ihr Bastarde!« schrie sie schwach.
    Ein Blitz schlug zwanzig Meter hinter ihr ein, und sie wurde von den Beinen gerissen. Reza saß hinter dem Kontrollpaneel des zweiten Fahrzeugs, und eine Hand huschte über die Schalter. Die Impeller sprangen an und drückten Luft unter die Schürze, und langsam erhob sich das Hovercraft vom Boden.
    Rechts und links davon hatten Sewell und Sal Young Stellung bezogen und feuerten mit ihren Gaußwaffen auf unsichtbare Ziele.
    Kelly kroch auf allen vieren weiter. Ein erster weißer Feuerball kurvte zwischen den Bäumen hindurch und jagte auf das Hovercraft zu. Erneut zuckten Blitze. Ein Mayope-Baum barst mit ohrenbetäubendem Krachen und kippte wie in Zeitlupe um. Zehn Meter hinter Kelly prallte der Stamm auf den Boden, und einer der dickeren Äste fiel direkt auf ihre Beine. Kellys Panzer wurde stahlhart, und ihre durchgebogenen Knie wurden tief in den weichen Boden gedrückt.
    »Wartet!« bettelte Kelly mit schwacher Stimme. »Verdammte Scheiße, wartet auf mich, ihr Dreckskerle! Wartet!«
    Die Schürze des Hovercraft war voll aufgeblasen. Lose Äste und Blätter wurden unter dem weichen Saum hervor nach draußen gewirbelt. Mit einem Satz sprang Sewell über die Reling an Bord.
    »Mein Gott, ich kann mich nicht bewegen! Helft mir!« Ihre Sicht verengte sich zu einem Tunnel mit dem Hovercraft am fernen Ende.
    »Helft mir!«
    Sewell stand in der Mitte des Hovercrafts. Er richtete eines seiner Gaußgewehre auf sie. Blätter und dünne Äste raschelten und schlitterten wie Schlangen über ihre Beine hinweg. Kelly konnte spüren, wie sie sich um ihre Oberschenkel legten. Dann feuerte Sewell. Unter der Wucht der Explosionen rollte sie rückwärts über den Boden. Sie krachte in etwas Hartes. Es rutschte an der

Weitere Kostenlose Bücher