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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Wir können entkommen.«
    »Der verdammte Vektor ist längst einprogrammiert, Sarha, aber wir haben Kinder an Bord. Scheiße! Scheiße! Scheiße!« Er sah, wie Warlow den letzten Edeniten aus der Luftschleuse zerrte. Der Bordrechner ließ die Lukentür bereits zugleiten, noch bevor der Mann ganz hindurch war.
    Unternimm etwas, und zwar auf der Stelle, Joshua Calvert! sagte er zu sich. Weil du nämlich in zwanzig Sekunden tot bist, falls du es nicht tust!
    Ein Gedankenimpuls befahl dem Bordrechner, die Fusionsantriebe zu starten.
    Weitere zwei Sekunden Zeit gewonnen.
    Im Taktikprogramm war nichts zu finden. Nicht einmal Dad hatte sich jemals einen Tunnel aus so tiefem Mist graben müssen …
    Ich kann nicht flüchten, ich kann nicht kämpfen, ich kann nicht springen, ich kann mich nicht verstecken …
    »O doch, ich kann!« rief er laut.
    Die Fusionstriebwerke kamen hoch, und die Lady Macbeth beschleunigte entlang einem Vektor, der Joshua in dem Augenblick in den Sinn gekommen war, als die Idee durch seinen Verstand zuckte. Drei g und Kurs direkt auf den Gasriesen zu.
    »Joshua!« beschwerte sich Dahybi. »Wir können ganz bestimmt nicht springen, wenn du uns noch tiefer in den Trichter steuerst!«
    »Halt die Klappe!«
    Dahybi lehnte sich zurück und rezitierte in Gedanken Bibeltexte, an die er sich aus seiner Jugendzeit erinnerte. »Aye, Captain.«
    »Warlow, du aktivierst die drei Null-Tau-Apparate in Kapsel C, und dann stopfst du die Kinder hinein. Du hast maximal vier Minuten, bevor die richtige Beschleunigung losgeht.«
    »In Ordnung, Joshua!«
    Die Sensoren meldeten, daß vier Kombatwespen die Verfolgung aufgenommen hatten. Joshua feuerte als Antwort eine Fünfer-Salve.
    Er hörte, wie Dahybi etwas murmelte, das nach einem Gebet klang. Es hatte jedenfalls den passenden Tonfall einer Totenklage.
    »Sie kommen hinter uns her!« sagte Melvyn eine Minute später.
    Die Maranta und ihr Begleitschiff beschleunigten von Aethra weg.
    »Das ist die Gramine«, sagte Sarha, nachdem sie die Bilder eingehend studiert hatte. »Seht nur, in welchem Winkel der Abgasstrahl umgelenkt wird. Kein anderes Schiff unserer Flotte war dazu imstande. Wissler hat immer mit der Wendigkeit seines Schiffes geprahlt.«
    »Wirklich wunderbar, Sarha. Danke sehr«, sagte Joshua mißmutig. »Du weißt wirklich, wie du einen aufmuntern kannst, oder?«
     
    Warlow kletterte die Leiter zur Messe hinauf. Seine aufgerüsteten Muskeln wurden mühelos mit der dreifachen Schwerkraft fertig, doch die Kohlefasersprossen knarrten protestierend unter seinem Gewicht.
    Überall auf dem Boden der Messe lagen Edeniten; keine der Beschleunigungsliegen war aktiviert worden – nicht, daß eine ausreichende Anzahl vorhanden gewesen wäre. Die Edeniten verfügten nicht über neurale Nanoniken, erkannte der Kosmonik plötzlich. Und deswegen mußten ihre Kinder ohne jedes Polster am Boden aushalten. Ihre Gesichter waren vor Schmerz verzerrt, und sie wimmerten leise.
    Er ging zu dem kleinsten Mädchen, das mit weit aufgerissenen Augen und totenbleichem Gesicht neben seiner Mutter lag. »Ich werde sie in Null-Tau legen«, informierte er die Frau und bückte sich nach dem Kind. Er hatte ein paar Greifarme für das Rangieren von Containern in seine Ellbogensockel gesteckt, bevor er die Leiter hinaufgeklettert war. Die Arme besaßen breite Manipulatoren, die sich gut als Wiege einsetzen ließen. Das Mädchen fing erneut an zu weinen. »In der Kapsel gibt es keine Beschleunigungskräfte. Erklären Sie ihr das. Sie darf sich nicht wehren, wenn ich sie hochhebe, sonst wird sie sich das Rückgrat brechen.«
    – Sei tapfer, sagte Tiya zu ihrer Tochter. – Er wird dich an einen sicheren Ort bringen, wo es nicht so weh tut.
    – Er ist furchtbar! erwiderte Gatje, als Warlow die Metallgreifer vorsichtig unter sie schob.
    – Dir wird nichts geschehen, sagte Gaura und verstärkte das stille, friedliche Gefühl, das Tiya aussandte.
    Warlow achtete darauf, Gatjes Rückgrat waagerecht zu halten und stützte ihren Kopf mit einem Satz Greifer, während die restlichen drei Arme unter ihrem Rumpf und ihren Beinen ruhten. Behutsam hob er sie hoch.
    »Kann ich vielleicht helfen?« fragte Gaura und stemmte sich auf die Ellbogen. Sein Hals fühlte sich an, als würde er langsam in einer hydraulischen Presse zerquetscht.
    »Nein. Sie sind zu schwach.« Warlow stapfte dröhnend aus der Messe, eine fremdartige Märchengestalt mit titanischen Kräften, die zwischen den Körpern der

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