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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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gewöhnlichen Sterblichen mit einer Grazie umherging, die so gar nicht zu seinem schwerfälligen Aussehen passen wollte.
    Sieben Kinder waren jünger als zehn Jahre. Warlow benötigte fast fünf Minuten, bis er sie aus der Messe geschafft und in die Null-Tau-Kapseln gelegt hatte. Auf einer zweiten Bewußtseinsebene überwachte seine neurale Nanonik ununterbrochen den Flug. Die angreifenden Raumschiffe hatten ihre Geschwindigkeit der Lady Macbeth angepaßt. Zwischen Jägern und Gejagten blitzte ein nicht enden wollendes astrales Feuer aus Plasma, verursacht von den zahlreichen Sprengköpfen der Kombatwespen.
    Die Lady Macbeth überflog die ersten Ausläufer des Ringsystems, zweitausend Kilometer oberhalb der planetaren Ekliptik, als Warlow das letzte Kind in die Null-Tau-Kapsel legte.
    »Gott sei Dank!« sagte Joshua, als die Kapsel endlich in das absolute Schwarz des Null-Tau-Feldes gehüllt war. »In Ordnung, Leute, bereitet euch auf hohe Beschleunigungskräfte vor!«
    Der Schub der Lady Macbeth erhöhte sich fast augenblicklich auf sieben g und steigerte die Qualen der Edeniten in der Messe noch. Trotz aller Widerstandsfähigkeit ihrer genetisch veränderten Körper waren sie nie darauf vorbereitet worden, die unglaublichen Belastungen von Manövern unter Kampfbedingungen auszuhalten.
    Die Maranta und die Gramine fielen zurück. Die Sensoren zeigten, daß drei weitere gegnerische Kombatwespen abgefeuert worden waren und sich rasch näherten.
    »Mein Gott, wie viele von den verfluchten Dingern haben die denn noch?« fragte Joshua, als er als Antwort vier der sechs verbliebenen Drohnen der Lady Macbeth startete.
    »Schätzungsweise zehn«, erwiderte Melvyn per Datavis. »Vielleicht auch mehr.«
    »Wunderbar.« Joshua riß die Lady Macbeth in einem engen Bogen hinunter auf die Ringe zu.
    Die langsam treibenden Klumpen aus Eis und Staub reflektierten ungewohnte Helligkeit, als die drei Schiffe vorbeirasten. Nach Millennien der Stasis, nur gestört vom Herzschlag der Magnetosphäre des Gasriesen, wurde der Staub des Ringsystems vom Aufprall der elektromagnetischen Pulse explodierender Nuklearsprengkörper durcheinandergewirbelt. Dunkle kreisförmige Wellenmuster breiteten sich elegant über die Ringfläche aus. Die Temperaturen stiegen um mehrere Bruchteile eines Grades, wodurch die empfindlichen und einzigartigen Valenzbindungen zwischen den disparaten Atomen aufbrachen, die Schwerelosigkeit und Kälte hervorgebracht hatten. Hinter den Raumschiffen erzitterten die Ringe unruhig wie ein Meer, unmittelbar bevor der große Sturm ausbrach.
    Wer an Bord der Lady Macbeth imstande war, die Sensorbilder zu empfangen, beobachtete mit betäubter Faszination, wie die Ringpartikel größer und größer wurden, sich von einem körnigen Nebel in eine massive Ebene aus treibenden schmutzig braunen Felsbrocken verwandelte. Bald nahmen sie den halben Bildausschnitt ein; die Lady Macbeth war nah genug herangekommen, daß die Ebene aussah wie der Keller des Universums.
    Die vorletzte Kombatwespe jagte aus den Abschußrohren der Lady Macbeth. Fast augenblicklich stieß die Drohne ihre Submunition aus, die auseinanderstob wie ein Schwarm aufgescheuchter Fische.
    Hundert Kilometer hinter der Lady Macbeth detonierten siebenundzwanzig Fusionsbomben, aufgereiht in einer perfekten Ammonitformation, und erzeugten eine momentane optische und elektromagnetische Barriere.
    Die Lady Macbeth drehte sich, unsichtbar für ihre Verfolger, und ihre dreifachen Abgasströme beschrieben riesige Bögen über dem schwarzen Sternenhimmel. Dann brannten sich die Schweife aus superangeregtem Helium in das Eis und das Gestein des Rings. Keine physische Struktur war imstande, derart sonnenheiße Temperaturen auszuhalten. Was dem Abgasstrahl in den Weg geriet, verdampfte zu Plasma. In der aufgewühlten Oberfläche des Rings entstand ein Krater, als hätte tief unten eine gewaltige nukleare Explosion stattgefunden.
    Die Lady Macbeth tauchte direkt in die Ringe ein – und verzögerte mit elf g.

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10. Kapitel
     
    Die Beschatter waren bereits da, als Dr. Alkad Mzu am Ufer des ringförmigen Salzwassersees von Tranquility eintraf. Wie immer blieben sie mehrere hundert Meter hinter ihr, harmlose Spaziergänger wie Alkad auch, die den milden Abend genossen. Ein Paar war sogar auf Pferden unterwegs und ritt über die rauheren Wege des Habitats.
    Alkad zählte acht von ihnen, während sie an der Kante der steilen felsigen Böschung entlang auf den Pfad zuging, der

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