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Fehlfunktion

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Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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erfordert unglaubliche Genauigkeit. Rein chauvinistisch betrachtet gebe ich es nur höchst ungern zu, doch ich glaube, daß so etwas die Fähigkeiten der meisten Voidhawks übersteigt. Selbst die der meisten Blackhawks. Mzu hat eine schlaue Wahl getroffen. Diese Flucht war bis ins Detail geplant.«
    »Sie hatte schließlich sechsundzwanzig Jahre Zeit dafür«, sagte Pauline und rappelte sich langsam auf die Beine. Sie schüttelte sich; ihre Kleidung war durchnäßt von herabstürzendem Wasser. Ein fetter blauer Fisch von einem halben Meter Länge zappelte panisch auf dem Sand neben ihren Schuhen. »Ich meine, diese Frau hat uns sechsundzwanzig verdammte Jahre lang an der Nase herumgeführt. Sie hat die Rolle der zerstreuten Wissenschaftlerin mitsamt all ihren Neurosen und exzentrischen Anwandlungen gespielt, und wir haben es ihr abgenommen. Wir haben sie geduldig beobachtet, sechsundzwanzig Jahre lang, und sie hat sich genau so verhalten, wie wir es vorhergesagt haben. Nicht ein einziges Mal ist sie aus ihrer Rolle gefallen, nicht ein einziges verdammtes Mal! Wenn jemand meine Heimatwelt vernichtet hätte, würde ich mich auch so verhalten, aber sie hat es sechsundzwanzig Jahre lang getan! Sechsundzwanzig gottverdammte Jahre! Was für ein Mensch muß das sein, der dazu imstande ist?«
    Monica und Samuel wechselten einen besorgten Blick.
    »Jemand, der von einer Idee besessen ist«, sagte Samuel schließlich.
    »Besessen!« Paulines Gesicht lief dunkel an. Sie bückte sich, um den zappelnden Fisch aufzuheben, doch er entwand sich ihrem Griff. »Halt verdammt noch mal still!« brüllte sie das Tier an. »Schön, möge Gott Omuta beistehen, jetzt, wo Dr. Mzu wieder frei durch die Konföderation streift.« Schließlich bekam sie den schwächer werdenden Fisch zu packen. »Ist Ihnen eigentlich bewußt, daß die Omutaner dank unserer Sanktionen ein Verteidigungssystem besitzen, das nicht einmal imstande ist, laut zu furzen?«
    »Sie wird nicht weit kommen«, sagte Monica. »Nicht bei dieser Panik, die wegen Laton entstanden ist und sämtlichen Raumverkehr zum Erliegen bringt.«
    »Das hoffen Sie!« Pauline stapfte mit ihrer zappelnden Last zum Wasser hinunter.
    Monica stand auf, klopfte sich den Sand aus den Kleidern und schüttelte ihn aus den Haaren. Sie blickte zu dem hageren Edeniten hinunter. »Meine Güte, die Aufnahmekriterien der KNIS scheinen in den letzten Jahren ziemlich den Bach runtergegangen zu sein.«
    Samuel grinste schwach. »Ja. Trotzdem hat sie recht mit Dr. Mzu, wissen Sie? Die gute Alkad hat uns alle an der Nase herumgeführt. Eine clevere Lady. Und jetzt müssen andere eine höllische Rechnung bezahlen.«
    Sie schob die Hand unter seine Schulter und half ihm auf. »Vermutlich. Eins ist jedenfalls sicher: Man wird sie wie verrückt jagen. Jede Regierung wird nach ihr suchen, um sie auf ihrer eigenen Welt festzuhalten und die Demokratie zu schützen. Und eines weiß ich, mein neuer Freund: Es gibt ein paar Demokratien in unserer Konföderation, die sie besser niemals finden sollten.«
    »Zum Beispiel wir?«
    Monica zögerte, dann schüttelte sie traurig den Kopf. »Nein. Aber verraten Sie meinem Boß nicht, daß ich das gesagt habe.«
    Samuel sah die beiden Agenten auf den Pferden über den Strand herangaloppieren. Er konnte sich nicht einmal mehr erinnern, für welche Geheimdienste sie arbeiteten – nicht, daß es irgendeinen Unterschied gemacht hätte. In ein paar Stunden würden alle wieder getrennte Wege gehen. »Verdammt, Tranquility war der einzige Ort, an dem sie Frieden finden konnte, oder?«
    »Ja. Kommen Sie, lassen Sie uns sehen, ob die beiden etwas für Ihr Handgelenk bei sich haben. Ich glaube, das dort auf dem zweiten Pferd ist Onku Noi. Der Pöbel von Oshanko hat immer jede Menge Kram dabei.«
     
    Nach der Uhr seiner neuralen Nanonik war es Mittag, doch Chas Paske wußte nicht, ob es stimmte. Die rote Wolke hatte sich nicht im geringsten verändert, seit er seinen Marsch begonnen hatte – oder besser: sein Humpeln. Der rot-schwarze Dschungel blieb abweisend und mörderisch. Jeder einzelne mühsame Schritt wurde begleitet vom unaufhörlichen hohlen Donnergrollen, das von hoch oben erklang.
    Chas hatte es geschafft, sein Bein zu schienen, aber wie: fünf Latten aus Kirscheichenholz, die vom Knöchel bis zur Hüfte reichten und von zähen dünnen Ranken zusammengehalten wurden. Die Oberschenkelwunde war noch immer ein echtes Problem. Er hatte sie mit Blättern verbunden, doch jedesmal,

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