Fehlfunktion
sandte eine ganze Serie von metabolischen Blockadebefehlen aus.
Alkad watete durch das seichte Wasser, während der Blackhawk herabsank und mit unglaublicher Präzision um eine der kleinen Inseln in der Bucht herumglitt. Sie hatte sich nie eine Vorstellung darüber gemacht, wie groß das BiTek-Wesen in Wirklichkeit war. Diesen gewaltigen Körper frei in der Luft schweben zu sehen war ein unheimlicher Anblick. Der runde Bug des Blackhawks überzog sich mit langen frostigen Streifen, als die Feuchtigkeit des Meeres auf Polyp traf, der an die Kälte des tiefen Raums gewöhnt war. Ein riesiger Flecken Wasser unter dem Rumpf schäumte auf, als das Raumverzerrungsfeld mit ihm in Wechselwirkung trat. Plötzlich hatte Alkad das Gefühl, als würde sich die Horizontale verschieben. Die Udat drehte sich um volle neunzig Grad und neigte sich stark zur Seite, so daß die Backbordseite des hufeisenförmigen Lebenserhaltungssystems dem Wasser zugewandt war. Eine Luftschleuse glitt auf. In der Kammer stand Cherri Barnes. Sie trug einen Raumanzug und hatte sich mit orangefarbenen Silikonbändern in der kleinen Kammer gesichert. Cherri warf eine Strickleiter hinunter.
Am Ufer rannten fünf Gestalten über die sandigen Dünen.
– Tötet sie! befahl Ione.
Die riesigen Serjeants zogen ihre Laserpistolen aus den Halftern. Alkad Mzu hatte den Fuß bereits auf der ersten Sprosse.
Die Maserkanone der Udat feuerte.
Monica Foulkes rannte über den Sand, so schnell ihr aufgerüsteter Körper es erlaubte. Neurale Nanonik und verstärkte Muskeln arbeiteten Hand in Hand zusammen, und sie überwand die Distanz scheinbar mühelos; hundertfünfzig Meter in weniger als neun Sekunden. Der Hauptauftrag der Tranquility-Operation der ESA lautete, Dr. Alkad Mzu am Verlassen des Habitats zu hindern. Das hatte Vorrang vor allem anderen. Es sah nicht danach aus, als könnte Monica den Blackhawk noch rechtzeitig erreichen. Dr. Mzu hatte bereits angefangen, die Leiter hinaufzuklettern.
Sie überlegte kurz, welches ihrer Waffenimplantate die größten Erfolgsaussichten hatte – dumm nur, daß die meisten davon für unauffälliges Arbeiten aus kürzester Distanz geschaffen waren. Und dieser verdammte SII-Raumanzug von Dr. Mzu war ein weiteres Problem. Monica würde einen Mikropfeil einsetzen müssen und hoffen, daß die Spitze das Material durchdrang. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie die Tranquility-Serjeants zu ihrer Linken die Laserpistolen herausrissen.
Plötzlich stach eine meterbreite Säule aus schwach purpurn fluoreszierender Luft aus einer silbernen Kuppel auf der Unterseite des Blackhawks und raste auf einen der Serjeanten zu. Der BiTek-Servitor verging in einer Explosion aus Dampf und organischen Fetzen. Fünfzehn Meter hinter der Kreatur, wo der Strahl auf den Strand traf, verwandelte sich der Sand in einen dampfenden Teich aus geschmolzenem, goldgelb leuchtendem Glas.
Von Kampfprogrammen übererregte Nervenbahnen schleuderten Monica in dem Augenblick in Deckung, als der Strahl materialisierte. Sie prallte auf den lockeren Untergrund, und ihr Schwung pflügte eine zweieinhalb Meter lange Furche in den Sand. Hinter ihr erklangen zwei fast simultane Aufprallgeräusche, als Pauline und Samuel sich ebenfalls zu Boden warfen. Der zweite Serjeant zerplatzte mit einem lauten Rülpsen in einer schwarzen Wolke, als der Maser ihn erfaßte. Monicas Verstand überschlug sich, während sie mit tief in den Sand gedrücktem Kopf abwartend dalag. Wenigstens würde es bei diesem Energieausstoß schnell gehen …
Ein Sturm erhob sich und heulte über die Dünen.
Samuel hob den Kopf und sah, daß seine schlimmsten Befürchtungen Wirklichkeit geworden waren. Ein Wurmloch-Zwischenraum öffnete sich rings um die Nase des Blackhawks. Alkad Mzu war auf halbem Weg die Leiter hinauf.
– Du darfst sie nicht von hier wegbringen! flehte er das mächtige Raumschiff an. – Bitte, du darfst nicht!
Das Wurmloch weitete sich, ein sämtliches Licht verschlingender Tunnel, der durch die Unendlichkeit führte. Luft strömte hinein wie in ein Vakuum.
»Bleibt unten!« schrie Samuel den beiden Agentinnen zu.
– KOMM ZURÜCK! befahl Tranquility.
Meyer, dessen Bewußtsein mit dem seines Blackhawks verflochten war, heulte unter der Wucht des wütenden Befehls auf. Es war zuviel. Die Stimme raste mit der Gewalt eines Zyklons durch seinen Schädel und zerstörte Meyers Neuronen mit ihrer Kraft. Er hatte das Gefühl, als würde es Tage dauern. Er mußte nur aufgeben
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