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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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halten?«
    Shaun Wallace hob den Zeigefinger. »Ah, schon wieder, Mrs. Kelly. Schon wieder versucht Ihr, mir Eure eleganten, geschliffenen Worte in den Mund zu legen. Planen – so ein großartiges Wort. Generäle und Admiräle und Könige schmieden Pläne. Aber nicht wir. Wir haben unseren Instinkt. Wir verstecken unsere neue Welt vor diesem von Gott geschaffenen Universum, weil das für uns so natürlich ist wie das Atmen.« Er kicherte. »Und es bedeutet, daß wir weiteratmen können. Ich bin sicher, daß Ihr mich nicht daran hindern wollt zu atmen, oder? Nicht so eine süße nette Frau wie Ihr.«
    »Nein. Aber was ist mit Rai Molvi? Verraten Sie mir, was mit ihm geschehen soll?«
    Shaun Wallace kratzte sich am Kinn und ließ den Blick über die Savanne schweifen.
    Dann verzog er die Schultern und schnitt eine sardonische Grimasse.
    »Er bleibt dort, nicht wahr?« fragte Kelly steif. »Sie werden ihn nicht in Ruhe lassen.«
    »Ich brauche den alten Knaben, Ma’am. Sogar verdammt dringend. Aber vielleicht findet sich ein Priester unter uns, den ich um Vergebung bitten kann.«
    »Wenn das alles stimmt, was Sie sagen«, brummte Reza und fixierte einen seiner optischen Sensoren auf das zurückbleibende Wolkenband, »dann sollten wir wirklich nicht länger hierbleiben als unbedingt nötig. Wallace, wann genau wollen Sie diesen Planeten verschwinden lassen?«
    »Noch bleiben Euch ein paar Tage Zeit, Sir. Allerdings sind keine Raumschiffe mehr da, mit denen Ihr fliehen könntet. Tut mir leid.«
    »Ist das der Grund, aus dem Sie sich nicht gewehrt haben? Weil wir nicht entkommen können?«
    »O nein, Mister Malin, Sir. Das habt Ihr ganz falsch verstanden. Versteht Ihr, ich möchte nichts mit meinesgleichen zu tun haben. Das ist der Grund, aus dem ich allein hier draußen in den Wäldern lebe. Ich bin lieber allein, ich habe ihre Gesellschaft lange genug ertragen. Sieben Jahrhunderte lang, um genau zu sein.«
    »Deswegen helfen Sie uns?«
    Er straffte sich und warf einen Blick über die Schulter auf das zweite Hovercraft. »Zumindest werde ich nicht versuchen, Euch an der Flucht zu hindern«, verkündete er sodann großzügig.
    »Na, dann danke ich auch recht herzlich.«
    »Nicht, daß es Euch viel nutzen könnte, mein Herr.«
    »Und wieso nicht?«
    »Es gibt nicht mehr so viele Orte, zu denen Ihr fliehen könntet, fürchte ich. Ziemlich viele von uns sind bereits von dieser Welt aufgebrochen.«
    »Verfluchter Mist!« ächzte Kelly erschrocken.
    Shaun Wallace runzelte mißbilligend die Stirn. »Also das ist nun wirklich kein Wort, das eine Lady so leicht in den Mund nehmen sollte.«
    Kelly überzeugte sich, daß er voll in ihrem Aufzeichnungsbereich war. »Wollen Sie damit andeuten, daß sich das, was auf Lalonde geschehen ist, auf anderen Planeten wiederholen wird?«
    »Ganz genau das, Mrs. Kelly. Im Jenseits gibt es eine ganze Menge gequälter Seelen. Sie alle benötigen dringend einen schicken neuen Körper, jede einzelne von ihnen. So einen wie etwa den, in dem Ihr wohnt.«
    »Mein Körper ist besetzt. Bis zum Rand.«
    Seine Augen blitzten amüsiert. »Das war dieser hier auch, Mrs. Kelly.«
    »Und diese Welten, zu denen Ihre Kameraden geflohen sind – haben sie etwa vor, all diese Welten in Wurmlöchern einzusperren?«
    »Das ist ein lustiges altertümliches Wort, das Ihr da benutzt, Lady. Wurmlöcher. Zu meiner Zeit verstand man darunter kleine Tunnel im feuchten Boden mit winzigen Hügeln auf den Ausgängen, so daß die Fischer sehen konnten, wo sie graben mußten.«
    »Heute versteht man unter einem Wurmloch einen Riß im Raum-Zeit-Kontinuum. Löcher, durch die man hindurchfallen kann.«
    »Aha. Nun, dann ist es vermutlich genau das, was ich meine. Ja. Das gefällt mir. Ein Loch im Himmel, das auf die andere Seite des Regenbogens führt.«
    Surreal. Das Wort wiederholte sich wie in einer Endlosschleife in Kellys neuraler Nanonik, blitzte in Violett über dem Bild eines verrückten, toten Iren, der vor ihr auf einer Bank saß und offen grinste, als er ihr Unbehagen bemerkte. Ganze Welten, die von den Armeen der Toten aus ihren Orbits gerissen wurden. Surreal. Surreal. Surreal.
    Fenton erhob sich knurrend auf die Beine. Er hatte die Fänge entblößt, und seine Nackenhaare waren hoch aufgerichtet. Shaun starrte erschrocken auf den riesigen Hund, und Kellys Retinaimplantate erhaschten einen kurzen Blick auf statisch knisternde weiße Flammen, die sich an seinen Fingerspitzen bildeten. Doch Fenton richtete den Blick

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