Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
dürrer, runder Leib in dunklem Braun, mit einem dicken runden Kopf, an dem ungemütlich aussehende Kauwerkzeuge saßen. Das Insekt bebte, doch es blieb sitzen, als wäre es an Ort und Stelle angeleimt. Wallace brachte die andere Hand über die erste und drückte die Innenflächen in einer richtigen Schau zusammen, wobei er das Insekt zerquetschte. Kellys Blick blieb unverwandt auf seinen Händen haften.
    Als er sie wieder öffnete, wartete darunter der König aller Schmetterlinge. Die Flügel waren fast so groß wie seine Hände, gezeichnet mit einem wunderschönen, silbern und topasfarbenen Muster, das nicht im geringsten vom Licht der roten Wolke beeinflußt wurde, als leuchteten die Farben von innen heraus. Er straffte seine Flügel, dann flatterte er auf – nur um vom kraftvollen Propellerwind des Hovercrafts wie ein Blatt davongeweht zu werden.
    »Da, habt Ihr gesehen?« fragte Shaun Wallace. »Wir zerstören nicht immer nur.«
    Kelly verlor das wunderschöne Insekt aus den Augen. »Und wie lange wird es diese Gestalt behalten?«
    »Sterblichkeit ist nichts, das man wie ein Glas Ale messen kann, Mrs. Kelly. Der Schmetterling wird sein Leben zu Ende leben, mehr kann ich nicht dazu sagen.«
    »Er weiß es nicht«, murmelte Reza leise.
    Shaun Wallace verzog das Gesicht zu einem herablassenden Lächeln und schwieg.
    Rings um das Hovercraft wurde es allmählich heller, und ein Stück voraus erblickte Kelly das wunderbare Licht der echten Sonne, die auf das smaragdgrüne Blätterdach fiel. Eine Farbe, die nicht rot war! Sie hatte schon angefangen zu glauben, daß es nichts anderes als Rot gab, nie etwas anderes gegeben hatte.
    Das Hovercraft jagte unter dem wütenden Rand des riesigen Wolkenbandes hervor, und die Söldner brachen in spontanen Jubel aus.
    »Was ist das für ein Ding?« rief Kelly über die Rufe der Rebellen hinweg und deutete auf die Wolke.
    »Eine Reflexion unserer selbst. Unserer Ängste.«
    »Und wovor fürchten Sie sich?«
    »Vor der Leere der Nacht. Sie erinnert uns zu sehr an das Jenseits. Wir verstecken uns vor der Dunkelheit.«
    »Sie meinen, Sie und die anderen Besessenen haben diese Wolke erschaffen?« fragte Kelly, während sich Staunen und Mißtrauen mischten. »Aber sie bedeckt Tausende von Quadratkilometern!«
    »Ja, das tut sie. Unser Wille ist es, der sie erschaffen hat; wir wollen Schutz, also haben wir Schutz. Wir alle, Mrs. Kelly, selbst ich, der ich mich von den anderen abgesondert habe, wir alle sehnen uns mit jeder Faser unseres Seins nach Schutz. Und er wächst, unser Wille, breitet sich aus und erobert die Welt. Bald schon wird die Wolke den gesamten Planeten einhüllen, doch das ist nur das erste Kapitel unserer Erlösung.«
    »Und das zweite?«
    »Von hier zu verschwinden. Den harten Blicken derer zu entkommen, die in diesem Universum auf uns starren. Wir werden uns an einen Ort zurückziehen, den wir selbst erschaffen haben. Einen Ort, wo keine Leere wie ein Schwert über uns hängt, kein Tod uns jemals einholen wird. Einen Ort, an dem Euer Schmetterling für immer leben wird, Mrs. Kelly. Jetzt sagt nur, das sei kein edles Ziel, sagt mir, daß dieser Traum nichts wert ist.«
    Reza beobachtete, wie die letzten Bäume des Dschungels hinter ihnen zurückblieben, als die Hovercrafts die Savanne erreicht hatten. Das üppige grüne Grasland breitete sich zu beiden Seiten des schmalen Flusses aus, als wäre es eben erst entstanden. Nicht, daß Reza seiner Umgebung viel Beachtung geschenkt hätte; der merkwürdige (vermutliche) Ire war ein fesselnder Erzähler. »Ein vollkommen abgeschlossenes Universum«, sagte er, und die vorherige Herablassung war aus seiner Stimme verschwunden.
    Kelly starrte ihn überrascht an. »Sie meinen, das ist möglich?«
    »Es geschieht jeden Tag Tausende von Malen! Die Blackhawks und Voidhawks öffnen Durchgänge, wenn sie sich zwischen den Sternen bewegen. Rein technisch betrachtet erzeugen sie selbsterhaltende Universen.«
    »Ja, aber einen ganzen Planeten …«
    »Wir sind zwanzig Millionen, Mrs. Kelly«, unterbrach Shaun Wallace sanft. »Wir können es schaffen. Zusammen können wir ein Portal öffnen, das uns wegführt von der Sterblichkeit.«
    Kellys neurale Nanonik zeichnete gewissenhaft das kalte Frösteln auf, das beim Klang der unerschütterlichen Zuversicht in seiner Stimme über ihr Rückgrat lief. »Sie planen also allen Ernstes, ein Wurmloch zu erschaffen, das groß genug ist, um ganz Lalonde aufzunehmen? Und den Planeten dort zu

Weitere Kostenlose Bücher