Fehlfunktion
können.
Joshua … du mußt uns abholen. Heute noch, Joshua. Wir können uns nach Sonnenuntergang nicht mehr lange halten. Ich weiß, daß es deiner Lady nicht besonders gutging, als du verschwunden bist, aber flick sie zusammen, so gut es geht, und komm so schnell du kannst, Joshua. Bitte. Wir warten auf dich. Unsere Gebete sind mit dir. Danke, Joshua.‹«
»Die Nachricht wiederholt sich immer wieder«, sagte Aethra.
»O du lieber Himmel!« Besessene! Die Toten kehren zurück. Kinder auf der Flucht. »Verdammte heilige Scheiße! Das kann sie mir nicht antun! Sie ist verrückt! Besessene? Sie ist vollkommen durchgeknallt!« Er starrte entgeistert auf den antiken Apollo-Computer. Er hatte den Overall noch nicht ganz angezogen. »Keine Chance!« Wütend rammte er die Arme in den Bordanzug. Schloß den Reißverschluß. »Sie gehört in eine Klapsmühle, zu ihrem eigenen Besten! Wahrscheinlich ist ihre neurale Nanonik mitten in einem Stimulationsprogramm in eine Endlosschleife gefallen.«
»Du hast selbst gesagt, Joshua, daß du die rote Wolke für etwas grundlegend Falsches hältst«, sagte Aethra.
»Ich sagte, daß sie ein wenig merkwürdig sei, das ist alles!«
»Genau wie die Feststellung, daß es Besessene gibt?«
»Wenn man tot ist, ist man tot. Basta.«
»Zwölf Edeniten starben während des Angriffs auf die Station. Sie sind in mir gespeichert. Du erwähnst ununterbrochen deine Gottheit – impliziert das nicht einen gewissen Grad an Glauben? Glauben an eine natürliche Spiritualität?«
»Mein Gott … Scheiße! Sieh mal, das ist doch nur so eine Redensart!«
»Aber ihr Menschen habt vom ersten Tag an, seit ihr ein Bewußtsein entwickelt habt, an die Existenz von Göttern und ein Leben nach dem Tod geglaubt.«
»Wirst du wohl auf der Stelle damit aufhören? Ihr Edeniten seid doch angeblich allesamt Atheisten?«
»Entschuldige, Joshua. Ich kann spüren, daß du erregt bist. Was wirst du wegen der Kinder unternehmen? Du wirst sie doch retten?« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
Joshua preßte die Finger an die Schläfen in der vergeblichen Hoffnung, das Schwindelgefühl könnte dadurch verfliegen. »Ich will verdammt sein, wenn ich das weiß. Woher wissen wir, daß es tatsächlich noch Kinder auf Lalonde gibt?«
»Du meinst, es ist nur ein Bluff, um dich nach Lalonde zu locken?«
»Könnte doch sein, oder nicht?«
»Das würde aber auch implizieren, daß Kelly Tirrel inzwischen eine Besessene ist.«
Mit erzwungener Ruhe erwiderte er: »Sequestriert. Es würde implizieren, daß Kelly vom Feind sequestriert worden ist.«
»Was auch immer, Joshua. Du mußt trotzdem eine Entscheidung fällen.«
»Ich weiß nicht wie.«
Melvyn war allein auf der Brücke, als Joshua wenige Minuten später aus der Kabine kam und durch die Luke schwebte.
»Ich habe die Nachricht gerade gehört«, sagte der Fusionstechniker. »Das kann doch wohl nicht ihr Ernst sein!«
»Vielleicht.« Joshua setzte die Füße auf ein StikPad neben seiner Beschleunigungsliege. »Ruf die Mannschaft zusammen, und Gaura auch. Ich schätze, die Edeniten haben ein Recht darauf, gehört zu werden. Schließlich sind ihre Ärsche genauso betroffen wie unsere.«
Er versuchte in der kurzen Zeit nachzudenken, die es dauerte, bis alle auf der Brücke versammelt waren, einen Sinn aus Kellys Nachricht zu machen. Das Dumme war, daß sie so verdammt überzeugend geklungen hatte. Kelly glaubte an das, was sie gesagt hatte. Wenn es überhaupt Kelly war. Heiliger Herr im Himmel. Und falls es eine Sequestrierung war, dann zumindest eine äußerst merkwürdige. Joshua konnte das Chaos im Orbit nicht so leicht vergessen.
Er klinkte sich in das Navigationsdisplay ein, um zu sehen, wie durchführbar eine Rückkehr nach Lalonde gegenwärtig überhaupt war. Es sah nicht gut aus. Die Maranta und die Gramine hatten ihre Suche auf die Sektion des Rings beschränkt, die elektrisch aufgeladen war – was bedeutete, daß eines der beiden Schiffe immer maximal dreitausend Kilometer von der Lady entfernt war. Die Sprungkoordinaten für Lalonde befanden sich fast ganz auf der anderen Seite des Gasriesen, mehr als zweihundertsiebzigtausend Kilometer von ihrer gegenwärtigen Position entfernt. Das stand also völlig außer Frage. Joshua machte sich daran, nach Alternativen zu suchen.
»Ich glaube, es ist ein verdammter Unsinn«, polterte Warlow, nachdem alle versammelt waren. »Besessene! Kelly ist durchgeknallt!«
»Aber du hast selbst gesagt, daß es
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