Fehlfunktion
wollen.«
»Dreckskerl! Das hätten Sie wohl gerne.«
»Wir schneiden sie sowieso los, Anglo, und wenn wir schneiden müssen, dann machen wir auch nicht vor deiner Kapsel halt. Ich reiße dir den Rumpf auf wie die Folie von einer Packung gefriergetrocknetem Essen.«
Die visuelle Überprüfung mit Hilfe der Nahkampfsensoren zeigte Erick, daß das MSV noch zweihundert Meter von der Krystal Moon entfernt war. Desmond Lafoe hatte die Greifarme des kleinen Gefährts bereits mit Schneidlasern ausgerüstet; die dürren weißen Waldos durchliefen gegenwärtig einen Beweglichkeitstest. Die Villeneuve’s Revenge kroch langsam hinter dem kleinen, beweglicheren Fahrzeug her; inzwischen betrug die Distanz nur noch drei Kilometer.
»Wir brauchen Bedenkzeit«, sagte die Stimme.
»Daddy!« weinte das Mädchen im Hintergrund. »Daddy, bitte mach, daß die bösen Männer weggehen!«
Eine Frau befahl dem Kind mit verängstigter, drängender Stimme, still zu sein.
»Denkt nicht darüber nach«, sagte André, »sondern tut es einfach.«
Die Verbindung brach ab.
»Diese Bastarde«, brummte André. »Erick, nimm die Kapsel aufs Korn.«
»Wenn wir sie töten, können sie die Fracht nicht mehr ausklinken.«
André runzelte dunkel die Stirn. »Erschrick sie. Du mußt sie ja nicht gleich töten.«
Erick aktivierte einen der Laser des Raumschiffs; es war eine der Waffen, die normalerweise für den Nahbereichsabfang gedacht waren, als letzte Verteidigungsmöglichkeit für hereinkommende feindliche Kampfwespen. Eine starke und extrem genaue Waffe. Er reduzierte die Schußenergie auf fünf Prozent und richtete den Strahl auf den vorderen Teil der Lebenserhaltungskapsel. Der infrarote Strahl schnitt ein vierzig Zentimeter durchmessendes Loch aus der schaumbedeckten Hülle. Gas schoß aus dem Leck und kondensierte im kalten Vakuum.
André grunzte wegen Ericks offensichtlicher Geziertheit und öffnete erneut den Kanal zu dem Frachter. »Löst augenblicklich die Halteklammern!«
Niemand antwortete. Erick hörte nicht einmal mehr das Weinen des kleinen Mädchens.
Brendon steuerte das MSV um die Ringe aus faßartigen Containern, welche die Mittelsektion der Krystal Moon bildeten. Er fand den ersten Container mit Mikrofusionsgeneratoren und richtete die externen Kameras des MSVs darauf. Die Halteklammern der Ladebucht, in welcher der Container ruhte, waren fest um die Ankerstifte geschlossen. Brendon seufzte bedauernd wegen der Zeit und der Mühe, die das Losschneiden beanspruchen würde, und aktivierte die Positionsautomatik des MSVs, die das kleine Fahrzeug genau über dem Container halten würde. Dann befahl er dem Waldo-Kontrollrechner, den Arm auszufahren. Tropfen geschmolzenen Metalls spritzten davon, wo sich der Schneidlaser durch die Klammern fraß, ein Mikrometeoritenschwarm, der leuchtete, als streiften die Partikel eine Atmosphäre.
»Irgend etwas geht da vor«, berichtete Bev Lennon. Die elektronischen Sensoren zeigten, daß im Innern des Lebenserhaltungssystems der Krystal Moon Maschinen anliefen. Noch immer entwich unkontrolliert Atemluft aus dem Loch, das Erick in die Hülle gebrannt hatte. »Heh …!«
Ein kreisförmiges Segment der Hülle flog davon. Ericks Verstand dirigierte die Röntgenlaser automatisch auf die Stelle, wo das unebene Segment in Richtung der Sterne trudelte. Ein kleines Fahrzeug schob sich auf einer Flammensäule aus dem Loch. Erick erkannte sofort, worum es sich handelte. Es war eine Rettungskapsel.
Ein Konus von vier Metern Durchmesser an der Basis und fünf Metern Höhe, mit einem Ring aus Maschinen und Hilfsaggregaten und Tanks im Bereich des oberen Drittels. Eine Schicht aus stumpf silbern glänzendem Schaum reflektierte ein Zerrbild der Sterne. Die Rettungskapsel konnte sechs Leute einen Monat lang im Raum am Leben halten oder den Ring mit den Maschinen abwerfen und auf einer terrakompatiblen Planetenoberfläche landen. Das war billiger, als die Schiffe mit Null-Tau-Kapseln auszurüsten, und wenn man bedachte, daß der Frachter sowieso nur im interplanetaren Raum verkehrte, genauso sicher.
»Merde! Jetzt müssen wir jede einzelne verdammte Klammer durchtrennen!« fluchte André. Er konnte sehen, daß Brendon den ersten Container zur Hälfte losgeschnitten hatte. Nach seiner eigenen Zeitvorgabe blieben ihnen nur noch neun Minuten. Es würde verdammt eng werden.
»Schieß dieses verdammte Rettungsboot ab, Erick!«
»Nein«, widersprach Erick ruhig. Das Rettungsboot hatte aufgehört zu
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