Fehlfunktion
sah feucht aus und war hochgebunden. Es wurde von einer wunderschönen Brosche mit einem exotischen Blumenmotiv gehalten. Die hauchdünnen Blütenblätter waren aus einem exotischen Edelstein geschnitten. Eine lange Platinkette hing wie ein Spinnennetz um ihren Hals.
Das Dumme an ihrer atemberaubenden Eleganz war, daß ein Teil von Joshua sie nur ansehen wollte, während der andere ihr am liebsten die Kleider in Fetzen gerissen hätte, um an den Körper darunter zu kommen. Sie sah einfach phantastisch aus.
Er fuhr mit einem Finger zwischen Hals und Kragen seines eigenen schwarzen Abendanzugs hindurch. Das Ding war zu eng. Und die Fliege war nicht perfekt gebunden.
»Laß nur«, sagte Ione streng.
»Aber …«
»Laß. Sie sitzt ausgezeichnet.«
Er ließ die Hand sinken und starrte düster auf die Tür des Aufzugs. Zwei Tranquility-Serjeants waren bei ihnen im Lift und erweckten das Gefühl von Enge. Die Tür öffnete sich auf der fünfundzwanzigsten Etage des St.-Ouen-Sternenkratzers. Dahinter lag eine Empfangshalle, die viel kleiner war als gewöhnlich. Parris Vasilkovskys Appartement nahm das halbe Stockwerk ein, und in der anderen Hälfte befanden sich seine Verwaltungsbüros und die Quartiere des Personals.
»Danke, daß du mitgekommen bist«, sagte Joshua, als sie vor der Tür des Appartements standen. Er spürte, wie sich sein Magen nervös zusammenziehen wollte. Diesmal ging es wirklich um ein ganz großes Geschäft. Und Ione an seinem Arm war nur zu dem Zweck dabei, Parris Vasilkovsky zu beeindrucken. Joshua konnte sich nicht vorstellen, wer sonst dazu imstande gewesen wäre.
»Ich bin gerne bei dir«, murmelte Ione.
Er beugte sich vor, um sie zu küssen.
Die Muskelmembran der Tür öffnete sich, und dahinter stand Dominique. Sie trug ein ärmelloses schwarzes Kleid mit einem tief herabreichenden Saum, doch der V-Ausschnitt enthüllte mehr, als er verbarg. Ihr dickes, honigblondes Haar schmiegte sich in sanften Locken über die Schultern. Ihre breiten, purpurnen Lippen hoben sich verständnisvoll, als sie das Paar bei seiner Umarmung überraschte.
Joshua richtete sich hastig wieder auf. Seine wandernden Augen blieben auf Dominiques Ausschnitt fixiert. Ein ganzer Schwall von Erinnerungen überkam ihn ohne jede Unterstützung seiner neuralen Nanonik. Er hatte ganz vergessen, wie beeindruckend Dominique war.
»Stört euch nicht an mir«, sagte sie. »Ich bewundere junge Liebende.«
Ione kicherte. »’n Abend, Dominique.«
Die beiden Frauen küßten sich flüchtig. Dann war Joshua an der Reihe.
»Faß ihn bloß nicht an«, sagte Ione amüsiert. »Du könntest dir irgendwas einfangen. Der Himmel allein weiß, was er auf Norfolk getrieben hat.«
Dominique grinste und ließ von Joshua ab. »Du glaubst, er war unartig?«
»Ich glaube? Das ist Joshua! Ich weiß, daß er unartig gewesen ist.«
»Heh!« beschwerte sich Joshua. »Die Tour nach Norfolk war rein geschäftlich!«
Beide Frauen lachten. Dominique führte die Besucher in das Appartement. Joshua sah, daß ihr Rock aus langen, schmalen Bahnen bestand. Die Schlitze reichten bis zur Oberseite ihrer Hüften, und das Gewebe teilte sich beim Gehen. Joshua erhaschte immer wieder flüchtige Blicke auf ihre Beine und einen unglaublich knapp sitzenden weißen Schlüpfer. Er mußte sich zusammenreißen, um nicht aufzustöhnen. Es würde auch ohne diese Art von Ablenkung schwer genug werden, sich heute abend auf das Geschäft zu konzentrieren.
Der Speisesaal besaß zwei ovale Fenster, hinter denen die dunkle Silhouette von Mirchusko schimmerte. Südlich des Äquators prallten zwei gigantische Sturmwirbel in einem Drama aufeinander, das inzwischen seit sechs Tagen andauerte. Die Polypwand war vom Boden bis zur Decke mit warm leuchtenden Glaspaneelen verkleidet, auf denen in dünnen, zarten Linien Tiere eingraviert waren. Die meisten davon stammten von der Erde – Löwen, Elefanten, Gazellen, Adler – doch Joshua entdeckte auch einige der exotischeren Xeno-Spezies darunter. Die Gravuren bewegten sich mit unmerklicher Geschwindigkeit und erweckten den Anschein, als schlügen die Vögel mit den Flügeln oder als liefen die Tiere, doch ein vollständiger Bewegungsablauf dauerte Stunden.
Der Tisch bestand aus Halkett-Holz (das auf Kulu zu Hause war) und schimmerte golden mit hellroter Maserung. Drei antike Silberkandelaber standen auf der polierten Platte. In den Haltern steckten schlanke weiße Kerzen mit winzigen echten Flammen an den Spitzen.
Der Tisch
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