Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
unterstützt, besitzen wir eine Chance, uns dumm und dämlich zu verdienen. Andererseits haben wir es ganz bestimmt nicht nötig, einer Söldnerflotte beizutreten, nicht nach dem Profit, den uns die Fracht von Norfolk eingebracht hat.« Er blickte seine Leute der Reihe nach an. »Unter den gegebenen Umständen können wir aber auch nicht riskieren, mit der Lady Mac vor den Söldnern ins Lalonde-System zu springen. Ich habe gehört, daß Terrance Smith bei McBoeing und bei Signal-Yakovlev Kombatwespen bestellt hat. Er rechnet ganz offensichtlich mit irgendeiner Art von Konflikt, nachdem sie angekommen sind. Also lautet die Frage: Schließen wir uns an und finden heraus, was vor sich geht, und schützen damit gleichzeitig unsere Interessen, oder bleiben wir hier und warten, bis weitere Nachrichten eintreffen? Wir werden darüber abstimmen, und ich möchte ein einstimmiges Ergebnis.«
     
    Die Tranquility-Agentur von Time Universe lag in der dreiundvierzigsten Etage des St.-Croix-Sternenkratzers. Es bestand aus dem üblichen Gewirr von Studios, Büroräumen, Schneideräumen, Einrichtungen für das Personal und elektronischen Werkstätten: eine Mikro-Gemeinde, wo die Bedeutung des Individuums an der zugewiesenen Schreibtischfläche, an der Größe des Büros und an Sendezeit und -dauer festgemacht wurde. Selbstverständlich gab es im Hinblick auf die Bevölkerungsschichten, aus denen sich die Einwohnerschaft des Habitats zusammensetzte, eine große Finanz- und Wirtschaftsabteilung, doch die Agentur berichtete auch ausführlich über andere konföderationsweite Ereignisse.
    Um zehn Uhr dreißig lokaler Zeit am Tag, nachdem die Gemal angedockt hatte, marschierte Oliver Llewelyn in den holzgetäfelten Empfangsraum der Agentur. Die Empfangsdame verwies ihn an einen stellvertretenden Korrespondenten der politischen Abteilung namens Matthias Rems.
    In dem kleinen, von einfachen Kompositwänden umgebenen Raum, in dem Rems üblicherweise seine Reportagen zusammenstellte, zog Oliver Llewelyn die Flek hervor, die Graeme Nicholson ihm gegeben hatte, und verlangte eine Kuriergebühr in Höhe von fünftausend Fuseodollars.
    Matthias Rems war kein Dummkopf, und die Tatsache, daß der Kommandant der Gemal direkt von Lalonde hergekommen war, reichte vollkommen aus, um seine volle Aufmerksamkeit zu erwecken. Inzwischen wußte das gesamte Habitat, daß der Stellvertreter des Gouverneurs von Lalonde, Terrance Smith, nach Tranquility gekommen war, um eine Söldnertruppe zusammenzustellen, obwohl der Zweck bisher unbekannt war. Die wildesten Gerüchte kochten hoch, und Lalonde rückte auf die Titelseiten. Viele der Plutokraten von Tranquility besaßen Aktien der LEG in ihren Portfolios. Sens-O-Vis-Aufzeichnungen aus erster Hand über den Planeten und die Geschehnisse dort würden die Einschaltquoten in die Höhe schnellen lassen. Normalerweise hätte Matthias Rems gezögert, die unverschämte Gebühr zu zahlen (er nahm – übrigens vollkommen zu Recht – an, daß Oliver Llewelyn sein Geld längst erhalten hatte), vor allem, nachdem er die Personalakte eingesehen hatte, die Time Universe über Graeme führte. Doch unter den gegebenen Umständen biß er die Zähne zusammen und überschrieb den von Llewelyn geforderten Betrag auf dessen Kreditdisk.
    Nachdem der Kommandant der Gemal wieder gegangen war, schob Matthias die Flek in seinen Abspielblock auf dem Schreibtisch. Das Sens-O-Vis war kodiert, also hatte Graeme Nicholson es offensichtlich für wichtig gehalten. Matthias entnahm Nicholsons Akte den persönlichen Kode und entsicherte die Datei, dann lehnte er sich zurück und schloß die Augen.
    Der Crashed Dumper eroberte Matthias’ Sensorium: die Hitze, der Lärm, der Gestank, der Geschmack eines ätzenden einheimischen Biers, das in seiner Kehle kratzte, das ungewohnte Gewicht eines angeschwollenen Bauches. Graeme Nicholson hielt die Überreste eines zerbrochenen Glases in der Hand. Seine Arme und Beine zitterten leicht, und er starrte wie gebannt auf einen großen Mann und eine ausgesprochen hübsche junge Frau, die an der einfachen Theke standen.
    Zwölf Minuten später platzte ein durch und durch zutiefst erschrockener Matthias Rems in das Büro von Claudia Dohan, der Niederlassungsleiterin von Time Universe auf Lalonde.
    Der Schneeballeffekt, den Graeme Nicholsons Flek hervorrief, war ähnlich dem Lauffeuer, mit dem sich die sensationelle Nachricht von Ione Saldana als neuer Lady Ruin im vorangegangenen Jahr verbreitet hatte, in

Weitere Kostenlose Bücher