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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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jeglicher Hinsicht – mit einer Ausnahme. Ione war eine angenehme Nachricht gewesen. Laton war das genaue Gegenteil. Laton stand für Terror und Gefahr, für einen exhumierten Alptraum aus der Geschichte.
    »Wir müssen zeigen, daß wir einen Sinn für Verantwortung besitzen«, sagte eine sichtlich nervöse Claudia Dohan, nachdem sie aus Graeme Nicholsons Sens-O-Vis in die Wirklichkeit zurückgekehrt war. »Sowohl die Konföderierte Navy als auch die Lady Ruin müssen augenblicklich informiert werden.«
    Der AV-Prozessorblock auf ihrem Schreibtisch summte. »Danke sehr für Ihr überlegtes Handeln«, sagte Tranquility. »Ich habe soeben Ione Saldana über das Wiederauftauchen Latons unterrichtet. Ich schlage vor, Sie kontaktieren Commander Olsen Neale persönlich und berichten ihm über den Inhalt der Flek.«
    »Sofort«, antwortete Claudia Dohan eifrig.
    Matthias Rems blickte sich nervös im Büro der Chefredakteurin um. Die Erinnerung, daß die Habitat-Persönlichkeit ständig wachsam lauschte, beunruhigte ihn nicht wenig.
    Claudia Dohan unterbrach das Mittagsprogramm, um die Nachricht zu senden. Innerhalb einer Viertelstunde nach Übertragung der Sens-O-Vis-Aufzeichnung verlor der Aktienmarkt auf dem Parkett von Tranquility achtzehn Milliarden Fuseodollars. Im Verlauf des restlichen Nachmittags stiegen die Kurse jedoch langsam wieder an, nachdem die Broker mögliche Kriegsszenarien ausgerechnet hatten. Zum Börsenschluß blieb immer noch ein Verlust von elf Milliarden; den Rest hatten die Anleger hauptsächlich in diejenigen Firmen der Raumfahrtindustrie investiert, die von Waffenverkäufen profitieren würden.
    Time Universal hatte seine Arbeit gut gemacht, wenn man den kurzen Zeitraum bedachte, der für Vorbereitungen zur Verfügung gestanden hatte. Das übliche Nachmittagsprogramm des Nachrichtenkanals wurde abgesetzt und statt dessen eine Live-Diskussion von Fachleuten gesendet, die über Latons Pläne spekulierten, vermischt mit Archivaufnahmen über Latons frühere Aktivitäten. Und während Tranquilitys Einwohnerschaft noch informiert wurde, machte sich Claudia Dohan bereits daran, Raumschiffe zu chartern, um Kopien von Graeme Nicholsons Flek überall in der Konföderation zu verteilen. Diesmal saß sie gegenüber den Kapitänen am längeren Hebel, anders als bei Ione Saldanas erstem öffentlichem Auftritt. Sie hatte das Informationsmonopol auf Latons Auftauchen, und die Kommandanten überboten sich gegenseitig, um die Fleks abzuliefern. Am Abend hatte Claudia achtzehn Raumschiffe zu ebensovielen verschiedenen Planeten geschickt (darunter als wichtigste die Erde, Kulu, Avon und natürlich Oshanko). Die dortigen Büros von Time Universe würden ihrerseits eine zweite Welle von Fleks ausschicken, und in spätestens zwei Wochen wäre die gesamte Konföderation auf dem laufenden. Und gewarnt, dachte Claudia Dohan, Time Universe ganz allein hat die gesamte menschliche Rasse und alle Xenos vor der wiederauferstandenen Gefahr gewarnt. Ein größerer Glücksfall für die geschäftliche Entwicklung und Zukunft ihrer Nachrichtenagentur war kaum denkbar.
    Am Abend lud sie das gesamte Büro in einem Fünf-Sterne-Restaurant zum Essen ein. Dieser Coup, so bald nach Ione Saldana, würde ihnen allen ein paar saftige Bord einbringen und sie auf der Beförderungsleiter weit über ihre Kollegen steigen lassen. Claudia rechnete bereits mit einem Sitz im Vorstand.
    Doch der Nachmittag verlief hektisch. Matthias Rems (bei seinem Debüt als Studiomoderator) präsentierte der Zuschauerschaft vierundvierzig Jahre alte Aufzeichnungen des auseinanderbrechenden edenitischen Habitats Jantrit. Die Hülle zerbrach wie ein gigantisches Ei, als die Antimaterie detonierte. Die Atmosphäre entwich an einem Dutzend Stellen gleichzeitig aus der fünfhundert Meter dicken Polypwand, riesige grau-weiße Gasfontänen, die wie Raketenantriebe wirkten und die gemächliche Rotation des gigantischen Hohlzylinders durcheinanderwirbelte. Innerhalb von fünf Stunden war das Taumeln des Habitats unkontrollierbar geworden.
    Auf der Außenseite peitschten die gewaltigen Induktionstentakel in anarchistischen hundert Kilometer weiten Bögen und hinderten selbst die beweglichsten unter den Voidhawks am Andocken. Im Innern wurden Wasser und Erdreich umhergeschleudert wie bei einem nicht enden wollenden gewaltigen Erdbeben. Sternenkratzer, von der Explosion geschwächt, rissen sich von der Hülle los und wirbelten wie wildgewordene Eiszapfen mit irrsinniger

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