Fehlfunktion
normalen planetaren Konflikte wie zwischen Omuta und Garissa oder das immerwährende Gezänk zwischen Asteroidensiedlungen und ihren Finanzierungsgesellschaften um Unabhängigkeit. Laton war kein von Gewalt bestimmter Streit um Ressourcen oder Selbstbestimmung, Laton war hinter den Menschen selbst her. Er wollte ihre Seelen, ihre Gene, ihren Verstand, und er wollte sie verändern, sie seinen eigenen perversen Vorstellungen entsprechend verformen. Laton ging jeden an, und Laton war für jeden ganz persönlich eine tödliche Gefahr. Terrance Smith war einer der eifrigsten Zuschauer des Programms, das Time Universe ausstrahlte. Die Enthüllung, daß Laton auf Lalonde gewesen war, hatte einen tiefen Schock in ihm ausgelöst. Smith und die Besatzung der Gemal fanden sich mit einemmal im Mittelpunkt des Medieninteresses wieder. Er wurde jedesmal von Journalisten gehetzt, wenn er den Kolonistenfrachter verließ, bis ihm schließlich nichts anderes mehr übrigblieb, als Tranquility um den Schutz seiner Privatsphäre zu bitten. Die Habitat-Persönlichkeit entsprach seiner Bitte (der Schutz von Tranquilitys Einwohnern vor Verletzung der Privatsphäre war Teil der Verfassung, die Michael Saldana niedergeschrieben hatte), und die Reporter wurden abgerufen. Prompt richtete sich ihr Interesse auf jeden, der sich bei der Söldnerflotte eingeschrieben hatte, und alle schworen Stein und Bein (was der Wahrheit entsprach), daß sie bis zu diesem Zeitpunkt nichts von Laton gewußt hatten.
»Was sollen wir tun?« fragte Terrance Smith mit düsterer Stimme. Er war allein mit Captain Oliver Llewelyn auf der Brücke der Gemal. Die Holoschirme der Konsolen zeigten das Abendprogramm von Time Universe, wo immer wieder zwischen dem Moderator und Abschnitten aus Graeme Nicholsons Aufzeichnung hin und her geblendet wurde.
Der Kommandant der Gemal war jemand, dessen Meinung Terrance Smith schätzte. Tatsächlich hatte er sich im Verlauf der letzten beiden Tage mehr und mehr auf den erfahrenen Mann verlassen. Es gab nicht viele Menschen, denen Terrance Smith so blind vertraute.
»Ihnen bleiben nicht viele Möglichkeiten«, erwiderte Oliver Llewelyn. »Sie haben bereits die Registrierungsgebühren für zwölf Schiffe gezahlt und ein Drittel der Truppen verpflichtet, die Sie ursprünglich wollten. Entweder, Sie machen weiter wie geplant, oder Sie packen Ihren Kram und verschwinden. Gar nichts zu tun ist keine wirkliche Alternative, oder sind Sie vielleicht anderer Meinung?«
»Packen und verschwinden?«
»Sicher. Sie haben genügend Geld auf Ihrem LEG-Konto, um sich von allem freizumachen. Sie und Ihre Familie könnten ein wunderbares Leben führen.« Oliver Llewelyn beobachtete die Wirkung seiner Worte auf Smith und versuchte, seine Reaktion abzuschätzen. Die Bemerkung schien ihn sichtlich zu reizen, doch Llewelyn glaubte nicht, daß der Bürokrat genügend Nerven dazu besaß.
»Ich … Nein, das können wir nicht. Zu viele Menschenleben liegen in meiner Hand. Wir müssen etwas unternehmen, um Durringham zu Hilfe zu kommen. Sie waren nicht unten in der Stadt, Sie wissen nicht, was dort letzte Woche los gewesen ist. Die Söldner sind die einzige Hoffnung, die den Menschen bleibt.«
»Ganz wie Sie meinen.« Eine Schande, dachte Oliver Llewelyn. Eine richtige Schande. Ich werde langsam zu alt für diese Art von Leben.
»Meinen Sie, fünfzehn Schiffe reichen aus, um gegen Laton zu bestehen?« fragte Terrance Smith besorgt. »Ich besitze nämlich die Vollmacht, noch weitere zehn anzuheuern.«
»Wir haben es nicht mit Laton zu tun«, antwortete Oliver Llewelyn geduldig.
»Aber …«
Der Kapitän deutete auf einen der Holoschirme seiner Konsole. »Sie haben doch selbst das Sens-O-Vis von Graeme Nicholson gesehen. Laton hat Lalonde verlassen. Ihre Söldner haben nichts weiter zu tun, als wieder Ordnung zu schaffen. Überlassen Sie Laton nur der Konföderation; die Navy und die edenitischen Voidhawks werden ihn mit allem verfolgen, was sie haben.«
Die Aussicht auf einen Gegner namens Laton hatte bei den verpflichteten Raumschiffkommandanten hitzige Diskussionen ausgelöst, doch nur drei waren verängstigt genug gewesen, um Terrance Smith die bereits erhaltenen Honorare zurückzugeben. Smith hatte keine Schwierigkeiten, Ersatz zu finden. Er vergrößerte die Zahl seiner Schiffe sogar auf neunzehn: sechs Blackhawks, neun kampftaugliche unabhängige Händler, drei Frachter und die Gemal selbst. So gut wie keiner der angeworbenen Söldner oder für
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