Fehlschlag unzulässig
Zeitgeräte bewegten sich immer nur entlang der Parallelebene, also innerhalb eines fiktiven, für menschliche Gehirne kaum vorstellbaren Bereichs.
Eine Bewegung im Sinne des Wortes war es aber nicht! Wir wußten aus früheren Experimenten, daß ein Deformator haargenau an der Stelle stehen blieb, an der er gestartet wurde. Er entfernte sich, geographisch gesehen, niemals von seinem Standort.
Daraus ergaben sich weitere Probleme. Kein Mensch der Jetztzeit konnte mit Sicherheit sagen, wie ein bestimmter Bodenabschnitt 187.000 Jahre zuvor ausgesehen hatte. Wir waren naturgemäß nicht daran interessiert, unter mächtigen Bodenschichten oder an anderen unangenehmen Stellen »herauszukommen«.
»Ihn mitnehmen, oder ihn nicht mitnehmen, das ist hier die Frage«, teilte mir Hannibal telepathisch mit. »Sollen wir? Er bewegt sich wie eine Kugel mit zwanzig Laufbeinen.«
Ich schaute aufmerksam zu dem eigentümlichen Mann hinüber. Hannibal hatte ihn zwar ungewöhnlich aber treffend charakterisiert.
Professor Ambrosius Tanahoyl, geboren im Bundesstaat Britannien, war siebzig Jahre alt und so hoch wie breit gewachsen. Niemand wußte genau, ob seine Rundungen eine Anhäufung überflüssigen Fettes waren, oder ob er hinter seinen tonnenförmigen Linien eine beachtliche Muskulatur verbarg.
Jedenfalls war dieser Mann körperlich enorm stark. Von einer Luftnot, die man beim ersten Blick auf seine Erscheinung unwillkürlich vermutete, war nichts zu bemerken. Er glich wirklich einer massigen Kugel mit zahlreichen Laufbeinen.
Wir hatten ihn zu Beginn seiner ausgedehnten Vorlesungen als Choleriker angesehen, aber das stimmte nicht ganz. Ein echter Choleriker hätte es nicht über sich gebracht, stundenlang zu schweigen und die Meinung anderer Leute gelassen anzuhören.
Wenn er allerdings das Wort ergriffen hatte, dann war es heftig und manchmal in harter Form geschehen. »Ätzend«, hatte Hannibal dazu gesagt.
Der Wissenschaftler mit dem dreifachen Doktorgrad warf seinen Regenumhang ab. Es wurde langsam hell. Der Himmel klärte sich auf.
Als Tanahoyl wie ein Jagdhund in der Luft herumschnupperte, sondierte ich kurz seinen Bewußtseinsinhalt.
Ja, er dachte genau an das, woran er dienstlich zu denken hat te: an das Klima im Jahre 187.000 vor der Jetztzeit.
Ich sah, daß er seine hellblauen Augen zusammenkniff und zu dem Zeltdach hinüberspähte, das die Europäer unter strengster Geheimhaltung erst gestern errichtet hatten.
Es war groß und rund, aber nicht übermäßig hoch. Seinen Abmessungen entsprechend, hätte man ein riesiges Zirkuszelt von mindestens dreißig Meter Kuppelhöhe erwartet. Es ragte aber nur knapp zehn Meter empor.
»Mitnehmen«, entschied ich. »Das ist unser Mann, Kleiner. Wenn er will, kann er meinetwegen all seine Fachkollegen brüskieren. Tanahoyl ist der Könner unter den Könnern.«
»Würden Sie mal herkommen?« rief der nur mittelgroße, aber erschreckend korpulente Mann. »Nein – hierher, wo ich stehe.«
Wir legten ebenfalls die Regenumhänge ab, warfen sie TS-19 zu und kletterten den Abhang hinunter. Tanahoyl trug seine blütenweißen Haare schulterlang. Sie flatterten im scharfen Nordost, wehten in sein mahagonifarbenes Gesicht und vertieften den Eindruck von einem in der Brandung stehenden Fels.
Dieser Mann war weder zu alt noch zu schwächlich, um nicht mitgenommen werden zu können. Er rechnete auch gar nicht damit, eventuell auf Ablehnung zu stoßen.
Wir erreichten den bedeutendsten Wissenschaftler seines Faches in wenigen Augenblicken. Ich überragte ihn mehr als um Kopfeslänge, aber
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