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Fehlschlag unzulässig

Fehlschlag unzulässig

Titel: Fehlschlag unzulässig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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un­wirk­li­ches Ge­spräch zu füh­ren. Je län­ger sie dis­ku­tier­ten, um so ab­strak­ter wur­den die The­men und Aus­le­gun­gen.
    Ja – die Aus­le­gun­gen; das war es, was mich auf­rüt­tel­te und ge­wis­ser­ma­ßen hell­wach wer­den ließ.
    Aber wie­so dach­te ich in Bah­nen, wie sie vor un­se­rem Start selbst­ver­ständ­lich ge­we­sen wa­ren? Warum er­ging ich mich nicht eben­falls in Äu­ße­run­gen und Mut­ma­ßun­gen, die in un­se­rem Ein stein­schen Uni­ver­sum kei­nen Platz ha­ben konn­ten, weil sie dort nicht re­al wa­ren?
    »Die Mi­nus-Dif­fu­si­on ver­liert ih­re min­der­wer­ti­ge Gül­tig­keit zu­guns­ten der Plus-Re­sorp­ti­on«, hör­te ich Al­li­son sa­gen.
    Ju­bel­te er? Ja, das war ei­ne deut­lich emp­find­ba­re Freu­de. Er war glück­lich.
    »Freun­de, be­ach­tet es. Wir sind bald an­ge­kom­men.«
    In mei­nem im­mer ge­lös­ter den­ken­den Ge­hirn lie­fen oh­ne mein Zu­tun ex­ak­te Re­chen- und Lo­gik­pro­zes­se ab. Sie hat­ten aber nichts mit Al­li­sons Emp­fin­dun­gen zu tun. Sie wa­ren re­al.
    Eins wur­de mir klar: Wenn die Zu­stands­form nicht so­fort be­sei­tigt wur­de, war die von Al­li­son er­wähn­te Re­sorp­ti­on nicht mehr auf­zu­hal­ten. Sie be­deu­te­te das to­ta­le Auf­sau­gen. Was er da­mit mein­te, er­kann­te ich in­stink­tiv.
    Wir wa­ren drauf und dran, zu ei­nem ener­ge­ti­schen Be­stand­teil je­nes Über­kon­ti­nu­ums zu wer­den, in das wir auf Grund der ho­hen Ma­schi­nen­leis­tung zwangs­läu­fig hin­ein­ge­ra­ten wa­ren.
    Als ich end­lich fest­stell­te, daß ich nur des­halb an­ders dach­te und noch wie ge­wohnt fühl­te, weil mein mo­di­fi­zier­tes Ge­hirn be­reits im Nor­mal­zu­stand auf ähn­li­che Ver­hält­nis­se ein­gep­egelt war, mel­de­te sich Han­ni­bal.
    Sei­ne »Stim­me« klang an­ders. Sie war bei wei­tem nicht so traumar­tig wal­lend, son­dern scharf ak­zen­tu­iert hör­bar.
    »Ich ha­be es so­eben ge­schafft, Großer«, teil­te er mit. »Es dau­ert wohl ei­ni­ge Zeit, bis wir um­schal­ten kön­nen. Et­was in un­se­ren Schä­deln muß­te erst ei­ni­ge Wei­chen stel­len. Ki­ny ist tief be­sin­nungs­los. Sie dürf­te als na­tür­li­che Mu­tan­tin wie­der­um an­ders rea­gie­ren. Bist du völ­lig in Ord­nung? Oder ver­spürst du auch den Drang, vom herr­li­chen Nir­wa­na zu spre­chen?«
    »Nein, aber ich ha­be vor, den Zu­stand schleu­nigst zu be­en­den. Da­zu möch­te ich wis­sen, wie sich die Mar­sia­ner bei ih­ren Zeit­ex­pe­ri­men­ten vor die­sem Ef­fekt ab­schirm­ten. Es muß ei­ne Mög­lich­keit ge­ben. Aber vor­erst keh­ren wir in die Nor­mal­ebe­ne zu­rück.«
    »Bist du wahn­sin­nig! Wir kom­men nie am Ziel an, wenn wir jetzt stop­pen.«
    »Das ist mir vor­erst gleich­gül­tig. Kannst du dich be­we­gen?«
    »Ich ha­be es noch nicht ver­sucht.«
    »Dann ver­su­che es. Nis­hi­mu­ra ging durch die Ma­te­rie hin­durch. Schwimm not­falls. Wir müs­sen zum Leit­stand hin­über.«
    Als sich Han­ni­bal be­weg­te, schäl­ten sich die Um­ris­se sei­nes Kör­pers aus der wal­len­den Mas­se der eben­falls hal­b­ent­stoff­lich­ten La­de­gü­ter her­vor. Wir hat­ten kei­ne Zeit mehr, das Un­wirk­li­che ge­büh­rend zu be­ach­ten oder dar­über zu dis­ku­tie­ren. Ich ahn­te, daß es um un­ser Da­sein ging!
    Ich ver­nahm plötz­lich je­den Atem­zug des Klei­nen. Er hör­te da­ge­gen mein Keu­chen.
    Ich stemm­te mich ge­gen das wal­len­de Hin­der­nis und fühl­te, wie es mei­ner nach vorn drän­gen­den Brust nach­gab. Den­noch war ein kräf­ti­ger Wi­der­stand zu über­win­den.
    »Wie gut­ge­kühl­te But­ter«, be­merk­te Han­ni­bal. »Je schär­fer und här­ter das Mes­ser ist, um so bes­ser geht es hin­durch.«
    »Nicht zu ver­ges­sen den da­bei aus­zuü­ben­den Druck auf die Klin­ge. Da­mit sind wir jetzt iden­tisch.«
    Ich kam lang­sam vor­an. Die Zen­tra­le mit den dort an­ge­brach­ten Schal­tun­gen lag im Mit­tel­punkt des Rie­sen­wür­fels. Sie war et­wa sieb­zehn Me­ter von mei­nem Stand­ort ent­fernt.
    Selt­sa­mer­wei­se fand ich auf dem Stahl­bo­den des De­for­ma­tors einen gu­ten Halt. Die Teil-Ent­stoff­li­chung der Ma­te­rie, gleich­gül

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