Fehlschlag unzulässig
Bisher hatten wir aber nur knapp fünfzig Sprüche tatsächlich in Klarschrift bringen können. Ein zusätzliches Problem bestand darin, das Marsianische zu übersetzen.
Dafür hatten wir einige Translatoren, große und kleine Ausführungen, an Bord, aber es war sicher, daß die Übersetzungen nur sinngemäß geliefert wurden.
Infolgedessen konnte es zu Fehlauswertungen kommen, die den ohnehin fragwürdigen Erfolg unserer Mission noch mehr in Frage stellten.
Der Dartmoor Forest hatte sich als riesiger Urwald entpuppt. Die Berge waren wesentlich höher, und es gab Flüsse, die wir im Jahre 2011 n. Chr. niemals gesehen hatten.
In einer Beziehung hatte Ambrosius Tanahoyl aber recht behalten: Wir mußten uns in einer zwischeneiszeitlichen Aufwärmungsepoche befinden, denn die Temperaturen waren angenehm, teilweise sogar höher als in unserer Zeit.
Ein besonderes Phänomen waren die Gletscher, die wir in unmittelbarer Nähe entdeckt hatten. Eigentlich war es unverständlich, daß sie sich auf den höchsten Kuppen des späteren Dartmoor Forest halten konnten, ohne abzuschmelzen. Auch tiefe Täler wiesen enorme Eismassen auf.
Nach Tanahoyls Aussagen war das zu dieser Epoche überall so gewesen. Das Eis mußte infolge seines gewaltigen Preßdrucks eine ganz besondere Fähigkeit besitzen. Nicht weit von unserem sorgsam ausgesuchten Lagerplatz entfernt ragte ein eisbedeckter Gipfel in den Himmel. Er fühlte sich nicht einmal beim höchsten Sonnenstand glitschig an. Dieses Eis war ungeheuer hoch komprimiert und hielt dadurch seine Unterkühlungstemperatur.
Alles in allem waren wir auf unserer Erde und dennoch auf einer fremden Welt angekommen.
Ich schaute auf das Kombiinstrument an meinem linken Handgelenk. Es war 23 Uhr 14 am 31. Januar 2011 – Realzeit.
Ob der abgelesene Wert noch stimmte, war eine andere Frage. Das Jahrhundert, in dem wir alle geboren worden waren, wurde mit jeder verstreichenden Minute unwirklicher. Fast war mir, als hätte es das Jahr 2011 nie gegeben.
Die vertrauten Gesichter und Eindrücke aus unserer Realzeit besaßen keine Beziehung zu der Epoche, in der wir uns nun befanden. Selbst Relings markantes Antlitz erschien in meinem Vorstellungsvermögen nur schattenhaft. Die Probleme unseres angestammten Jahrhunderts, vordringlich die weltpolitischen, schienen in unendlich weite Fernen gerückt zu sein.
Ich ging um den knorrigen Riesenstamm eines kieferähnlichen Baumes herum und spähte in den nachtdunklen Himmel hinauf.
Die Position der Sterne hatte sich bei flüchtigem Hinsehen nicht verändert. Es mußte Sommer oder schon Hochsommer sein.
Hier und da kreischten unbekannte Nachtvögel. Der Urwald war nach Anbruch der Nacht zu seltsamem Leben erwacht. Tanahoyl war überzeugt, daß es hier viele Tiere gab, über die man nichts wußte. Sicherlich hatte man bei weitem nicht die Überreste jeder seinerzeit lebenden Gattung gefunden.
Der Schein des halbvollen Mondes gefiel mir nicht, zumal auf seiner gedunkelten Hälfte unheimliches Leben pulsierte.
Dort mußten ständig Raumschiffe landen und starten. Man sah von der Erde aus mit bloßem Auge das Aufblitzen schwerer Atomtriebwerke. Dann leuchtete die nachtdunkle Hälfte des Mondes unter dem Schimmer gigantischer Energieschirme auf.
Dort oben dirigierte Admiral Saghon die größten und schlagkräftigsten Verbände der marsianischen Heimatflotte.
Dort arbeitete jetzt auch das positronische Robotgehirn ZONTA, das aber von uns modernen Menschen noch nichts wissen konnte; nicht 187.211 Jahre vor der Realzeit.
Die Eindrücke waren
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