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Fehlschuss

Fehlschuss

Titel: Fehlschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Geller
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keine Ahnung!“
    „Gut. Wie ist es mit Waffen? Hat er eine Waffe?“
    Eickboom schüttelte spontan den Kopf, dann blinzelte er jedoch
verunsichert und sagte: „Er … er hat eine uralte Pistole in seinem
Schreibtisch, ein höllenschweres Ding.“
    „Ist außer Ihnen noch jemand im Haus?“
    „N … nein! Meine Mutter … meine Mutter ist verreist. Was ist denn
überhaupt …?“
    „Müller! Lass dir die Adresse des Wochenendhauses geben von ihm hier.
Die Kollegen aus Königswinter sollen das beobachten. Nur beobachten, hörst du?
Sollte jemand dort sein, müssen sie sich sofort zurückziehen!“
    „Chef? Doktor Sprenger?“ Hellwein stand etwas atemlos in der Tür. Er
hatte sich das Sakko ausgezogen und über die Schultern gelegt. „Ich glaube, ihr
solltet euch das ansehen.“
    Er führte sie über eine weiß geflieste Treppe in den Keller, zu einem
großen, aber spartanisch eingerichteten Raum. Halogenstrahler waren in die
holzgetäfelte Decke eingelassen und leuchteten bis in den letzten Winkel. An
einem Tisch mit verschrammter Glasplatte stand ein einzelner Sessel. Ein alter
Schrank mit gedrechselten Füßen nahm eine Querwand ein. Auf den beiden
Längsseiten standen mannshohe, offene Vitrinen, in denen zum Teil seltsam
anmutende Geräte aufgebaut waren. Zwischen Projektoren, Vergrößerungsgeräten
und Entwicklern standen an die dreißig Fotoapparate. Man sah ihnen das Alter
an, aber offensichtlich wurden sie gepflegt und regelmäßig poliert.
    Chris stockte der Atem. Sekundenlang drehte sich der Raum vor ihm, und
er schien über dem Boden zu schweben. Als er wieder klar sehen konnte, steuerte
er zielstrebig auf eine hohe, rechteckige Kamera zu, deren geöffnete
Frontklappe eine breite Linse freigab, die auf einer Art Ziehharmonika zu
sitzen schien.
    „Eine Hasselblad 6x6 mit Balgenauszug“, summte Karins Stimme in ihm.
Er hatte noch nie im Leben eine Hasselblad in der Hand gehabt oder auch nur
gesehen, schon gar nicht diese, aber er war trotzdem völlig sicher.
    Er hörte noch, wie Susanne hinter ihm sagte: „Nicht Chris! Die
Spurensicherung!“, aber da hatte er die Kamera schon in der Hand. Sie war
schwer, als ob Bleigewichte in ihr steckten. Die kleine polierte Messingplatte
auf dem rückwärtigen Gehäusedeckel verschwamm vor seinen Augen.
    Bisher war er wie betäubt gewesen. Hatte reagiert, gedacht, geredet
wie ein Automat. Karin war in Eickbooms Gewalt, ja. Aber das war nur in seinem
Kopf angekommen, nicht bis in den Bauch gerutscht. Als er jetzt aber den
eingravierten Namen der Frau las, zu der er in den letzten Wochen eine so
gewaltige Zuneigung entwickelt hatte, da sickerte Gefühl ein, viel zu viel
Gefühl. Angst. Entsetzliche, nackte Angst.
    Er sah die Kieselaugen vor sich, den leichten Spott darin, die
Begeisterung, wenn es um Fotografie ging, das Leuchten, wenn sie ihn anschaute

    Susanne nahm ihm behutsam die Kamera ab und stellte sie auf den Tisch.
Dann legte sie ihm eine Hand auf die Schulter. „He, wir finden sie! Glaub mir.
Wir stellen diese ganze, verdammte Stadt auf den Kopf. Wir lassen keinen Stein auf
dem anderen. Wir …“
    „Hör auf damit!“ Chris schüttelte ihre Hand ab. „Er hat sie längst …
Es ist zu spät, Sanne, sie …“
    „Okay, Christian Sprenger. Das reicht jetzt!“, sagte sie hart. „Schalt
dein Gehirn wieder ein!“
    Hellweins Funkgerät begann zu knarren, und sie wartete, bis er sich
damit in den Kellergang verzogen hatte, bevor sie weitersprach. „Er wollte
dich, Chris! Sie war bei dir zu Hause. Und er hat sie nicht einfach abgeknallt,
sondern mitgenommen. Was schließt du daraus?“
    „Dass er …“ Chris schluckte den Klumpen in seiner Kehle herunter. „Er
braucht sie.“
    „Gut! Für was?“
    Die betonte Härte, mit der die Kommissarin sprach, ließ keinen Platz
mehr für Angst. Entschlossen drückte er die Sorge um Karin beiseite. „Er wollte
mich zum Schweigen bringen. Aber er hat nicht gewusst, wo ich zu finden bin.
Also hat er es auf gut Glück bei mir zu Hause versucht. Da trifft er jedoch nur
Karin an. Fatal ist dabei, dass sie sein Gesicht kennt. Also muss er
letztendlich auch sie beseitigen. Aber er hat eine Idee. Wenn er mich nicht
findet, muss er dafür sorgen, dass ich ihn finde. Und dafür braucht er Karin.“
    „Weiter! Was tut er? Welche Idee hat er? Du kennst ihn. Du bist der
Einzige hier, der ihn einschätzen kann!“
    „Er … er ist ein Spieler, Susanne. Jedes Mal, wenn wir zusammen waren,
haben wir gespielt. Um mein

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