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Fehlschuss

Fehlschuss

Titel: Fehlschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Geller
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was?“
    „Keineswegs“, gab die Kommissarin ruhig zurück.
    „Na also! Was soll das dann?“
    „Mensch, Chris! Glaubst du, ich krieg ´ne Haussuchung durch, nur weil
jemand dieses Jahr schon zwei Mal in San Filomento war? Der
Aufsichtsratsvorsitzende von Felting & Grube? Du weißt doch genau, wie das
ist.“
    „Susanne! Ich weiß, was ich gesehen habe! Und ich weiß, dass er es
weiß!“
    „Nur, weil er dich heute früh komisch angeguckt hat — das reicht
nicht.“ Sie rieb sich nachdenklich das Kinn. „Hör zu: Ich glaube dir. Wir
müssen nur anders vorgehen. Wir brauchen …“
    „Entschuldigung! Darf ich mal was sagen?“, fragte Hellwein mit seltsam
belegter Stimme.
    Weder Susanne noch Chris hatten darauf geachtet, dass er hektisch
angefangen hatte, die Unterlagen auf seinem Schreibtisch zu durchwühlen. Jetzt
stand er da mit einem Blatt Papier in der Hand. Sein Gesicht hatte alle Farbe
verloren.
    „Eickboom, Johannes?“, fragte er noch einmal nach, als die beiden ihm
ihre Aufmerksamkeit schenkten.
    Chris nickte, und der Blick von Hellwein glitt unsicher über das Blatt
in seiner Rechten. „Er ist Schriftführer eines kleinen Vereins, der sich
`Kamerafreunde´ nennt. Klippstein und Müller wollten nächste Woche mit ihm
Kontakt aufnehmen.“ Hellwein sah auf. Irgendwie hatte sein Blick etwas von
einem geprügelten Hund. „Sie wollten vor ein paar Tagen schon mit ihm reden,
aber er war in Urlaub.“
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie alle die Bedeutung seiner Worte
in ihrer ganzen Tragweite erfasst hatten.
    „Na also“, sagte Susanne schließlich langgezogen. „Das sieht doch
schon viel besser …“
    Wieder wurde sie unterbrochen. Dieses Mal durch das Schrillen des
Telefons. Sie riss den Hörer hoch und kläffte „Braun!“ in den Apparat.
    Nach ein paar Sekunden reichte sie das Gerät an Chris weiter. „Für
dich! Die Nix!“
    „Was gibt es?“, fragte er irritiert in die Muschel. Wann hatte die
Nixe jemals hinter ihm her telefoniert?
    „Ach, Chef! Ich such Sie wie ´ne Stecknadel überall! Warum schalten
Sie auch nie Ihr Handy ein? Da nervt mich den ganzen Morgen ein Herr Hagedorn.
Er sagt, es wäre dringend.“
    „Zum Henker! Ich kenne keinen Hagestolz!“ Er hatte jetzt wirklich
anderes im Kopf.
    „Dorn! Achim Hagedorn. Es geht irgendwie um Frau Berndorf!“
    Etwas Eiskaltes kroch Chris über den Rücken bis zum Nacken hinauf.
Klaus und Achim. Achim und Klaus. „Die Nummer!“, brachte er mühsam heraus.
    Es dauerte Ewigkeiten, bis abgenommen wurde. Wahrscheinlich war der
Laden wie immer rappelvoll.
    „Foto Hagedorn und Pietsch!“
    „Achim? Chris hier. Was ist los?“
    „Das frage ich dich!“, rief Achim aufgebracht. „Karin wollte
spätestens um elf da sein. Jetzt ist es fast eins! Wenn unser Notartermin
platzt, können wir …“
    Den Rest hörte Chris nicht mehr. Wortlos legte er auf und starrte die
zerkratzte Platte von Susannes Schreibtisch an.
    Erst als die Polizistin ihn am Arm fasste, wusste er wieder, wo er
sich befand. „Karin ist weg“, sagte er tonlos.
    „Wie meinst du das?“
    „Sie sollte die Jungs im Fotoladen ablösen. Sie ist nicht da!“
    „He, vielleicht ist ihr was dazwischen gekommen. Vielleicht … Nein —
sie hält ihre Verabredungen ein, richtig?“
    Chris gab keine Antwort.
    Susanne umklammerte seinen Arm wie ein Schraubstock. „Okay, Chris!
Jetzt komm zu dir. Wann bist du bei Eickboom weggefahren?“
    „Kurz nach neun.“
    „Wann sollte Karin um Fotoladen sein?“
    „Elf.“
    „Wart ihr zusammen? In welcher Wohnung?“
    „Bei mir“, würgte er hervor.
    „Dann lass uns hinfahren.“
    Chris schüttelte den Kopf. „Ich war eben kurz zu Hause. Da war sie
nicht.“
    „Ist dir was aufgefallen? Hektischer Aufbruch? Ihr Auto vor der Tür?
Irgendwas?“
    „Nein, nichts!“
    „Na gut! Wir fahren trotzdem hin. — Heinz! Frag nach, ob es heute
Morgen Unfälle mit Personenschaden gegeben hat. Vielleicht ist ihr was
passiert!“
     
    Sie nahmen den Wagen von Chris, aber Susanne setzte sich wie
selbstverständlich ans Steuer. Im Moment hatte eindeutig sie die besseren
Nerven.
    An einer roten Ampel warf sie einen kurzen Blick auf die
Freisprechanlage am Armaturenbrett, murmelte etwas von „wie praktisch“ und
klaubte das Handy aus ihrer Jackentasche. „Hier! Stöpsel mal ein! Wir haben die
gleiche Marke. Hellwein wird gleich anrufen.“
    Chris hatte dieses Ding noch nie benutzt, wie er auch das Handy kaum
benutzte. Aber irgendwie schaffte er

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