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Fehlschuss

Fehlschuss

Titel: Fehlschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Geller
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Carlos los. Der sollte das verdammte Negativ besorgen,
koste es, was es wolle. Bis zu seinem Eintreffen sollte ich Inge hinhalten, mit
ihr verhandeln. Als Carlos dann hier war, schnappte er sie sich in meinem Haus.
Mein Gott — sie hat vorher noch mit Harro im Garten gespielt.“
    Eickboom senkte den Kopf und schluchzte auf. Das trockene,
verzweifelte Weinen eines Mannes, der durch eine einzige Dummheit eine
Kettenreaktion ausgelöst hatte, die nicht mehr zu stoppen war.
    „Zwei Tage hat er Inge ausgequetscht — hier im Keller übrigens. Aber
sie sagte ihm kein Wort. Wie konnte sie auch? Sie wusste doch nichts! Manuel
und ich wollten so wenig Aufsehen wie möglich. Deshalb hatte Carlos auch den
klaren Auftrag, sie nicht zu töten. Er sollte ihr eine Abreibung verpassen und
das Negativ besorgen, mehr nicht. Aber irgendetwas ist dabei wohl aus dem Ruder
gelaufen. Nach dem Tod von Inge war Manuel in Sorge, dass die polizeilichen
Ermittlungen auf seine Spur führen könnten. Deshalb ermahnte er seinen Neffen,
vorsichtiger zu sein. Also ist Carlos Ihnen nicht direkt auf den Pelz gerückt,
sondern bei Ihnen eingebrochen. Er fand auch tatsächlich die Negative, die San
Filomento und Umgebung zeigten. Aber bei der Durchsicht war schnell klar, dass
es die Falschen sein mussten. Sie hatten eine alte Kirche aufgenommen, aber ich
wusste, dass man sie vor drei oder vier Jahren abgerissen hat.“
    Karin hatte also ihr Leben einem der meistgesuchten Verbrecher
Spaniens zu verdanken. Erneut wurde ihr übel. Eine Gänsehaut kroch ihr bis in
die Haarwurzeln. Ohne die Order von Manuel Viego läge sie jetzt neben Inge und
Brigitte Tönnessen. Das war sicher.
    Und was wäre wohl passiert, wenn diese Kirche noch gestanden hätte?
Wäre dann Ruhe gewesen, weil sie glaubten, die aktuellen Bilder zu haben, und
gar nicht fotografiert worden zu sein? Würde dann zumindest Tönnessen noch
leben?
    „Und warum Brigitte Tönnessen?“, fragte sie laut.
    „Tönnessen?“ Eickboom stand auf und lehnte sich an den Schreibtisch.
Sein Gesicht war aschfahl. „Carlos hatte sich sehr gründlich in Ihrer Wohnung
umgesehen und versicherte, dass es dort keine anderen Negative aus der Toskana
gab. Und zu diesem Zeitpunkt sind wir ja noch davon ausgegangen, dass Inge das
Negativ hatte. Also beschloss Manuel zu warten. Entweder die Sache war
erledigt, oder aber Inge hatte Helfer gehabt, und die würden sich früher oder
später mit einem erneuten Erpressungsversuch melden. Dann erst wollte er
entscheiden, wie wir vorgehen. Aber plötzlich tauchte diese Tönnessen bei mir
auf und sagte mir auf den Kopf zu, dass ich Inge geschwängert und sie deshalb
umgebracht hätte. Keine Ahnung, wie sie dahinter gekommen ist, dass Inge und
ich … Sie wollte Schweigegeld, verstehen Sie? Stellen Sie sich vor, sie wäre
mit diesem Verdacht zur Polizei gegangen? Das hätte wieder einen ganzen
Rattenschwanz von Ermittlungen ausgelöst, an dessen Ende Manuel stand. Von dem
Skandal mal ganz zu schweigen. Deshalb bekam Carlos den eindeutigen Befehl,
diese Tönnessen auszuschalten.“
    Also war auch sie ein Opfer ihrer eigenen Gier geworden. Nur eines
passte immer noch nicht.
    „Aber etwas ist mir unklar!“, hakte Karin nach. „Was hat Doktor
Sprenger mit der ganzen Geschichte zu tun?“
    Wieder dieses bittere Lachen. Er sah auf die Uhr und klemmte sich den
Benzinkanister unter den linken Arm, hielt ihn genau auf Herzhöhe. Aus der
Jackentasche zog er ein billiges Feuerzeug.
    Dann erst erklärte er: „Das ist nun wieder ganz einfach. Carlos hat
Inge verfolgt, als sie ihm weglief, hat kurz das Gesicht des Mannes gesehen,
der sie fand und dass dieser Mann einen dunklen Wagen fuhr. Mehr nicht. Mein
Gott, wenn ich geahnt hätte, dass ausgerechnet Doktor Sprenger …“
    Er ließ offen, was er dann getan hätte. Die nächste Synchronizität,
überlegte Karin, vielleicht die größte in dieser ganzen Geschichte.
    „Und dann stand er plötzlich hier auf dem Parkplatz“, berichtete
Eickboom weiter. „Lehnte an seinem schwarzen Nissan und beobachtete die Halle.
Carlos war hier bei mir, hat aus dem Fenster gesehen und ist plötzlich fast
durchgedreht. Er behauptete steif und fest, dass das der Mann war, der Inge
gefunden hatte. Ich war wie erschlagen und wusste nicht mehr, was ich denken
sollte. Wir hatten doch keine Ahnung, ob Inge in der Nacht noch mit ihm geredet
hat, ob sie das Negativ hatte, ob ich auch mit auf dem Bild war. Ich … ich
dachte …“
    Er fuhr sich mit der

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