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Fehlschuss

Fehlschuss

Titel: Fehlschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Geller
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zusammen getrunken. Aber sie hat nie mehr
viel von sich rausgelassen. Irgendwann hab ich mal das Gerücht gehört, sie wäre
so was wie eine Edelprostituierte geworden. Ob´s stimmt, weiß ich nicht. Es
wird ja so viel erzählt. Sie war allerdings immer auffallend durchgestylt. —
Wollen Sie Ihren Kaffee im Stehen?“
    Tatsächlich! Er stand immer noch wie angenagelt am Türpfosten.
    „N … nein!“ Teufel! Jetzt geriet er auch noch ins Stottern. Christian
Sprenger, immer überlegen bis zum Erbrechen. Und diese Frau raubt dir von einer
Sekunde zur anderen die Souveränität! Was ist los mit dir?
    Schnell setzte er sich und umklammerte die Kaffeetasse mit beiden Händen.
Wenigstens etwas, woran er sich festhalten konnte. Ob er hier rauchen durfte?
    In diesem Augenblick hielt Karin ihm eine Packung Marlboro hin.
Dankbar fischte er eine Zigarette heraus. Wieso überhaupt dankbar? —
Irgendetwas machte ihn grenzenlos nervös.
    Konzentrier dich Sprenger, konzentrier dich einfach.
    „Und wieso sind … waren Sie wütend auf sie?“, nahm er das Gespräch
wieder auf. Ganz automatisch hob er die Stimme, weil das Spektakel der Spatzen
draußen noch einmal anschwoll.
    Er beugte sich weit über den Glastisch zwischen ihnen um ihr Feuer
geben. Dabei konnte er gar nicht anders, als genau in den Ausschnitt ihrer
Bluse zu sehen. Auf die Rinne zwischen ihren schweren Brüsten. Heiß stieg es in
seinen Eingeweiden auf. Dabei stand er doch gar nicht auf Frauen mit großer
Oberweite. Irritiert lehnte er sich zurück.
    Karin inhalierte tief und ließ den Rauch durch die Nase entweichen,
bevor sie antwortete. „Tja, dazu muss ich etwas über Inge erklären“, begann sie
nachdenklich. „Sie gab sich oft wie ein kleines Kind. Hilflos, naiv, verspielt.
Sie hat allen das Gefühl vermittelt, sie beschützen zu müssen. Deshalb habe ich
ihr wohl auch so bedenkenlos meine Wohnung angeboten.“ Sie grinste schief. „War
vielleicht mein Mutterinstinkt oder so was. Na, wie gesagt, ab und zu haben wir
noch ein Bier zusammen getrunken. Vor ungefähr drei Wochen aber tauchte sie
plötzlich hier auf. Sie sagte, sie hätte zurzeit ein paar Probleme, über die
sie nicht reden könnte, und ob sie nicht zwei, drei Nächte hier schlafen
dürfte. Ich hab zuerst gedacht, es wäre wieder ihre übliche
`Ich-hilfloses-Kind´-Masche. Und da ich von meinen Mutterinstinkten restlos
kuriert war, wollte ich ablehnen. Aber dann hatte ich den Eindruck, dass es ihr
wirklich nicht gut ging. Sie war fahrig, nervös, schaute immer wieder aus dem
Fenster. Es war fast so, als ob sie vor irgendetwas Angst gehabt hätte.
Glücklich bin ich damit nicht gewesen, aber ich habe sie schließlich hier auf
der Couch schlafen lassen.“
    „Wann war das genau?“, unterbrach Chris sie und starrte
gedankenverloren auf das linke Bein von Karin, das in fast unnatürlichem Winkel
stand. Er dachte an die so abrupt endenden Eintragungen in dem Taschenkalender.
    Aber Karin fasste seinen Blick offensichtlich falsch auf. Sie klopfte
nämlich auf ihren Oberschenkel und erzeugte einen dumpfen Ton. „Kunststoff und
Metall. — Kein Fleisch und Blut!“
    Verwirrt hob er den Kopf und murmelte eine Entschuldigung, zu sehr in
Gedanken, um angemessen darauf zu reagieren.
    „Kein Problem!“ Karin lachte. „Also, wann war das? Warten Sie. Es war
irgendwie mitten in der Woche. Müsste der 25. oder 26. April gewesen sein.“
    Chris nickte, mehr zu sich selbst, als zu Karin. Das passte ungefähr.
Sie nahm dieses Nicken als Aufforderung, weiterzuerzählen. „Ich hab ihr also
ein Bett hier auf der Couch gemacht. Am nächsten Morgen hatte ich einen Termin.
Ich musste früh aus dem Haus und hab sie schlafen lassen. Als ich nachmittags
zurückgekommen bin, war Inge weg. — Mit ihr leider auch eine sündhaft teure
Kamera und ein Umschlag mit fünfhundert Euro.“
    Unwillkürlich pfiff Chris durch die Zähne. Inge Lautmann musste
ziemliche Probleme gehabt haben. „Und sie hat Ihnen nicht gesagt, was los war?“
    Karin schüttelte langsam den Kopf. „Kein Wort.“
    „Haben Sie Anzeige erstattet?“
    Wieder Kopfschütteln. „Nein! Wie gesagt, ich dachte, sie ist wirklich
in Schwierigkeiten. Mit einer Anzeige hätte ich sie doch nur noch mehr
reingerissen. Vielleicht hätt ich´s wirklich tun sollen! Aber ich hatte mir
fest vorgenommen, sie übers Knie zu legen, wenn sie mir noch mal … Oh Gott!“
Das unverschämte Blau weitete sich entsetzt. „Hören Sie …“
    „Übers Knie legen und

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