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Fehlschuss

Fehlschuss

Titel: Fehlschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Geller
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es
Dutzende von Lagerhallen, Werkstätten, et cetera. Nicht zu vergessen der Westfriedhof
und der Wohnblock an der Mathias-Brüggen-Straße. Außerdem kann sie theoretisch
ganz woanders hergekommen sein. Unser Pathologe sagt, dass sie eine gute
Konstitution hatte, und eine ganze Weile zwischen dem Tritt und ihrem
Zusammenbruch gelegen haben kann.
    Spätestens Montag werden wir uns auch intensiv unsere einschlägige
Kartei ansehen. Es ist nicht auszuschließen, dass unsere Freunde schon mal
wegen Körperverletzung und Misshandlung aufgefallen sind. Wir tun jedenfalls,
was wir können! — Und was hast du jetzt vor, hm?“
    Chris konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er antwortete:
„Ach, ich wollte eigentlich ein paar Quellen anzapfen und warten, bis eine
davon sprudelt.“
    Das Gesicht der Polizistin wurde hochrot. „Du willst mir jetzt nicht zufällig
sagen, dass in zwei bis drei Stunden sämtliche schrägen Vögel der Stadt für
dich arbeiten, oder?“
    Sein Grinsen wurde noch breiter. „Sämtliche nicht, Susanne! — Nur ein
paar!“

Acht
     
    Susanne
starrte geistesabwesend auf die Tür, die Chris gerade hinter sich geschlossen
hatte. So lange, bis Hellwein besorgt fragte: „Is´ was?“
    „Ich frage mich nur, ob er nicht wieder sein eigenes Süppchen kocht.“
    „Bisher waren seine Süppchen ausgezeichnet“, gab Hellwein trocken zu
bedenken. Endlich hob er den ersten Ordner vom Boden und klappte ihn zu.
    „Hmhm, und manchmal ein bisschen explosiv.“
    „Die Sache mit dem Holländer war nun wirklich die große Ausnahme!“ Der
Ordner verschwand in der Regalwand hinter ihm.
    „Das reicht eigentlich für ein ganzes Polizistenleben, findest du
nicht? Heinz — er macht immer etwas, was unseren klassischen
Ermittlungstechniken diametral entgegensteht!“
    Hellwein zuckte die Achseln. „Solange es uns hilft …“ Ordner zwei.
    „Natürlich!“ Susanne spuckte das Wort förmlich aus. Wut und auch Neid
waren unüberhörbar. „Aber kannst du mir erklären, wieso wir uns wochenlang die
Hacken ablaufen, wegen des `Schrottplatzmörders´, und er präsentiert ihn auf
dem Silbertablett? Und denk an die Alte im Agnesviertel!“
    Hellwein erinnerte sich noch sehr gut an die alte Dame, die mehrere
tausend Euro in bar mit sich herumschleppte, und von zwei Unbekannten vor ihrer
Haustür erstochen worden war. Tagelang hatten sie Anwohnerbefragungen
vorgenommen, jede einzelne Klinke geputzt — ohne die geringste Spur. Christian
Sprenger sah sich ein einziges Mal in der betreffenden Straße um, plauderte mit
zwei Jugendlichen, die am Tattag auf der anderen Straßenseite ein Mofa
repariert hatten und landete gleich einen Volltreffer. Die Jungs berichteten
von zwei südländisch aussehenden Männern, die vor der Tür rumgelungert, Bier
getrunken und die Dosen schließlich in den Abfallcontainer am Ende der Siedlung
geworfen hatten. Als die Polizei die Dosen fand und die darauf befindlichen
Fingerabdrücke mit ihrer einschlägigen Kartei verglich, war der Rest einfach.
    Manchmal fragte sich auch Hellwein, wie Sprenger das machte. War es
einfach nur Glück? Intuition? Können?
    „Irgendwann fällt er mal fürchterlich auf die Schnauze“, sagte Susanne
dumpf.
    „Du magst ihn sehr, stimmt´s?“ Mit einem Seufzer sammelte Hellwein die
Tatortfotos vom Boden. Seine schrille Krawatte baumelte dabei nach vorn.
    „Allerdings!“ Susanne atmete hörbar aus. „Und ich könnte es nicht
ertragen …“ Sie brach ab und ließ den Rest des Satzes im Raum hängen.
    „… wenn noch jemand, den du gern hast, mit einem Loch im Kopf endet,
ich weiß“, vollendete Hellwein im Stillen.
    Er war erst nach dem Tod von Peter Braun zur Kripo gekommen. Aber nach
allem, was ihm Kollegen erzählt hatten, was er sich aus Andeutungen und
Halbsätzen zusammengereimt hatte, war Susanne einmal eine ganz andere Frau
gewesen. Attraktiv, warmherzig, immer einen lustigen Spruch auf den Lippen.
Eine gute Polizistin, ja, aber nicht die Harte spielend, ohne diesen beißenden
Sarkasmus, mit dem sie heute ihren Job machte. Und manchmal fragte er sich, was
er wohl für sie empfinden würde, wenn sie noch so wäre wie früher. Ob die enge
Zusammenarbeit zu mehr geführt hätte, als zu Sympathie und Loyalität.
    Endlich löste Susanne ihren Blick von der Tür und sah ihn erwartungsvoll
an. „Und?“ Sie nahm die Lesebrille ab und ließ sie  in der Hand kreisen.
    Während ihrer Unterhaltung mit Chris war Hellwein bei der
Staatsanwaltschaft gewesen

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