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Fehlschuss

Fehlschuss

Titel: Fehlschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Geller
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den See, der in der
untergehenden Sonne golden schimmerte. Chris schien es, als habe er noch nie
irgendwo malerischer gesessen.
    Sie beschlossen, mit frittierten Auberginen und Zaziki anzufangen und
landeten über Lammspießen in Knoblauch schließlich bei einer himmlischen
Aprikosencreme.
    „Und? Alles wieder an seinem Platz?“, fragte Chris über den Rand
seines Rotweinglases hinweg.
    „So ziemlich!“, antwortete Karin. Die blonden Locken hatten sich
längst wieder selbstständig gemacht und hingen ihr in der Stirn. „Aber ich
fürchte, es gibt nichts, was ich vermisse.“
    Sie drehte nachdenklich ihr Glas zwischen den Fingern, bevor sie
weitersprach. „Es … es hatte mich ziemlich aus der Bahn geworfen.“
    „Und jetzt?“
    „Ich bin in Ordnung!“ Sie klang so, als funktionierten die Regeln
wieder, nach denen sie sich ihre Welt gebaut hatte.
    „Wo waren Sie eigentlich nach der Trauung?“, fragte sie dann
unvermittelt. „Ich hätte Ihnen bestimmt ein Stück vom Hochzeitskuchen besorgen
können!“
    Der Schluck Wein blieb Chris irgendwo zwischen Gaumen und Magen
stecken. Großer Gott, jetzt im Boden versinken und nie wieder auftauchen
müssen!
    Aber Karin grinste nur vergnügt. „Jetzt schauen Sie nicht so, als
würden Sie auf den Gnadenschuss warten. Glauben Sie, ich weiß nicht, dass Sie
mich verdächtigt haben?“
    „Darum ging es doch gar nicht!“, brachte er schwach hervor. Wie sollte
er etwas erklären, was er selbst nicht so recht verstehen konnte? Wie sollte er
erklären, dass er einfach nur diesen Kieselaugen hinterhergefahren war?
    „Oh, worum ging es dann? Das müssen Sie mir näher erläutern.“ Sie
stützte den Kopf in beide Hände und strahlte ihn an. Sie schien das Ganze zu
genießen, aber in ihrem Blick lagen weder Zorn noch Sarkasmus, allenfalls ein
amüsiertes Funkeln.
    „Also gut!“, sagte er, nachdem er tief Luft geholt hatte. „Ich bin
Ihnen hinterhergefahren, und dafür habe ich eine kalte Dusche verdient. Aber
bitte ziehen Sie mich nicht den ganzen Abend damit auf!"
    „Okay, okay.“ Sein Gegenüber wurde wieder ganz ernst und legte
freundschaftlich ihre Hand auf seine.
    „Wie haben Sie es eigentlich gemerkt?“, überwand er sich nach einer
Weile zu fragen.
    „Oh, Zufall! Als Sie gegangen waren, hab ich die Blumen gegossen und
gesehen, in welchen Wagen Sie gestiegen sind.“
    Sie machte keine Anstalten, ihre Hand wieder wegzunehmen. Und Chris
hoffte, dass das noch eine ganze Weile so bleiben würde. Nein — eigentlich
sollte es nie wieder aufhören!
    „Ihr Wagen stand immer noch da, als ich aus dem Haus kam. Der Rest war
Intuition und Sache meines Rückspiegels.“ Sie legte den Kopf schief und fragte
dann lächelnd: „Was kann ich tun, um Ihr angeknackstes Ego wieder in die Waage
zu bringen?“
    „Ist mein Ego angeknackst?“
    „Na, Ihrem Gesichtsausdruck nach überlegen Sie gerade, ob Sie den
falschen Beruf haben!“ Beinahe liebevoller Spott klang da mit.
    „Ich sollte vielleicht meine Arbeitstechniken überprüfen. Lassen wir
das Thema endgültig fallen, und ich bin wieder ganz der Alte.“
    „Gut! Reden wir über Ihre Ärztin!“
    „Es gibt lustigere Geschichten“, wehrte er ab.
    „Trotzdem!“

Sechzehn
     
    Es war
enttäuschend gewesen. Sie hatte bei weitem nicht so lange durchgehalten wie
diese Inge.
    Dios! Zwei Tage lang hatte die ihm widerstanden und Befriedigung
verschafft! Ein ums andere Mal war er nach nebenan gegangen und hatte sich über
der Toilette einen runtergeholt. Auch, wenn sie ihm schließlich davongelaufen
war — sie war ganz nach seinem Geschmack gewesen.
    Die hier war viel zu schnell schnell hysterisch geworden. Im Auto
schon, als er noch gar nicht richtig angefangen hatte. Sie nur ein bisschen mit
dem Messer ritzte. Als sie die ersten Male aufschrie, hatte es ihn noch erregt.
Es erregte ihn immer, wenn Frauen schrien. Aber er war kein Dummkopf. Er
hinterließ niemals Spuren. Keine Fingerabdrücke, kein Sperma, nichts.
    Erst als es vorbei war, war er mit dem Wagen ein Stück weitergefahren
und hatte sich im Unterholz befriedigt. Nur einmal. Auch das war enttäuschend
gewesen. Wenn sie richtig lange schrien, brachte er bestimmt zweimal einen
hoch. Und die, die so waren wie die Erste, die ihm wirklichen Widerstand
entgegensetzten, brachten ihn richtig in Fahrt.
    Aber jetzt hatte er es nicht genießen können. Dafür war sie, wie
gesagt, zu schnell hysterisch geworden. Sie hatte nur gewimmert und um ihr
Leben gebettelt, sich gewunden

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