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Fehlt noch ein Baum

Fehlt noch ein Baum

Titel: Fehlt noch ein Baum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irina Tabunowa
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Appetit.
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    19. September 2003
Fettpölsterchen
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    Vera setzt nach und nach Babyspeck an. Es bilden sich Falten und Einschnürungen wie bei einem Spanferkel. Die Wangen reichen von den Augen bis zum Mund. Umihr den Hals zu waschen, muss man erst einmal unter das zweite Kinn kommen. Alle sind entzückt und sagen: »Was für ein Wonneproppen!«
    Auch bei mir sind an einigen Stellen überflüssige Fettpolster aufgetaucht. Aber an denen freut sich keiner.
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    20. September 2003
Wofür man einen Kinderwagen braucht
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    Es ist sehr bequem, zusammen mit dem Kind einkaufen zu gehen. Zum Beispiel haben wir gestern im Kinderwagen eine Melone von vierzehn Kilo transportiert. Für das Kind war kein Platz mehr. Bekannte, die uns unterwegs begegneten, schauten seltsam auf die Melone, die im Kinderwagen lag, und auf Vera, die auf meinem Arm thronte. Ja und? Immerhin gehen wir ja nicht mit einer Truhe in den Wald Pilze suchen!
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    21. September 2003
Pass auf, Baby!
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    Ãœber Veras Bett hängt ein Mobile, das Musik macht. Made in China. Für ein drei Monate altes Kind ist das eine sehr unterhaltsame Angelegenheit. Das Mobile dreht sich nicht nur und zeigt dabei kleine grüne Elefanten und schweinchenfarbene Bärchen – der letzte Schrei –, sondern spielt auch eine nette Melodie. Die kam mir gleich bekannt vor. Sehr sogar. Lange konnte ich mich nicht erinnern, was es ist.
    Als meine Schwester das erste Mal die Karussellmusik hörte, sagte sie zu mir: »Prima, Ira, dass du dem Kind die Melodie von
Der Pate
vorspielst. Soll es ruhig wissen, wo es hingeraten ist.«
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    22. September 2003
Alkohol und Säuglinge
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    Meine Bekannte trank während der Stillzeit öfter mal trockene Weine. Sie meinte: »Das beruhigt das Kind, es schläft dann wie ein Murmeltier.« Eine andere Bekannte, eine Mutter, die alles richtig machen wollte, trank während der Stillzeit nie, aber als das Kind getauft wurde, konnte sie sich nicht zurückhalten und trank Kagor-Wein. Das Kind war den ganzen Abend außer Rand und Band, die gesamte Familie war damit beschäftigt, ihm immer wieder die Fersen aus dem Mund zu ziehen.
    Alkohol wirkt also nicht nur auf Erwachsene völlig unterschiedlich. Alles beginnt viel früher. Auch ein Baby ist eine Persönlichkeit mit allen individuellen Eigenarten. Der eine schläft nach dem Suff komatös, den anderen drängt es, auch alle anderen Flaschen niederzumachen.
    Und ich habe gerade den Ratschlag bekommen, zur Unterstützung der Milchbildung Bier zu trinken.
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    23. September 2003
Meine Bizepse und Trizepse
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    Etwas Schreckliches ist geschehen. Vera hat erkannt, dass es viel angenehmer ist, sich auf Mamas Armen schaukeln zu lassen als in der Wiege. Wie sehr ich diesen Moment auch hinausgezögert habe, nun ist er eingetreten. Jetzt fordert Vera lautstark jeden Abend gegen sechs, sieben Uhr, dass ich sie auf den Arm nehme und vier Stunden herumtrage. Und wenn ich sie nicht hochnehme, schreit sie die vier Stunden garantiert durch.
    Mein schönes Leben ist vorbei. Jetzt bekomme ich Arme wie ein Gewichtheber.
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    28. September 2003
Kindermund
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    Viele Kinderpsychologen sagen, dass Kinder sich an ihre Geburt erinnern können. Knirpse von zwei, drei Jahren könnten ohne Mühe beschreiben, wie sie zur Welt gekommen sind, wenn man ihnen die einfache, direkte Frage stellen würde, ohne irgendwelches Brimborium. Nur wird das, was die Kinder sagen, von keinem der Psychologen zitiert. Vielleicht ist das, was die Kinder erzählen, nur in einer zensierten Version abdruckbar und für wissenschaftliche Zwecke nicht zu gebrauchen?

Erinnerungen an den dritten
Schwangerschaftsmonat.
Entlassung aus dem Krankenhaus
    Ich rief Veras Vater vom Krankenhaus aus an und bat ihn, seine Freunde zu bemühen, mich abzuholen. Und was musste ich hören?
    Â»Liebste, kannst du nicht eine Zeit lang bei deinen Eltern wohnen?«
    Â»Was ist denn passiert?«
    Â»Weißt du, in unserer Wohnung gibt es anscheinend Läuse.«
    Â»Was?«
    Â»Mach dir keine Sorgen, das sind harmlose Kleiderläuse, die leben hauptsächlich in den Klamotten.«
    Â»Woher kommen die denn? Dein Bein ist gebrochen und du gehst nicht raus.«
    Â»Meine Freunde und ich haben lange nachgedacht … Ira, wir sind der Meinung, du hast sie aus dem Krankenhaus mitgebracht. Erinnerst du dich daran, wie du Samstag und Sonntag hier

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