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Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Sie?«
    »Ach – Nebensache. Ich habe mich von Erlenborn trennen müssen – rein privat. Selbstachtung würden andere das hochtrabend nennen. Sie wohl auch.«
    »Und Sie haben Angst, sonst wären Sie doch in Ihrer Wohnung.«
    »Ich habe gelernt, vorsichtig zu sein.«
    »Das war wohl eine Trennung mit Blitz und Knall?«
    »Ja, es war absolut zwingend.«
    »Wollten Sie mit mir darüber sprechen?«
    »Nein – eigentlich wollte ich… aber jetzt … ich weiß nicht recht, jetzt, wo Guido sich verdrückt hat. Dabei hat er mir doch gesagt, er wolle nicht das Kaninchen sein, das von der Polizei gejagt wird. Besser halte ich mich da raus, so wie das jetzt läuft. – Fahndung sagten Sie? – Mordverdacht?«
    »Ja!«
    »Dann lege ich lieber…«
    »Nein, ich bitte Sie! Bleiben Sie am Apparat«, drängte Freiberg beschwörend. »Wir müssen miteinander sprechen, das geht auch telefonisch. Wissen Sie, wo Guido steckt?«
    »Nein, ich höre jetzt zum erstenmal von seinem Verschwinden. Das paßt nicht ins Bild. Der hat doch etwas anderes vor.«
    »Wie kommen Sie darauf?« wunderte sich Freiberg. »Wenn Sie mehr wissen, dann müssen Sie reden. Vielleicht ist noch ein Mensch in Gefahr. Ein Mord zieht schnell einen anderen nach, Marianne.« Er nannte sie beim Vornamen, um die Distanz zu überbrücken. »Sie müssen reden, in Ihrem oder in Siemanns Interesse.«
    Ein kurzes bedrücktes Auflachen. »Ich habe mit ihm nichts mehr zu tun.«
    »Was hat er Ihnen getan?«
    »Nichts – meine Gefühle sind ganz einfach verbraucht.«
    »Was könnte Guido vorhaben, wenn er nicht auf der Flucht ist?«
    »Er will den Mörder suchen und bei der Polizei abliefern. Himmel und Hölle will er in Bewegung setzen. Beim geringsten Verdacht schlägt der alles kurz und klein.«
    »Und davor haben Sie Angst?«
    »Ich? Nein –!«
    »Mein Gott, sprechen Sie doch endlich! Was weiß Siemann? Was hat er Ihnen gesagt?«
    »Das weiß die Kripo schon alles. Er hat am Sonnabend am Rheinhöhenweg einen Wanderer gesehen.«
    »Den mit dem dunklen Anorak?« fragte Freiberg, um ihre Rede nicht verstummen zu lassen.
    »Ja, den mit dem braunen Anorak. Der hatte bei der Wärme sogar die Kapuze auf.«
    »Was sagen Sie? Kapuze auf und brauner Anorak? Das ist neu für mich. Dann glaubt Siemann also, daß dieser Mensch mit dem Mord zu tun haben könnte? Sie auch?«
    »Wieso ich? Ich habe dazu keine Meinung. Aber Guido hat so etwas gesagt wie: Er wisse schon, wo er ansetzen müsse. Ich kann mir darauf keinen Vers machen.«
    »Und keine weitere Andeutung, wen er gemeint haben könnte?«
    »Nein, nichts. Der Guido kennt doch tausend Leute.«
    »Hatte er vielleicht mit Rauschgift zu tun?«
    »Worauf wollen Sie eigentlich hinaus? Ich sollte doch wohl lieber den Hörer…«
    Freiberg sagte schnell: »Dann werden Sie mitschuldig sein, wenn etwas passiert. Bitte, Sie sind doch eine kluge Frau.«
    »Wohl eher eine dumme, wenn ich mit Ihnen noch lange verbunden bleibe«, sagte sie verunsichert. »Haben Sie vielleicht eine Fangschaltung gelegt?«
    »Totaler Unsinn. Das kann allenfalls unter Angabe von zwingenden Gründen beantragt werden. Für die Kripo wird keine Extrawurst gebraten, und für meine Privatnummer schon gar nicht.«
    »Ich will’s Ihnen glauben.«
    »Und ich will Ihnen gegenüber offen sein, Marianne. Wir wissen von Ihrem Gastspiel in der Poppelsdorfer Wohngemeinschaft und vom Tod des Fixers.«
    »Aha, daher weht der Wind. Sie halten mich für Guidos Dealermieze, die den Stoff absetzt. Da kann ich nur sagen, hier irrt die Polizei. Ich habe mit dem Dreckszeug nichts zu tun!«
    Freiberg antwortete, wie sie es getan hatte: »Ich will’s Ihnen glauben. Aber was zum Teufel geht in Guido Siemann vor?«
    »Ich weiß es wirklich nicht.«
    Ihre Antwort wirkte hilflos, klang aber überzeugend.
    Freiberg war wütend: »Verdammt und zugenäht! Dieser falsche Ehrgeiz, selbst den Detektiv spielen zu wollen. Ohne den staatlichen Apparat im Rücken hat das schon manchen das Leben gekostet. Ich hoffe nur, daß wir nicht bald einen neuen Mord aufklären müssen.«
    Marianne Richter war jetzt doch bestürzt. »So ernst sieht es aus?«
    »Ja – und so traurig. Wir haben keinerlei Anhaltspunkte und müssen dem Schicksal seinen Lauf lassen. Vielleicht wissen wir morgen mehr. Ich bitte Sie dringend, morgen früh zum Präsidium zu kommen. Zwischen neun und zehn Uhr bin ich dort. Wenn Sie später kommen wollen, geht das auch. Nur kommen Sie bitte, oder rufen Sie an! Die Zentrale weiß immer,

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