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Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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den Frieden wiederherzustellen. Das umgeworfene Steinkreuz haben unsere Beamten pietätvoll auf das zertrampelte Grab gelegt. – Das wäre alles.«
    »Danke«, sagte Freiberg. Er war wieder knapp mit der Zeit. Zwei Scheiben Brot mit Marmelade und eine halbe Flasche Mineralwasser durften sich Frühstück nennen. Der R 4 schnurrte ab, als wüßte er, daß es darauf ankam, rechtzeitig zur Frühbesprechung im Präsidium zu sein, zu Wenders unchristlicher Zeit, um genau sieben Uhr und dreißig Minuten.
    Die Kommissariate der Kriminalgruppen waren bereits mit ihren Beamten im Besprechungsraum vertreten. Dr. Wenders, Leitender Kriminaldirektor, hatte schon die Kurzberichte vom 5. K. über die Autodiebstähle und vom 4. K. über die neue Serie von Einbrüchen gehört und nach den Chancen der Aufklärung gefragt. Dünn sah es aus, wie so oft. Etwa 25 % Aufklärungsquote bei 21000 Fällen im Jahr dürfte kein schlechtes Ergebnis im Landesvergleich sein. Befriedigend war das aber keineswegs. Seine Gruppe II – Eigentumsdelikte – mußte dringend verstärkt werden. Doch mit Bordmitteln war nichts mehr zu machen.
    »Ich werde dem Innenminister abermals auf den Nerv treten. Wir brauchen mehr Leute«, sagte Dr. Wenders. »Die können uns hier in Bonn doch nicht im Regen stehenlassen.«
    Kommissar Freiberg drückte sich leise durch die Tür auf den erstbesten freien Stuhl. Lupus, Ahrens und noch ein paar Leute nickten ihm zu.
    »Spät nahet er, doch er ist immer willkommen, unser Mordsucher«, begrüßte ihn der Kriminaldirektor. »Arbeit adelt, aber sie entschuldigt nicht. – Nun, wie sieht’s aus mit dem Toten vom Blauen See?«
    »Fahndung Siemann läuft. Sonst keine neuen Erkenntnisse. Kollege Müller hat dafür gesorgt, daß die Tauchergruppe des BGS um zehn Uhr den See nach der Tatwaffe absucht. Vielleicht wissen wir dann mehr.« Den nächtlichen Anruf erwähnte Freiberg nicht.
    »Na, immerhin Bewegung im Laden. Könnte auch durch die Presse breitgetreten werden.«
    »Läuft bereits«, warf Lupus ein.
    Dr. Wenders sah kurz über seine Mitarbeiter hin. »Weitere Bemerkungen? Noch Fragen? Nichts? Danke. – Ende der Vorstellung.«
    Fräulein Kuhnert begrüßte ihre eintretenden und dabei heftig diskutierenden Mannen: »Guten Diensttag, meine Herren. Kaffee vor der Arbeit oder nachher?«
    »Sofort!« sagte Freiberg. »Ich habe von der kalten Plörre schon Läuse im Bauch. Dann an die Fahrzeuge und ab geht die Post. Dame Kuhnert, Sie kommen mit und schreiben mir das erfolgreichste Protokoll Ihres Lebens! – Übrigens, mein Kühlschrank ist leer. Nachfüllung erbeten.« Freiberg gab ihr zwanzig Mark.
    »Ich werde mich seines Innenlebens annehmen«, sagte sie und legte den Geldschein auf ihren Schreibtisch.
    So ganz nebenbei landete Freiberg seine überraschende Bemerkung. »Das war wirklich eine verträumte Nacht. Ich habe mit einer reizenden Dame geplauscht.«
    Die Gespräche verstummten. Alle Augen richteten sich auf ihn. »Fahrt ihr nur schon zur rituellen Fußwaschung. – Ich komme später nach. Vielleicht besucht mich meine nächtliche Anruferin hier.«
    »Wo steckt denn die Wildkatze?« fragte Lupus spontan.
    »Mann, warum rätst du nicht ein bißchen herum? Die ganze Spannung ist futsch. Du bist ‘nrichtiger Pointenkiller«, knurrte Freiberg. »Sie ist hier in Bonn.«
    »Aber nicht in ihrem Apartment«, stellte Ahrens kategorisch fest. »Peters und ich haben abwechselnd die ganze Nacht observiert.«
    »War zwar nicht angeordnet, aber es ist nützlich zu wissen, daß die Richter nicht zu Hause war. Ich muß euch doch tatsächlich loben.«
    »Wer sollte es sonst auch tun«, meinte Lupus. »Also, zu Hause war sie nicht – wo dann, Chef? Wieder in so einer koksenden Wohngemeinschaft?«
    »In Bonn will sie sein. Mehr hat sie nicht gesagt.« Freiberg berichtete über sein Gespräch. »Die hat Schiß, daß ihr einer an den Hals will. Aber meine Hilfe war ihr auch nicht willkommen.«
    »Du hättest dich nicht als Polizist, sondern als Bulle andienen sollen – oder als schnurrender Wildkater.« Lupus genoß diese Vorstellung.
    »Witzbold«, knurrte Freiberg. »Ob sie kommt?«
    »Vergiß es! Die hat andere Sorgen als unser Glück. Uns bleibt die Angeltour am Blauen See nicht erspart. Wir zittern jetzt ab. Auf, satteln wir die Enten.«
    Beamte der Schutzpolizei hatten am Rheinhöhenweg sowie um den Blauen See herum eine lockere Absperrung aufgebaut. Zuschauer mußten auf alle Fälle von der oberen Kante des Steinbruchs

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