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Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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ließ seine Leute aus dem Pol-Bus aussteigen. Die für den ersten Durchgang eingeteilten Taucher hatten ihre Uniform im Bus abgelegt und sprangen in Unterhosen, einige auch schon im übergestreiften Faserpelz oder Trainingsanzug aus der Tür.
    »Heiliger Bimbam!« rief Oberwachtmeister Schmeding, der wenig mehr als nichts anhatte. »Haltet euch bedeckt, Männer, wir werden von einer Dame beobachtet.«
    Lupus klärte auf: »Keine Angst, die guckt euch nichts weg, die läßt sich nicht einmal von Leichen abschrecken. Die Dame gehört zu uns und schreibt ins Protokoll, was ihr euch heute so leistet.«
    »Macht nur weiter mit der Modenschau!« rief Fräulein Kuhnert herüber. »So viel Charme auf einem Haufen erlebt man selten.«
    Die Männer gingen zum Einsatzwagen. Schmeding und ein Kollege zwängten sich in ihre schwarzen Tauchanzüge. Die Naßbiber saßen wie eine zweite Haut auf dem Körper. Das beim Tauchen eindringende Wasser würde vom Körper aufgewärmt werden und eine isolierende Schutzschicht unter dem Neoprenstoff bilden – wie bei den Surfanzügen.
    Inzwischen unterhielt sich der Chef der Gruppe mit dem Taucherarztgehilfen, der seinen Instrumentenkoffer hervorgeholt hatte und ganz nebenbei mehreren Brötchen und einer halben Fleischwurst zu Leibe rückte. Er kaute mit vollen Backen. »War ‘n bißchen knapp heute morgen – und wenn ich die Kerle im kalten Wasser verschwinden sehe, wird mir ganz flau im Magen.«
    Hauptmeister Berning schaute auf die Wasserfläche und meinte: »Der Blaue See hat nur zehn Meter Wassertiefe. Auftauchprobleme dürften wir da keine haben. Deine Druckkammer hätte getrost in Hangelar bleiben können.«
    »Meine Eiserne Minna ist immer dabei. Irgendwer hat doch bestimmt zu viel Stickstoff im Gehirn«, frotzelte der Arztgehilfe.
    »Das kommt dann vom ausgiebigen Frühstück«, konterte Berning. »Aber iß nur – wir brauchen dich. Du warst schon einige Male unser Lebensretter.«
    »Weißt du noch am Bigge-See, wo sich der Kröger am Autowrack verletzt hatte und aus fünfundzwanzig Meter wie der Deubel aus der Kiste hochgeschossen kam. Dem die Haube ab, Tauchkragen und Flossen weg und mit allen übrigen Klamotten, naß wie er war, rein in die Kammer. Den Druck runter auf dreißig Meter Wassertiefe und ab zur DFLR. Diese Fliegerforscher haben dem Burschen dann den Stickstoff ganz langsam aus dem Leib geholt.«
    Berning schlug ihm auf die Schulter. »Mann, das lief! Der Kröger taucht heute übrigens im zweiten Durchgang.«
    Inzwischen hatten drei weitere Männer die Tauchanzüge übergestreift, das Messer am Unterschenkel befestigt und den Tiefenmesser am Handgelenk überprüft. Die kombinierte Kragenweste mit der Preßluftnotflasche diente zugleich als Tarierweste, um den Körper entsprechend der Wassertiefe wie ein U-Boot im Schwebezustand zu halten.
    »Es wird nicht ohne Rettungsleine getaucht!« rief Berning. »Vergeßt nicht die Unterwasserlampen!«
    Die Rettungsleine war auch Signalleine, durch die ein Draht für das Körperschallmikrofon hindurchführte, so daß der Taucher unter Wasser mit seinem Einsatzleiter sprechen konnte.
    Die nicht für den ersten Tauchgang vorgesehenen Männer hatten sich die Atemgeräte über die Schulter gehängt, um sie zum See zu tragen. Einer hatte vorsichtshalber noch eine Bergungsleine mit Karabinerhaken mitgenommen für den Fall, daß sperrige Gegenstände herausgeholt werden mußten. So ausgerüstet zwängte sich eine Menschentraube durch den Hohlweg, die für jeden Maskenball ein Höhepunkt gewesen wäre. Vorweg zwei uniformierte Polizisten, dann in loser Folge Kriminalbeamte, die Froschmänner mit roten und schwarzen Taucheranzügen, BGS-Männer in Uniform oder mit Badehose und T-Shirts, die gelben Preßluftflaschen im Tragegestell über der Schulter – Fräulein Kuhnert mit Stenoblock und Bleistift, Lupus mit dem Sprechfunkgerät und schließlich der Taucherarztgehilfe, der sein letztes Brötchen verdrückte.
    An allen vorbei flitzte der Reporter Mauser nach vorn – die Nikon immer schußbereit.
    »Platz für den Lügenoptiker!« rief Lupus. »Will noch jemand von der schreibenden Zunft vor uns ins Wasser stürmen?« Niemand meldete sich. Mauser konnte wieder exklusiv berichten.
    Lupus stimmte die Polonaise von Blankenese an, und einige summten mit: »…dabei kommt Freude auf.« Er drückte auf die Sprechtaste: »Ahrens, Obacht, wir kommen!«
    »Die können doch nicht jetzt schon besoffen sein«, dachte der und trat an die

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