Fehltritt Im Siebengebirge

und unserem Fund direkt zum Präsidium. Wir müssen schnellstens klären, ob die Spur heiß ist.«
    Mausers Winder produzierte unentwegt sein »sst-klick, sst-klick«.
    »Wann erhalte ich meine Informationen?«
    »Noch vor uns, vermute ich«, rief Lupus ihm zu. »Wir lassen keinen Pressemann verhungern.«
    UNI 81/10 mit Kriminalobermeister Peters stand bereit. Freiberg und Lupus sprangen hinein. »Jetzt aber ab mit Blaulicht und Musik!«
    »Das soll mir nicht schwerfallen!« sagte Peters. Gang rein, Gashebel durchtreten und hochschalten dauerte Sekunden. Der Schotter flog zur Seite.
    »Weißt du, woher das hier stammen könnte?« fragte Lupus und hielt den Fund hoch.
    »O verdammt – mir geht ein Licht auf!« brummte Freiberg.
    »Direkt zum Präsidium?« fragte Peters.
    Freiberg winkte ab. »Das hat Zeit! Auf dem kürzesten Weg nach Kessenich – und volle Pulle, wenn ich bitten darf.« Er griff zum Mikrofon: »UNI für UNI einundachtzig/zehn. Wir fahren nach Kessenich. Drei Mann an Bord.« Er drehte sich zu Lupus um. »Hast du deinen Ballermann dabei?«
    »Ja, Chef, gut eingeschossen und frisch geölt.«
    Die Stimme des Kommissars klang entschlossen. »Jetzt wird es ernst. Wir müssen schneller sein als Guido Siemann.«

 
    Kapitel 19
     
     
     
    Selten hatte ein Kripowagen den Rhein so schnell überquert. UNI 81/10 jagte seinem Heulton hinterher. Für die Bonner Urlauber im Freizeitpark Rheinaue, wo vor noch nicht langer Zeit die Bundesgartenschau für hohe Besucherzahlen und noch höhere Schulden gesorgt hatte, gehörte das Martinshorn zum Alltag. »Wieder so ein exotischer Staatsbesucher, der es eilig hat, bei uns die harten D-Mark zu kassieren«, dachten nicht wenige und ließen ihre Modellschiffchen schwimmen oder fütterten die Enten.
    Ohne den Blick von der Strecke zu nehmen, fragte Peters: »Wohin in Kessenich?«
    »Firma Erlenborn«, antwortete Freiberg und drückte den Info-Geber auf Status 3. Damit war bei CEBI der Einsatz erfaßt.
    »Zum Doppelkorn – den Weg kenne ich. Keine Feier ohne Meier und seinen Behördenrabatt.«
    »Dann tritt mal drauf«, ermunterte ihn Lupus. »Du fährst doch sonst wie ‘ne Wildsau.«
    »Gurte anlegen gilt auch für den hinteren Sitz. Festhalten! Und jetzt wart’s ab«, raunzte Peters zurück.
    Die rotweißen Schilder einer Baustelle auf der Brückenmitte flitzten vorbei. Hart griffen die Bremsen, um einem falsch ausscherenden PKW auszuweichen. Dann heulte der Motor wieder auf.
    »Chef, du meinst, die beiden stecken unter einer Decke?«
    »Lieber Himmel, wie sind wir doch im Porzellanladen herumgetrampelt!«
    »Wieso?«
    »Das Kupferrohr! Mensch, Lupus, überleg mal! Wo verwendet man solche Kupferrohre? In einer Schnapsdestille! Brennblasen, Kessel, Zwischensammler, dazu jede Menge Rohre. Kupfer noch und noch!«
    »Und der Siemann geht dort ein und aus. Aber was gibt das für einen Sinn?«
    »Dieser Klatte, dieser Zollmensch, der hatte den richtigen Riecher, sage ich dir.«
    »Rauschgiftring? Dann kriegt der Siemann dieses Ding hier über die Rübe«, ereiferte sich Lupus und hielt das Kupferrohr hoch.
    »Nein, o Mann, was waren wir doch für Stoffel! Alle Erkenntnisse von Klattes Tisch direkt auf meinen Tisch – alle Fakten vor Augen, und wir stochern mit langen Stangen im Nebel herum!«
    »Chef, meine Stange ist noch zu kurz.«
    »Dafür scheinst du ‘ne lange Leitung zu haben.«
    Brückenende! Peters stieg auf die Bremse und zog das Fahrzeug aus der Schleuderbewegung nach rechts auf die Friedrich-Ebert-Allee. 81/10 schoß auf die linke Fahrbahn. Die Insassen hingen in ihren Gurten.
    »Wildsau! Wußt’ ich’s doch«, knurrte Lupus.
    Freiberg ließ sich nicht beirren. »Umsatz, Lupus. Denk an das dicke Fragezeichen!«
    »Chef, ich bin so eins. Nun klopf mich mal zum Ausrufungszeichen!«
    »Hör zu! Unsere Leiche wollte herausfinden, ob der Erlenborn mit seinem Umsatz die Dumpingpreise durchhalten konnte.«
    Lupus blies die Luft aus. »Mein lieber Mann, Fräulein! Und darum also die Preislisten.«
    »Genau. Erlenborn lieferte den Doppelkorn zehn bis fünfzehn Prozent unter den billigsten Angeboten der Konkurrenz. Klatte hatte gespürt, daß da etwas nicht stimmen konnte. Es gibt so Kerle beim Zoll, die haben das einfach im Urin. Klatte hat uns die einzelnen Puzzlestücke direkt vor die Nase gelegt. Wir mußten sie nur noch zusammensetzen. Ich hätte früher darauf kommen müssen – viel früher!«
    »Im Alkohol liegt Wahrheit«, zitierte Lupus. »Wir hätten mehr