Feierlaune - Eine Facebook-Party

hatten gar keinen Führerschein. Dann musste der Mercedes also dem anderen gehören, dem mit dem Pferdeschwanz.
    Aber wo waren die drei? Womöglich saßen sie hinter den düsteren Scheiben auf dem Rücksitz und lachten sich scheckig über ihn. Florian widerstand nur mühsam der Versuchung, seine Nase an dem dunklen Seitenfenster platt zu drücken und hineinzulinsen. Jozi kam mit fliegenden Ohren herangeschossen, diesmal durch die Büsche auf dem kleinen Hang neben dem Haupteingang. Florian hatte sie eben noch hinter der Eingangstür bellen gehört. Hinter den vier neuen Gästen war die Tür ins Schloss gefallen. Jozi hatte den Umweg über die Terrasse genommen.
    Florian fuhr der Hündin anerkennend über den Kopf.
    Aber Jozi war nicht auf Lob aus. Sie schnappte wieder nach Florians Hosenbein und zog ihn zum Haus zurück.
    Florian folgte ihr den kurzen Hang hinauf. Gleich als er aus den Büschen hinaustrat, sah er die drei. Dave, Mehmed und den mit dem Pferdeschwanz. Sie standen, die Hände in den Hosentaschen, am Pool und schienen die Lage zu peilen.
    Der Pferdeschwanz war Kroate oder vielleicht auch Serbe. Er hatte ein weiches Gesicht, das aber schnell umschlagen konnte und dann überraschend kalt und hart wirkte. Er war eindeutig älter als Dave und Mehmed.
    Ein Junge in grauen Baggys streckte Mehmed seine Hand hin. Sie schlugen die Handflächen gegeneinander. Dann traten sie einige Schritte beiseite und unterhielten sich flüsternd.
    Der Kroate ging ein Stück in die entgegengesetzte Richtung. Er steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie mit einem silbernen Feuerzeug an. Ein Mädchen streckte bittend die Hand nach der Zigarettenpackung aus. Aber der Kroate beachtete sie gar nicht. Er beobachtete Mehmed und den Baggy-Typen.
    Dave stand jetzt allein auf dem Rasen. Jozi jagte im vollen Sprint auf Dave zu. Knurrend umkreiste sie ihn, die Schnauze dicht über dem Boden. Dave trat nach der Hündin, nicht einmal besonders aggressiv, nur um sie zu verscheuchen.
    Dann stutzte er. » He, dich kenn ich doch. Du bist dieser Köter vom Marktplatz.«
    Wieder trat er nach Jozi. Aber diesmal wollte er treffen. Er täuschte links an, wechselte dann überraschend das Bein und traf die Hündin am Bauch. Jozi jaulte laut auf und wurde Richtung Pool geschleudert. Erst wenige Zentimeter vor dem Rand fing sie sich.
    Dieser Arsch, dachte Florian. Was bildet der sich ein? Kommt hierher und tritt meinen Hund!
    Er ging schnurstracks auf Dave zu. Dave hatte ihn noch nicht bemerkt. Er wandte sich gerade dem Mädchen zu, das den Kroaten um eine Zigarette gebeten hatte. Er musste irgendwas gesagt haben. Das Mädchen lachte auf diese besondere Weise, die zeigte, wie sehr es ihr gefiel, dass er überhaupt mit ihr redete.
    Florian merkte, dass seine Schritte langsamer wurden. Als ob er gegen einen Widerstand ankämpfen musste. Am liebsten wäre er unauffällig zur Terrasse abgebogen.
    Er hatte Schiss.
    Aber wenn er jetzt kniff, wenn er auch nur anfing, nachzudenken und seine Chancen abzuwägen, dann war alles aus. Dann hatte er für immer verloren.
    Dave hatte ihn immer noch nicht bemerkt. Er flirtete mit dem Mädchen.
    Eine Millionstelsekunde lang überlegte Florian, ob er ihn nicht einfach an der Schulter packen, ihn herumwirbeln und ihm voll eins aufs Kinn hauen sollte.
    Kino.
    Aber was dann? Warum hatte ihm nie jemand gesagt, wie man mit Leuten fertigwird, die sich wahrscheinlich jedes Wochenende prügeln? Für ihn selbst würde es die erste echte Prügelei überhaupt sein. Mal abgesehen von dem Schlag, den er Kevin vorhin verpasst hatte.
    Aber so weit musste es ja gar nicht kommen.
    Und wenn doch?
    Auf der Terrasse entstand plötzlich Bewegung. Ein Junge in einem blauen Sweatshirt stürzte aus dem Haus. Er musste ziemlich besoffen sein. Sein dunkelblondes Haar stand in alle Richtungen. Mit unsicheren Schritten stolperte er über den Rasen und sah sich hektisch um, als suche er etwas.
    » Platz!«, lallte er. Er schob Florian beiseite und fiel gegen Dave, der sofort herumfuhr und schon die Faust gehoben hatte, um zuzuschlagen. Dann gab er dem Betrunkenen einen Stoß. » Hau ab, Mann!«
    Der Junge stolperte weiter, blieb abrupt stehen und sah sich wieder hektisch um. Plötzlich stürzte er auf den Pool zu und ließ sich am Beckenrand auf die Knie fallen.
    » Nicht!«, schrie ein Mädchen entsetzt.
    Kreischend stürzten die Nackten, inzwischen waren es mindestens ein Dutzend, nach allen Seiten aus dem Wasser.
    » Du