Feierlaune - Eine Facebook-Party
paddelnde Hündin mindestens einen Meter vom Poolrand weggedrückt wurde.
Das Mädchen sprang auf. » Du verdammtes Arschloch!« Ihre Stimme überschlug sich vor Empörung.
Gelächter.
Florian versuchte wieder, sich loszureißen. Sofort schlossen sich die Hände von Mehmed und dem Kroaten fester um seine Handgelenke und Oberarme.
» Ruhig, Kleiner«, hörte er die näselnde Stimme des Kroaten. » Oder willst du mal richtig den Boden küssen?«
Er zog Florian zu den Steinplatten hinüber. » Aber hier auf den Platten. Dein Zahnarzt reibt sich schon die Hände.«
Florians linker Arm wurde ruckartig nach oben gerissen. Er schrie auf, als er den Schmerz in der Schulter spürte. Sein Oberkörper zuckte nach unten. Florian schloss erschrocken die Augen, als ihm die roten Steinplatten entgegenkamen.
Das war’s, dachte er und sah sich schon als zahnloser Mummelgreis seinen Milchbrei löffeln.
Warum half ihm denn keiner?
Plötzlich war wieder dieser stechende Schmerz in seiner Schulter. Er wurde so abrupt hochgerissen, dass irgendetwas bedrohlich in seinem Genick knackte.
» Letzte Warnung«, sagte der Kroate und redete weiter von ausgeschlagenen Zähnen und gebrochenen Nasenbeinen.
Florian hörte gar nicht zu.
Jozi hatte inzwischen wieder fast den Poolrand erreicht. Ihr Paddeln wurde immer kraftloser. Das Mädchen kniete jetzt auf dem Beckenrand. Sie beugte sich vor und streckte der Hündin ihre Arme entgegen.
Dave fuhrwerkte wieder mit dem Kescher über der Wasseroberfläche herum. Zuerst sah es tatsächlich so aus, als wolle er Jozi aus dem Pool fischen. Aber gerade als das Mädchen Jozi mit der einen Hand am Halsband fassen wollte, stieß Dave ihr den Kescher gegen die Brust. Ihre Finger glitten an dem schwarzen Lederband ab. Sie verlor das Gleichgewicht, ruderte Halt suchend mit den Armen und setzte sich auf den Hintern.
Dave lachte und schob Jozi mit dem Kescher in die Poolmitte zurück.
Dieser verdammte Arsch!
Florian versuchte wieder, sich loszureißen. Warum tat denn keiner was? Es waren doch genug Leute da. Waren die alle total besoffen? Oder vielleicht bekifft? Die konnten doch nicht tatenlos dabei zuschauen, wie dieser Dreckskerl seinen Hund umbrachte!
Jozi war so erledigt, dass sie zweimal kurz hintereinander unterging. Aber sie gab nicht auf. Sie paddelte die ganze Zeit weiter mit ihren kleinen Pfoten. Wenn sie den Kopf wieder aus dem Wasser bekam, sah sie sich hektisch um. Als suche sie ein rettendes Ufer. Oder nach ihrem Herrchen.
Florian war es jetzt egal, was mit seinen Zähnen und mit seinem Nasenbein geschah. Er hatte Jozi aus Johannesburg mitgebracht. Er hatte sie aus dem sonnigen Südafrika in diesen beschissenen deutschen Norden verfrachtet. Er konnte sie jetzt nicht einfach von diesem Drecksarsch ersäufen lassen.
Es gelang ihm, seinen linken Arm loszureißen. Gerade als er sich auf Mehmed werfen wollte, hörte er von der Terrasse her Kevins Stimme.
» Jozi!«
Kevin rannte auf den Pool zu.
» Da hat einer reingekotzt!«, warnte ihn jemand.
» Na und?«
Aus dem Anlauf heraus hechtete Kevin in das Becken, dass es nur so platschte.
» Ihhh!«, schrien einige und stürzten davon.
Dave brachte den Kescher zwischen Kevin und Jozi. Er versuchte, Jozi von Kevin wegzuschieben. Aber Kevin packte den Kescher mit der einen Hand und schob ihn weg. Mit der anderen fasste er die erschöpfte Hündin am Halsband und hielt ihren Kopf über Wasser.
Dave ging dichter an den Beckenrand heran. Er zielte sorgfältig und versuchte, Jozi unter Wasser zu drücken.
Aber Kevin hatte die Hündin sicher am Halsband. Wütend drehte er sich zu Dave um, der schon den nächsten Angriff mit dem Kescher startete. Diesmal stieß er Kevin unter Wasser.
» Okay«, rief Kevin, als er prustend wieder hochkam. » Mach weiter so! Aber du musst uns schon beide umbringen!«
Eine warme Welle durchlief Florian.
Kevin, dachte er.
Kevin, alter Kumpel. Das vergess ich dir nie.
fünfzehn
Wie er wieder aussah! Mitten auf der Nase einen schwarzen Ölfleck und auf der Stirn, dicht über dem linken Auge, eine rote Schramme, die er vermutlich noch gar nicht bemerkt hatte. Und so war er auf dem Fahrrad durch die halbe Stadt gefahren. Aber wenigstens war er wieder da. Anna war unruhig gewesen, so allein in der Wohnung.
Sie hatte den Fernseher eingeschaltet, aber den Ton so leise gestellt, dass sie kaum etwas verstehen konnte von der Dokumentation über eine Dau, die mit dem Monsunwind an der Küste des Indischen Ozeans
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