Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)
ging. Sehr weit.
Vielleicht eines Tages zu weit.
Dennoch, bis auf weiteres konnte es nicht schaden, an der Seite Sigams zu bleiben. Sollte der Ehrgeiz des Agelon befriedigt werden, würde er sich derer erinnern, die ihm von Anfang an geholfen hatten. Nomar gehörte dazu und er nahm sich fest vor, die daraus ergebenen Chancen zu nutzen. Auch er hatte seinen Ehrgeiz, und dieser ging über eine gehobene Stellung auf einer der unwichtigen Benilon-Welten deutlich hinaus. Wenn Sigam derjenige war, der ihm helfen konnte, diesen Traum zu verwirklichen, war Nomar bereit, bis zu einem gewissen Grade sein Schicksal mit dem des Agelon zu verbinden.
Die Rede des Admirals hatte geendet. Militärmusik wurde aufgespielt. Anschließend trat der Akademiedirektor vor und begann, die Rekruten namentlich aufzurufen, damit diese vortreten und ihre Diplome abholen konnten. Traditionsgemäß wurden die Agelons als erste aufgerufen und im aktuellen Abschlußjahr gab es zwei aus dieser weitläufigen Sippschaft, ein entfernter Cousin Sigams und dieser selbst.
Als Sigams Name aufgerufen wurde, war dies gleichzeitig das Signal für die Rekruten, sich entspannen zu dürfen. Ohne mit Repressionen rechnen zu müssen, sah Nomar sich um, musterte die Menge der zivilen Gäste, als Sigam langsam auf die Bühne schritt. Sein Blick fiel auf eine zierlich gebaute Orathonin, die fast regungslos in der aufgeregten Menge stand und deren Augen auf den Agelon geheftet waren.
Nomar runzelte die Stirn. Er hatte diese Frau schon einmal gesehen, in Sigams Begleitung - während eines Ausfluges an einem der wenigen freien Tage. Sie gehörte offenbar zum Haushalt des Moga, denn er hatte sie zu einer anderen Gelegenheit im Hause des Herrschers kennengelernt, als Anstandsdame einer der Frauen des Herrn über das Orathonische Imperium. Offenbar hatte sie Gefallen an Sigam gefunden, sonst hätte sie diese Zeremonie nicht aufgesucht.
Nomar widmete sich wieder den Geschehnissen auf der Bühne, auf der Sigam gerade seine auf wertvollem Papier gedruckte Offiziersurkunde entgegengenommen hatte und triumphierend der Menge hochzeigte. Applaus brandete auf. Noch während Benilon in den Beifall einfiel, erkannte er, daß Sigams Augen den Blick der jungen Frau suchte, die er in der Menge entdeckt hatte.
Aha, es ist also etwas dran , dachte er halb belustigt, als Sigam die Bühne verließ, um seinem Cousin Platz zu machen. Und dann fiel ihm auch der Name der Frau wieder ein: Santarra hieß sie.
Er war sich sicher, in Zukunft noch mehr von ihr zu hören.
3. Kapitel
Der Sommerpalast des Moga Agelon war ein weitläufiges und ineinander verschachteltes Gebäude, umgeben von Parks, Sportanlagen und anderen Erholungseinrichtungen. Ein privater Raumhafen gehörte ebenso zu dem streng bewachten Anwesen wie ein Gleiterparkplatz, Wohnhäuser für die zahllosen Bediensteten und eine Wachkaserne für Einheiten der Leibgarde des Herrschers über das Orathonische Imperium. Sigam kannte den Palast seit seiner frühesten Kindheit und vage konnte er sich an unbeschwerte Momente mit seinen Spielkameraden in den Gärten der Anlage erinnern.
Jeden Sommer, wenn es die Pflichten der Regierungsführung erlaubten, kam die gesamte engere Agelon-Familie hierher, um für einige Wochen Urlaub zu machen. Tatsächlich wurde das normale politische Tagesgeschäft durchgehend fortgesetzt: Moga empfing Vertreter kleinerer Familien, nahm Bittgesuche entgegen, konferierte mit Vertretern des Admiralsstabes und erledigte das Maß an Verwaltungsarbeit, dem sich auch ein unumschränkter Diktator nicht entziehen konnte. Tatsächlich sah die engere Agelon-Sippschaft ihr Oberhaupt nur selten und der Urlaub galt, wenn überhaupt, nur für jene, die keine dauerhaften Verpflichtungen hatten.
In diesem Sommer auf Khara gehörte Sigam zu diesen Begünstigten. Nach zwei Jahren Dienstzeit auf einem Hantelraumer war er befördert worden, nicht nur, weil er ein Agelon war, sondern auch, weil seine Vorgesetzten sich ausnehmend zufrieden mit den Leistungen des jungen Offiziers gezeigt hatten. Sigam hatte, so bescheinigten sie in geheimen Dossiers an den Moga, zweifelsohne Führungsqualitäten, eine schnelle Auffassungsgabe und trotz mancher Tendenz zu Wutanfällen in Krisensituationen immer den Überblick. Er hatte auch gelernt zu gehorchen, was Moga besonders erfreut hatte, denn die Aufsässigkeit war immer Sigams größte Schwäche gewesen.
Hätte er gewußt, welche Selbstbeherrschung Sigam seine
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