Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)
flüsternd. Sie war im Verlauf von Sigams Monolog selbstsicherer geworden, in ihre Augen war ein berechnender Glanz getreten.
»Und wenn ich erst dieses Ziel erreicht habe, kann ich mir unter allen Frauen des Reiches meine Hauptfrau erwählen«, sagte der Mann nun mit gesenkter Stimme. »Unter allen, Santarra!«
»Ja«, wisperte diese. Diesmal war sie es, die Sigams Schultern ergriff. Er zog sie an sich heran.
»Du brauchst aber mehr als Karriere und Beziehungen, Sigam«, flüsterte Santarra. »Ich bin lange genug bei Hofe, um das erkannt zu haben. Ein dritter Faktor ist absolut notwendig.«
»Ich weiß, was du meinst«, murmelte Sigam nachdenklich. »An meiner Karriere arbeite ich und das mit Erfolg. Ein System von Beziehungen baue ich seit meiner Schulzeit auf. Doch all dies benötigt ein wichtiges, zentrales Schmiermittel!«
»Geld!«
»Ja, Geld. Und je mehr, desto besser.«
Santarra dachte einen Moment nach.
»Ich denke, ich kann dir helfen, Sigam. Du solltest mit meinem Onkel Elidon reden. Er wird dir die richtigen Türen öffnen, wenn ich ihn darum bitte. Er ist kinderlos, und ich war immer seine Lieblingsnichte. Er ist Butter in meinen Händen.«
»Elidon?« Sigam kannte nicht viele aus Santarras Familie, die zu einer der kleineren innerhalb des Gefüges der FAMILIE gehörte, mit wenig Besitz, aber doch einem gewissen Einfluß. Sigam fiel ein, daß er Santarra nie gefragt hatte, woher dieser Einfluß kam.
Santarra lächelte.
»Elidon. Der Vorsitzende der Börse von Orathon.«
Ein verstehendes Grinsen überzog Sigams Gesicht. War Khara auch das politische Zentrum des Reiches, die alte Heimatwelt Orathon war das ökonomische. Und in der Börse von Orathon wurde das Geld gemacht, das das Reich am Leben hielt.
Der Onkel Santarras war ihr Vorsitzender. Damit waren zwei Fragen geklärt: Worin der Einfluß ihrer Familie lag und wie Santarra ihm helfen konnte.
Sigam verschloß Santarras Mund mit einem Kuß. Langsam senkten sich die ineinander verschlungenen Körper auf das Bett. Bald war nur noch die Laute eines leidenschaftlichen Liebesaktes in dem abgeschiedenen Raum zu hören.
Details konnten jetzt warten.
*
»Ehrenwerter Agelon!«
Elidon Utnatan machte eine tiefe Verbeugung. Sigams abwehrende Handbewegung bekam er erst mit, als er sich wieder aufgerichtet hatte. Normalerweise schätzte der Sohn des Moga jede Form der Ehrerbietung, doch er war hierher gekommen, weil er etwas wollte - nicht, weil er Befehle zu geben beabsichtigte.
Santarra hatte Wort gehalten und noch in kürzester Zeit ein Treffen mit Elidon vereinbart. Es hatte gut gepasst, daß Sigams AVT-Diskus zusammen mit seinem Geschwader für einen Turnus von drei Monaten zur Heimatflotte nach Orathon beordert worden war. Dies war um so passender, als Sigam von seinem Freund Nomar erfahren hatte, daß die Kompanie, die dieser mittlerweile befehligte, für den gleichen Zeitraum zum Systemschutz eingesetzt war. So unwahrscheinlich es auch war, daß jemals ein laktonisches Kriegsschiff auch nur in die Nähe der zentralen orathonischen Systeme kam, es gehörte zur üblichen Praxis, die Einheiten zwischen der Front und der Heimatflotte wechseln zu lassen, damit alle im Falle eines Falles über die örtlichen Gegebenheiten einigermaßen Bescheid wußten.
Die Orathonen mochten siegesgewiß sein, dumm waren sie nicht.
Elidon war für einen Orathonen sehr hochgewachsen, maß fast ein Meter achtzig und überragte den eher gedrungenen Sigam damit um einiges. Seine Kopffedern wirkten etwas matt, der Mann hatte ein hohes Alter erreicht und war schlicht, jedoch exquisit gekleidet. Sein Büro war geschmackvoll und teuer eingerichtet und seine Bediensteten wirkten beflissen und vor allem diskret. Sigam war zuversichtlich, daß kein Wort dieser Unterredung die Wände des Büros verlassen würde und das gesamte Ambiente strahlte aus, wonach der aufstrebende Agelon suchte: Geld. Sehr viel Geld.
»Keine übertriebene Ehrfurcht, edler Elidon.« Obgleich Sigam höflich war, zeigte die Benutzung des Vornamens, daß er durchaus die Rangunterschiede zu betonen imstande war. Der ältere Mann wies auf eine gemütliche Sitzecke. Auf kleinen Beistelltischen standen Erfrischungen bereit.
»Bitte, setzt Euch, edler Agelon«, bat der Börsenchef. Nachdem sie es sich gemütlich gemacht hatten, kam er sofort zum wesentlichen, was Sigam, der ungern Zeit mit Plauderei vergeudete, sehr entgegen kam.
»Meine Nichte Santarra hat mir gegenüber angedeutet, daß Ihr
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